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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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technischer Raffinesse.«
    Do saß ganz steif da. Er hob beruhigend die Hand. »Keine Sorge, wir werden die Truppe unschädlich machen. Schon jetzt ist sie, nach unserer Einschätzung nicht mehr operationsfähig … Gut, einem dieser Leute gelang es, in der Krankenhausgarage einen Sender im Porsche von Herrn Professor Schneider zu installieren, die Signale brachten das Kommando dann in die Altmühlstraße, und dort wurde die Bombe plaziert.«
    Do stöhnte und hielt sich die Schulter. »Und ich dachte, die wollen die Menschen lieben, wollen eine bessere, eine andere Welt.«
    »Eine andere Welt schon, aber ihre! Ich kenne das Propagandamaterial: Liebe heißt in der GW bedingungsloser Gehorsam.«
    »Dieser Mann, der überlebte, dieser Mann hat also gesprochen?« Sie brachte die Worte kaum über die Lippen. »Haben Sie ihn nach meiner Tochter gefragt?«
    »Ja, natürlich. Er weiß nichts von ihr. Er gehört zu einer Sonderabteilung ihrer Euro-Zentrale. Und die ist nicht für junge Mädchen, sondern für Terror zuständig.«
    »Moment mal«, sagte Jan. »Die bringen dieses Zeug, diese Bombe bei mir an – und ihr Wagen fliegt in die Luft?«
    Die Sandwichs wurden gebracht, dazu ein gewaltiger, ziemlich mitgenommener, mit bunten kleinen Bären verzierter Thermobehälter. Beides, Essen und Kaffee, blieb unberührt. Heininger erklärte, wie sich der Sprengkörper bei Jans verwegenem Fahrmanöver vom Porsche gelöst haben mußte und dann in die Fahrbahn des Killerkommandos geriet.
    »Einen astronomischen Glücksfall nennt man so was wohl«, schloß er und beobachtete mit mißbilligend gerunzelter Stirn Tommi Reinecke, der sich gerade zum dritten Mal seinen Zigarillo anzündete. »Der Mann, den ich gerade vernahm, ein Belgier, befand sich im Laderaum und flog raus. Auch der hatte ein Riesenschwein.«
    Do saß in sich versunken da. Alles, was sie vernommen hatte, klang zu ungeheuerlich, als daß sie es sofort begreifen und verarbeiten konnte. »Und jetzt?« sagte sie schließlich. »Was geschieht jetzt?«
    »Jetzt?« Er sah sie an, räusperte sich und massierte sein Kinn. Die Falten in seinem Gesicht schienen noch tiefer als zuvor. »Jetzt sind Gott sei Dank die Dinge endlich in Bewegung geraten. Die Staatsanwaltschaft spielt mit, und damit nicht nur der Justizminister, sondern auch das Innenministerium. Die Einsatzbefehle sind raus. Wir haben die Untersuchungserlaubnis für Schönberg. Die Aktion wird morgen beginnen. Morgen früh … Sogar die Schweizer und Italiener sind benachrichtigt. Einer meiner Leute ist gerade nach Mailand geflogen. Natürlich ist das Risiko hoch, die haben überall ihre Kontaktleute. Wahrscheinlich werden sie Wind bekommen. Aber wir müssen das Risiko eingehen. Uns bleibt gar keine andere Möglichkeit, verstehen Sie?«
    Sie griff nach Jans Hand. Kati, dachte sie, um Himmels willen, Kati! Was gingen sie die Schweiz oder Italien an? Aber Schönberg … Und morgen? – Endlich war es soweit: Morgen würde sie Kati sehen! Vielleicht …
    »Kann ich dabeisein?« fragte Do. »Ich muß, Herr Kommissar. Ich mache mir solche Sorgen um meine Tochter …«
    »Schwierig. Und dann noch mit diesem Arm?«
    »Es ist nicht mein Arm, es ist meine Schulter. Und ich bin schließlich nicht nur Mutter, ich bin auch Journalistin.«
    »Das ist ja das Problem. Ich habe Ihnen dies alles nur mitgeteilt, weil ich davon ausgehe, daß Sie sich ab jetzt strikt an meine Anweisungen halten, schon im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit.«
    »Und was sind das für Anweisungen?«
    »Für gefährdete Zeugen oder auch für verdeckte Ermittler, die in Schwierigkeiten sind, haben wir hier ein paar Sicherheits-Unterkünfte.«
    »Im Präsidium?«
    »Nein, das sind ganz hübsche, bequeme, aber streng bewachte Wohnungen. Dort werden Sie sich heute nacht aufhalten müssen, heute nacht – und solange, bis keine Gefahr mehr besteht.«
    »Und morgen? Wenn Sie Schönberg durchsuchen …«
    Ludwig Heininger wiegte bekümmert den Kopf. »Na gut, ich werde mich mit dem Staatsanwalt in Verbindung setzen. Sie bekommen von mir Bescheid …«

11
    Die schwere Tür aus dunklem Kastanienholz knarrte. Der Ziegengeruch wurde stärker. Tennhaff bückte sich. Der Boden war weich und trocken. Zu Staub zerfallene Streu, Erde und Mist …
    »Ich mag Ziegen«, hörte er Kati hinter sich sagen. »Ich mag auch, wie sie riechen. Ich hab' sie immer gemocht.«
    Er leuchtete mit der Stablampe umher.
    »Wir könnten doch die Fensterläden aufmachen, Tennhaff?«
    »Ja«,

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