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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diesmal nahm der Kommissar die ganze Hand. Der Kopf des Gefangenen flog zurück.
    »He! Ich unterhalte mich mit Ihnen. Und ich hab' verdammt wenig Zeit. Sie sollten also zuhören. Und nicht nur aus Höflichkeit – in Ihrem Interesse.«
    Lombard starrte ihn an. Die Augen waren aufgerissen, und die hochgezogene Oberlippe entblößte eine Reihe kleiner braun verfärbter Zähne.
    »Ob Nummer 3 oder Nummer 9, ist mir scheißegal, Lombard – aber hinter wem seid ihr her? Das will ich wissen. Was hattet ihr vor?«
    Staatsanwalt Weissner ließ die Mundwinkel noch tiefer sinken. Offensichtlich fand er, daß Heininger sich nicht korrekt benahm. Sollte er …
    Aber der Kommissar hatte Lombard losgelassen, und das war ein Fehler. Er hatte nur für einen Augenblick die Hand weggenommen, doch Lombard sah darin wohl seine Chance und nutzte sie. Blitzschnell flog seine Hand zum Mund, es war die linke, die unversehrte. Er legte den Kopf zurück … Heininger, der die Bewegung nur aus den Augenwinkeln mitbekommen hatte, handelte genauso schnell. In einem jähen, völlig unbewußten Reflex schlug er zu. Etwas blitzte im Licht, als es durch den Raum flog. Heininger bückte sich danach, pflückte es vom Boden …
    Es war eine Kapsel. Sie war durchsichtig und enthielt eine gleichfalls durchsichtige Flüssigkeit. Heininger wog sie in der hohlen Hand, knipste die Schreibtischlampe an und hielt die Hand unter den Schirm. Mit Lombard war eine geradezu dramatische Veränderung vorgegangen. Er saß nicht mehr ungerührt wie eine Puppe da, er sackte buchstäblich in sich zusammen. Der Kopf sank nach vorne, die Schultern zuckten.
    Der Staatsanwalt starrte Heininger an. »Was ist denn das?«
    »Wenn ich's wüßte … Weiß der Teufel … Vielleicht Drogen, vielleicht Gift? Ich geb's den Leuten vom Labor.«
    »Ah.«
    »Wissen Sie, Herr Staatsanwalt, das muß ja nun wirklich ziemlich langweilig für Sie sein … Reine Vernehmungsroutine.«
    »So? Langweilig?« Weissner leistete sich ein dünnes Grinsen. »Daher weht der Wind?«
    »Man könnte so sagen, Herr Staatsanwalt.«
    »Na dann …« Der Staatsanwalt ging zur Tür. Er schloß sie so leise, daß nicht mal Heininger es hörte.
    Er drückte auf den Knopf seiner Hausanlage. »Pozner, komm doch mal rüber.«
    Die zweite Tür des Büros öffnete sich, und ein dicker Mann in einem karierten Hemd trat ein.
    »Bring das runter zu den Labor-Typen und sag ihnen, sie sollen mir sofort Bescheid geben, wenn sie herausgefunden haben, um was es sich handelt.«
    »In Ordnung.«
    Pozner war verschwunden. Ludwig Heininger steckte die Hände in die Taschen und stand drei Sekunden vollkommen in sich versunken da. Dann ging er zum Schreibtisch, zog eine Schublade auf und nahm ein Päckchen Papiertaschentücher heraus. Er legte es auf den Tisch und betrachtete wieder den Gefangenen. Er hörte dessen trockenes Schluchzen und sah auf das gelockte dunkelblonde, schweißfeuchte Haar und zwei zuckende Schultern.
    »Schluß jetzt!« Heiningers Stimme hatte sich vollkommen verändert, sie klang höher, in einem unangenehmen, rasiermesserscharfen Kommandoton. Er stand jetzt an der Schreibtischecke, und gleich darauf war er mit einer schnellen Drehung über Lombard, riß dessen Kopf an den Haaren zurück, sah, wie die weit geöffneten Augen sich schlossen, griff in die Tasche, schob rasch einen Pfropf zerknüllter Papiertaschentücher in den zu einem Schrei aufgerissenen Rachen, gleichzeitig griff er mit der linken Hand von hinten nach Lombardis Nase und drückte sie zu. Die Adern an Lombards Schläfen schwollen an, die Augen schienen herauszuquellen, das Gesicht verfärbte sich tief rot. Er versuchte, mit den Armen nach Heininger zu schlagen, zog die Knie an, doch seine Bewegungen wurden schwächer und schwächer.
    »Ersticken«, sagte Heininger an seinem Ohr. »Das ist Ersticken … So fühlt sich so was an.«
    Er lockerte die Finger etwas, damit Lombard ein wenig Luft holen konnte. »Genau so … Und so hat das auch die alte Frau erlebt. ›Projekt Starnberg durchgeführt‹, steht im Notizbuch. Mit Uhrzeit. So wurde das gemacht … Und so war das auch mit dem Mann, den ihr in den See gekippt habt, diesem Hilper …«
    Wieder schlug der Gefangene aus, hämmerte die Absätze auf den Fußboden, der Stuhl rutschte, kippte, der Kommissar ließ ihn fallen. Lombard lag auf der Seite, das Gesicht fahl, keuchte und rang nach Luft.
    Heininger ließ sich auf die Knie nieder und sah ihn an. Der Mann weinte, war fertig. Endlich

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