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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blieb stehen – und schrie.
    »Inge! Inge!«
    Aber es war nicht Rosis normale Stimme, es war ein Schrei, der in einer Art Horror-Kiekser abbrach. Zuerst hatte Inge noch an einen der typischen Rosi-Witze gedacht, doch jetzt wußte sie: Das ist Ernst. Auch sie rannte nun zur Straße. Dort vorne war Rosi. Sie bewegte sich nicht, stand nur, hatte die Hände vor dem Gesicht …
    Zögernd, Schritt um Schritt, ging Inge näher. Und dann sah sie es auch … Es waren fünf Stämme. Und drei davon lagen parallel zum Ufer mit all den Zweigen und dem Gestrüpp, das zu ihnen gehörte. Die beiden anderen hatten sich in einem schrägen Winkel dazu verkeilt. Und in dem Dreieck, das dort entstanden war, da schwamm etwas, war festgehakt. Ein schwarzes nasses Tuch, irgendwie von unten aufgeblasen, rundgewölbt und schimmernd … Und da war etwas anderes, das weiß war, unnatürlich, schrecklich weiß … Ein Schuh mit einem Menschenfuß …
    »Der ist tot!« schrie Rosi gerade. »Das ist 'ne Leiche, 'ne richtige Leiche … Der ist tot, tot, tot …«
    Später sollte Rosi erzählen, der Fuß und die Hand des Mannes hatten ausgesehen wie ein Saumagen. Ihr Vater war Metzger … Aber jetzt kam sie Inge entgegengekeucht, fiel hin, war selber ganz weiß im Gesicht. Sie kämpften sich den Hang hoch, und als sie oben waren, ohne Atem, nach Luft schnappend, begann Rosi zu schreien: »Schwester Beate! Schwester Beate! … Dort unten, da ist einer! Da ist 'ne Leiche, Schwester Beate. Da ist ein Toter, ein Toter! …«
    ›Altmühlstraße‹ las der Kommandoführer, eine stille Wohngegend, genau wie er es vermutet hatte. Er ließ den Transporter jetzt ganz langsam rollen und drehte den Kopf. »Und?«
    Die Nummer zwei gab keine Antwort. Der Beifahrer hing mit geschlossenen Augen etwas nach vorne und konzentrierte sich auf die Einstellung des Peilsenders. Er hatte das kleine Kästchen auf den Knien.
    »Also, was ist?«
    »Alles in Ordnung. Wir sind richtig.«
    »Was heißt das?«
    »Fahr weiter. Ich hab' sie jetzt ziemlich nah. Dort vorne, ja, siehst du … an der Ecke, da muß es nach links gehen.«
    Der Kommandoführer wich einer Baustelle aus, hielt sich in der Straßenmitte und bog ab. Die Straße war ziemlich kurz. Ein Schild konnte er nirgends sehen. Er warf einen Blick auf den Ausschnitt der Stadtkarte, den er am Steuerrad befestigt hatte, um sich über Fluchtmöglichkeiten zu orientieren.
    Es hatte kein besonderes Problem bereitet, in die Personalgarage des Klinikums einzudringen und die kleine, gerade fingerlange Metallröhre des Senders am Chassis des schwarzen Porsche anzubringen, dessen Nummer sie ihm durchgegeben hatten. Der Besitzer war einer der Ärzte, der Ex-Mann des Zielobjekts. Die Frau hatte mit ihm im Klinikum gesprochen. Soviel stand fest. Und der Fotograf, den er beinahe über den Haufen gefahren hatte, war auch dabei gewesen. Wahrscheinlich war nicht nur ihr Ex-Mann, wahrscheinlich war sie selbst ganz in der Nähe … Auch die Zentrale war dieser Meinung. Na, das wäre ein Glück!
    Die Nummer zwei stieß ihn in die Seite: »Dort, das gelbe Haus …«
    Parkplätze gab's. Er fuhr rechts ran und stellte den Motor ab. Von hier waren es noch keine hundert Meter bis zu dem Haus, auf das die Nummer zwei gedeutet hatte.
    »Und jetzt?«
    »Moment.«
    Der Kommandoführer griff zum Telefon, drückte die Nummer der Zentrale und schilderte die Situation. »Nein … anzuzapfen, da ist keine Chance. Ich sehe keinen Verteiler. Ist hier nicht so einfach, die ganze Gegend ist mit Glasfaser verkabelt.« Er richtete sich steif auf. »Im Ernst?« Dann sagte er: »Okay. In Ordnung …«
    Die Nummer zwei starrte ihn fragend an.
    »Plan B«, sagte der Kommandoführer.
    »Jetzt? Hier?«
    »Später. Den Zündbefehl geben sie noch durch. Aber das Ding müsse angebracht werden. Wenn's nicht zu riskant sei … Und das ist es nicht. Ich seh kein Schwein. Also los. Versuch's wenigstens.«
    Der Mann nickte. Er öffnete die Seitentür, und als er dann wieder zum Vorschein kam, hing ein rot-grün karierter Matchsack von seiner Schulter. In dem Matchsack befand sich eine durch Fernsteuerung auszulösende Autobombe, die sich mittels eines Haftmagneten ohne viel Schwierigkeiten an der Unterseite eines Auto-Chassis oder eines Kotflügels anbringen ließ.
    Der Kommandoführer lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und sah, wie der andere die Straße entlangschlenderte, bis er den flachen Sportwagen erreichte. Er sah, wie der Mann sich rasch bückte, hinter

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