Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nicht mein Krankenhaus. Das ist die Ambulanz in der Nußbaumstraße.«
    »Was du nicht sagst …«
    Jan legte ihr den Arm um den Rücken, sanft, beinahe streichelnd – der Arztgriff. So hielt er sie, schob ein wenig nach. »Geht es so?«
    Natürlich ging es so. Nur, es war ihr so verdammt schlecht … Jans Gesicht verschwamm, die Wände dahinter auch, noch schlimmer war die Schwäche. Und trotzdem, irgendwo in Dos Schädel begann es schon wieder zu ticken. »Was war da los?« flüsterte sie. »Wie ist das passiert?«
    »Später.«
    »Was ist mit dem Porsche?«
    »Der? Totalschaden. Versicherungsfall … Ich wollte schon längst einen neuen.« Jan lächelte. »Und jetzt krieg' ich ihn auch.«
    »Wie schön für dich. Aber was, Herrgott noch mal, war los?«
    »Ich sag' doch, Do, das hat Zeit …«
    Doch dies war eine Ausrede, schlimmer noch, eine glatte Lüge. Nichts hatte mehr Zeit. Es wurde Do klar, als sie zehn Minuten später durch den Hinterausgang in einen nassen, düsteren Hof geführt wurde. Dort wartete ein Krankenwagen der Malteser. Der Fahrer rannte und riß die Tür auf. Tommi Reinecke rieb sich sein Gesicht, und Jan verstärkte schon wieder den Druck um Dos Ellbogen.
    »Komm, steig ein und leg dich auf die Trage.«
    »Ich brauche keine Trage, verdammt noch mal.«
    »Trotzdem«, sagte er. »Sonst haben wir keinen Platz da drin.«
    Das wurde ja immer besser! »Was soll denn das? Ich hab' doch keine Gehirnerschütterung.«
    »Nein. Hast du nicht. Das haben wir schon kontrolliert.«
    »Warum dann?«
    Die Tür klappte zu, und Do lag tatsächlich auf der Trage. Der Fahrer ließ den Motor an, der Wagen glitt zum Ausgang.
    »Was soll das, Jan? Wo fahren wir hin?«
    »Zur Polizei«, sagte er. »Darüber waren wir uns doch einig, oder?«
    Als die Benommenheit verschwand, war um Tennhaff nichts als Kälte und weiße Helligkeit. Das erste, was er genau wahrnahm, war ein süßlicher Geschmack nach Eisen und daß anstelle von Kiefer und Gaumen nichts vorhanden war als pelzige Gefühllosigkeit.
    Er versuchte Luft zu holen, schluckte statt dessen Blut, hustete, bekam dann auch Luft, doch nur durch den Mund. Die Nase war ein heißes, pulsierendes, undurchlässiges Stück Fleisch.
    Scheiße! Aber du lebst!
    Er bewegte den Kopf. Das ging. Dann hörte er eine Stimme, und sie war klar, hell und voller Angst. »Robert? O Robert … Robert, lebst du?«
    »Anscheinend.«
    Das war eine dämliche Antwort, und zur Strafe spuckte er prompt Blut und dazu noch einen Zahn aus.
    »O Robert!«
    Kati hielt seinen Kopf. Er öffnete die Augen und sah ihr Gesicht und dahinter von dickem Schnee befrachtete Zweige. Jedesmal, wenn Kati sich bewegte, löste sich eine dieser Schneeleisten und fiel auf sie herab. Nun wurden Robert bereits viele Dinge auf einmal klar: Einmal, daß der bittere Ölgestank von dem immer noch warmen Triebwerk kommen mußte, das sich noch keine vier Meter von ihnen entfernt in den Schnee gebohrt haben mußte, nachdem es einen ganzen Baum abgesäbelt hatte. Dann, daß es das Leitwerk nicht mehr gab, sondern nur noch die zertrümmerte Kabine, und daß die zertrümmerte Kabine wiederum seitlich am Hang lag und der Aufprall durch die Schonung gemildert worden war. Robert sah ein Rotorblatt, das steil in den Himmel ragte. Und wieder Katis Gesicht, das hübscheste Mädchen – was heißt Mädchen? Das hübscheste Frauengesicht, in das er je geblickt hatte. Und das besorgteste.
    »Robert, o Robert, da bist du ja wieder …«
    »Ja, und ob«, nuschelte er.
    »Und ich hatte solche Angst.«
    Er versuchte sich aufzurichten. Es ging nicht. Oder doch, nachdem Kati ihm den Sicherheitsgürtel gelöst und die verdammte Kabinenstrebe zurückgebogen hatte, die ihn einklemmte. Woher nur nahm sie die Kraft? Nun beugte sie sich über ihn, und ihr Haar streifte all das Blut in seinem Gesicht. Robert streckte die Muskeln, rollte sich zur Seite, fiel in den Schnee. Nicht zu glauben: Sie hatten es geschafft! Wenigstens vorläufig …
    Er richtete sich auf, nahm eine Handvoll Schnee, rieb sich trotz der Schmerzen das Gesicht sauber, versuchte zu grinsen, was ziemlich weh tat, und probierte es als Ersatz dann mit einem »Hätten Sie vielleicht einen Spiegel in Ihrer Handtasche, gnädige Frau? – Und die Puderdose …«
    »O Robert!«
    Da zog er sie an sich, preßte seinen schmerzenden Kopf an ihr Gesicht und hätte sie am liebsten nie mehr losgelassen …
    Schmal, ziemlich schmächtig hing er in seinem Sessel im Vernehmungszimmer der ›Soko

Weitere Kostenlose Bücher