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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem Dach eines anderen Wagens verschwand und dann wieder auftauchte und weiterging.
    Na also!
    Er ließ den Transporter wieder anrollen, stoppte. Erneut nahm die Nummer zwei neben ihm Platz.
    »Und?«
    »Kein Problem.« Die Nummer zwei grinste müde. »Nur ein einziges: Ich glaube langsam, daß sie in Cannero jetzt völlig bescheuert sind.«
    »Nicht nur jetzt«, knurrte der Kommandoführer. »Das sind die schon seit einiger Zeit …«
    Die Welt war dunkler geworden. Im Westen, dort wo sich das Tal öffnete, wuchs eine dunkle Wolkenwand hoch, Tennhaff verließ das ›HQ5‹, die Kommandozentrale der Abteilung 5, um hinüber zum ›Torre‹ zu gehen. Sehr eilig bewegte er sich nicht, obwohl sich in ihm das Gefühl verstärkte, als schnurre die Zeit wie ein Gummifaden zusammen. Doch diese Minuten brauchte er, um über die nächsten Schritte zu entscheiden. Alles, was er gerade erfahren hatte, in erster Linie dieser ›Plan B‹-Irrsinn, machte jede Atempause unmöglich.
    Er mußte handeln. Sofort.
    Tennhaff schlug den Kragen der gefütterten Jacke hoch. Ein leichtes Schneetreiben hatte eingesetzt, kaum sichtbar noch, doch er fühlte bereits die kühle, flüchtige Berührung winziger Flocken auf der Stirn.
    Er ging noch langsamer.
    Dort drüben die beiden Bell-Hubschrauber! Der eine, der sie gestern hierher gebracht hatte, kam nicht in Frage. Tennhaff war nicht sicher, ob er bereits aufgetankt worden war. Der andere hatte die Nummer ›166‹ auf der Seite aufgepinselt.
    Die Zementplatten des Weges bedeckte bereits eine leichte weiße Schicht. Wenn der Schneefall so blieb, war er zu verkraften, doch wenn er sich verstärkte, wenn die Wolke dort oben all den Schnee herunterschickte, den sie in sich trug …
    Nicht daran denken! Langsam gibt es nur noch Sachen, an die du besser nicht denkst …
    Tennhaff ging jetzt schneller und schätzte dabei noch einmal die Entfernung von dem Haus dort, in dem Kati wartete, dem dritten in der ersten Reihe, zum Landeplatz ab. Sechzig, siebzig Meter, mehr sind das nicht … Kein Problem, die wird sie in wenigen Sekunden schaffen. Doch es gab noch das andere Risiko: ihre Nerven. »Robert, glaub's doch, ich hab's kapiert. Du brauchst es mir nicht zu wiederholen: Sobald der Motor läuft …« Falls sie wirklich alles verstanden hatte, würde sie den Schneid aufbringen? Sie muß! Herrgott noch mal, sie muß …
    Tennhaff traute es ihr zu.
    Hinter den Glasscheiben des ›Torre‹ ging das Licht an. Auch dort wurde es langsam zu dunkel …
    Robert passierte den Eingang und blieb erst mal stehen. Von außen mochte der Bau für einen Schlag gegen den Magen sorgen – innen jedoch! All der Marmor, all das Kiefernholz, die Granitquader, erhellt von geheimnisvollem, verdecktem Licht … Aber dies war wirklich nicht der Moment, sich vom Geschmack des Omega-Architekten beeindrucken zu lassen … Tennhaff drehte sich zum Empfangstresen, hinter dem ihn eine der GW-Schönheiten erwartungsvoll ansah. Ansah? Anstrahlte!
    »Das Casino, bitte?«
    »Oh, das Casino? Gleich im ersten Stock. Da kannst du aber auch den Lift nehmen, Bruder. Oder du gehst über die Zentraltreppe rauf. Und oben gleich rechts …«
    »Aha!«
    Was bist du lieb, Schwester! Er sagte es nicht, er ging zur Zentraltreppe. Marmor natürlich … Oben noch mehr Holz und Gott sei Dank auch Glas. Die beiden Bells schienen ihm von hier aus zum Greifen nahe.
    Auch wenn sein Verstand meuterte und der Hals ein wenig eng wurde, in die linke, in die ›Hundertsechsundsechzig‹ hatte Tennhaff sich bereits verliebt. Er versuchte, sich das Cockpit der alten russischen NVA-Hubschrauber in Erinnerung zu rufen. Wendezeiger, Variometer, Kurskreisel, Drehflügeleinstellung. Er war gerade bei den Pedalen angelangt, während er die Tür mit den imposanten Messingbuchstaben Casino aufschob.
    In dem großen, holzgetäfelten Raum hätten hundert Personen Platz gehabt, wenn sie dagewesen wären. Trotz der Tischleuchten und des ganzen Luxusschnickschnacks, den man von Edeltreffpunkten schließlich erwarten kann, wirkte der Saal jetzt mit den paar verlorenen Figuren so vereinsamt wie ein Fußballplatz nach einem verlorenen Spiel.
    Auf der rechten Seite gab es vier Nischen für die besseren Herrschaften. Eine davon war besetzt. Tennhaff sah Ted Roccas Betonkopf. Neben ihm saß Walcott, Roccas rechte Hand in der Euro-Zentrale. Die drei anderen kannte Robert nicht. Vielleicht waren sie auch Abteilung-5-Leute oder sie gehörten zur Europa-Spitze. Sie steckten die

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