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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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VII‹, der Sonderkommission für organisiertes Verbrechen, dem falschen Paß zufolge siebenundzwanzig Jahre alt, was sogar stimmen konnte, die rechte Hand, den rechten Arm bandagiert, im Gesicht noch immer Spuren von Rauch und Ölschmiere, die Lederjacke zerrissen, Jeans und Turnschuhe blutverschmiert. Er hing da und starrte leichenblaß und hohläugig zur Decke.
    Da stand nun der Name ›Louis Gerard Lombard‹, doch wie er wirklich hieß, war nicht aus ihm herauszubringen – noch nicht.
    »Also von vorne: In dieser ›Rue Willems‹ in Brüssel sind Sie jedenfalls nicht gemeldet. Da haben wir uns bereits erkundigt.«
    Schweigen.
    »Na, kommen Sie schon, viel Spaß macht mir das auch nicht.«
    Kopfschütteln. Gut, dieses Problem war jetzt nicht so wichtig, wenigstens sprach er deutsch, wenn auch etwas umständlich und mit holländischem oder flämischem Akzent.
    Kommissar Ludwig Heininger, Chef der ›Soko‹, warf einen kurzen fragenden Blick zum Fenster. Dort lehnte Staatsanwalt Weissner, hatte die Beine übereinandergeschlagen und zeigte sein übliches ausdrucksloses Pokergesicht.
    »Und von einer Sekte, die sich GW nennt, haben Sie natürlich nie etwas gehört?«
    Schweigen.
    »Und auch nicht von einer Abteilung 5, die innerhalb der GW so etwas wie Polizei, Ordnungs- und Terrororganisationen darstellt?«
    Der Gefangene streckte die Fingerspitzen der linken Hand und behielt die rechte zur Faust geballt. Er hob beide Hände etwas hoch und ließ sie wieder fallen. Diesmal machte er sich noch nicht einmal die Mühe, den Kopf zu schütteln.
    Heininger überwand sich, tat drei Schritte und hob ihm mit dem angewinkelten Zeigefinger den Kopf hoch.
    »Ich hab' Sie etwas gefragt.«
    »Ja … ja, Sie fragten.« Es kam dünn und zitternd, und das Zittern konnte man ihm noch nicht mal verübeln nach allem, was hinter ihm lag. »Und ich hab' gesagt: Nein … Und ich hab' gesagt, was Sie mich können … Und ich hab' gesagt, daß ich Anwalt will. Wo ist Anwalt?«
    »Der wird schon kommen. Anwälte haben zu tun … Benachrichtigt haben wir ihn.«
    Heininger brachte seine Stirn näher zu dem Kopf des Verhafteten, wollte ihn dazu bringen, ihn anzusehen, aber es klappte nicht. »Gut, bleiben wir also bei Lombard. Wie die Sache nun mal liegt, Lombard, haben Sie heute morgen da draußen in Grünwald eine ganz spezielle Nummer abgezogen. Und aus diesem einfachen Grund ist für Sie auch eine ganz besondere Abteilung zuständig. Wir nämlich – Und wir sind so etwas ähnliches wie eure Abteilung 5, könnte man sagen …«
    Heininger zog einen Stuhl heran. »Und bei uns gibt's Material über euch, ziemlich viel sogar. Wir wissen also einiges. Und das wissen wir schon länger … Aber jetzt hat uns ihr toter Kollege endgültig auf die Sprünge geholfen.«
    Der Gefangene zeigte auch jetzt keine Angst, er schüttelte nicht angewidert den Kopf, sagte nicht ›Na und?‹ Er blickte nur auf die bandagierte Hand.
    »In einem Punkt sind wir uns wohl einig: daß Sie heute 'ne Menge Glück gehabt haben. Als die Bombe explodierte, saßen Sie hinten und sind gleich durch die Tür geflogen. Aber Glück muß nicht anhalten. Mit Ihrem Kollegen war's ja auch ein bißchen anders … Für das, was wir von dem noch zusammenklauben konnten, braucht man nicht mal 'ne Orangenkiste. Etwas aber blieb uns doch von ihm. Das hier …«
    Heininger drehte sich zu seiner Schreibtischplatte und nahm einen durchsichtigen Plastikbeutel hoch, der ein rechteckiges Notizbuch enthielt. Es war in einen biegsamen schwarzen Umschlag gebunden. Er hob es hoch und wedelte damit vor Lombards Augen herum.
    »Das hier! – Intakt, wie Sie sehen. Bloß die Ecke hier ist ein bißchen zerfleddert. Ein Glücksfall, wirklich. Und ein echter Glücksfall ist erst der Inhalt. Ich habe ihn mir vorgenommen. Und dann gab ich das Buch meinen Leuten. Die haben auch manches begriffen, ganz schön viel sogar. Aber leider bleibt noch jede Menge unklar. Und dabei, glaube ich, könnten Sie uns helfen …«
    Heininger bekam keine Antwort. Nichts als ein kurzes pfeifendes Atemgeräusch war zu hören. Es ließ noch nicht einmal darauf schließen, daß Lombard überhaupt zugehört hatte.
    »Zum Beispiel die Sache mit den Nummern. Daß er, ich meine den Mann mit dem Notizbuch, der Chef war, also die Nummer 1, das ist uns klar. Aber nehmen wir mal Sie … Was sind Sie? Die Nummer 3, die Nummer 9? Wieviel von euch schwirren hier überhaupt durch die Gegend?«
    Diesmal reichte der Zeigefinger nicht,

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