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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jetzt stieg er in seinen Jaguar, schob noch einmal die Hand aus dem Fenster, ließ kokett die Finger spielen – dann rollte der große schwarz-grüne Wagen durchs Tor und verschwand.
    Jan machte Do die Tür auf. »Na?«
    Er würde den Teufel tun und irgendeine Geschichte von einem grauen VW erzählen.
    »Fahr zu. Reden wir später darüber …« bat sie.
    Er fuhr nicht an. Er sagte: »Nein, jetzt.«
    »Was willst du hören? Ich hab' sein Okay für den Bericht. Sogar für einen Aufmacher. Aber er kommt mit der alten Arie: Und was ist daran bewiesen? Was hat diese schreckliche Geschichte in Starnberg mit der GW zu tun? Schmidt-Weimar will diese verdammte Diskettenübergabe abwarten und mir dazu seinen Anwalt, einen Privatdetektiv und weiß der Teufel sonst noch was zur Verfügung stellen.«
    Sie steckte den Daumen in den Mund, und wie sie so zornig auf ihrem Nagel herumbiß, ähnelte sie einem verzweifelten Kind.
    Er sagte: »Da würde ich aber die Polizei vorziehen!« und ließ den Motor an.
    Sie fuhren in Richtung Grünwald. Am Straßenrand tauchte ein als Forsthaus getarntes Restaurant auf. Dann gab es wieder nur Wald. Zwischen den Stämmen schimmerten die Villen der Schönen und Reichen. Es herrschte nur spärlicher Verkehr. Im Rückspiegel und sehr weit entfernt tauchte ein kastenförmiger Wagen auf. Jan ertappte sich dabei, daß er das Gaspedal durchtreten wollte. Er ließ es sein. Er würde sich doch nicht von jedem blöden Lieferwagen, der an einen VW-Transporter erinnerte, verrückt machen lassen.
    »Natürlich hat er irgendwie recht«, hörte er Do sagen. »Wenn mir jemand einen derartigen Fall schildern würde, hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert. Doch für mich ist das reine Hinhaltetaktik.«
    Ein ganzer Pulk von Fahrzeugen schoß an ihnen vorbei.
    Der ›Kasten‹ war nicht darunter …
    »Das ist es aber nicht«, fuhr Do fort, »das nicht. Es ist etwas anders.«
    »Und?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn ich es mir jetzt überlege, finde ich alles irgendwie merkwürdig. Schmidt-Weimar ging es die ganze Zeit um diese blöden Disketten … Ob ich die verdammten Dinger denn wirklich nicht in Hilpers Haus gesehen hätte … Ob ich absolut sicher wäre, daß sie dort nicht existierten. Und jetzt kommt das Größte: Wenn ich sie schon nicht hätte, ob ich mir sicher wäre, daß Tommi sie in einem unbeobachteten Moment nicht eingesteckt hätte.«
    »Tatsächlich?« Do hatte recht. Trotzdem, wieso sollte Schmidt-Weimar nicht diese Frage stellen? Vermutlich traute er Tommi Reinecke alles mögliche zu …
    »Wir müssen sofort mit Tommi reden, Jan. Hat er sich nicht gemeldet?« Tommi besaß Jans Mobil-Nummer und wußte, daß sie zusammen waren. Falls Do tatsächlich nicht ohne ihn zur Polizei wollte, gab's nur eines: ihn ausfindig zu machen. Und das möglichst sofort.
    Jan nahm das Funktelefon von der Konsole und streckte es ihr hin. »Da! Ruf Lobko an.«
    Es schien zu klappen. Do sprach bereits, doch Jan konnte sich nicht auf das konzentrieren, was sie sagte. Er hatte anderes zu tun: Vor allem den VW-Transporter beobachten, der im Außenspiegel auftauchte. Und das war er … Sicher, graue VW-Transporter gab es viele, aber nur einen in dieser Sonderlackierung, diesem tief dunklen Hitler-Wehrmacht-Grau … Diesen Wagen hatte Jan tatsächlich schon gesehen: auf dem Klinikparkplatz.
    Er war's! Jan hatte ihn jetzt direkt hinter sich, da die anderen, die ihn gerade überholt hatten, nun langsamer fuhren, zurückfielen und die Überholspur zu sperren drohten. Eine Ampel. Sie stand auf Rot. Und drei Fahrzeuge dahinter. Was nützt dir da ein Porsche?
    »He!« hörte er Do sagen. »Das ist er doch!«
    Ja. Das war er. Und damit tauchte die interessante Frage auf, ob der VW nachvollziehen konnte, was er, Jan, ihm jetzt vormachte, denn es gab noch eine Lücke, gleich links vor der Verkehrsinsel. Jan bat seinen alten guten 111er und dessen Untergestell um Verzeihung, gab Gas, ließ die Breitwandreifen aufbrüllen, rasierte über den matschigen Rasenstreifen der Verkehrsinsel, richtete den Blick bereits auf die Gegenfahrbahn, rechnete mit allem, das ja … aber nicht mit dem gemeinen Stoß an der linken Seite und dem schlimmen Ächzen verbogenen Blechs, dem schrecklichen Krach!
    »Jan! Jan!« schrie Do.
    Er verfluchte sich in dieser Sekunde. Und verfluchte vor allem den schäbigen runden Betonklotz mit dem roten Streifen am Ende, gegen den er gefahren war. Einen Meter hoch war das Ding. Der Meter hatte gereicht …
    Und

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