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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Welt von oben, sahen vielleicht eine Fichtenschonung, sahen eine dunkle, steil abfallende Wand, an deren Fuß es einen Steinhaufen gab. Daß es sich dabei um das Granitdach einer Hütte handelte, schienen sie nicht zu erkennen.
    Jetzt beschrieb der schwarze Punkt eine Kurve, kam dadurch wieder näher, flog aber – Gott sei Dank – weiter diese Kurve, vollendete sie und verschwand im Süden. Dort mußte ›La Torre‹ liegen …
    »Siehst du, Tennhaff!« rief Kati. »Ich hab's dir doch gesagt.«
    Er drehte sich um. Sie legte ihm die Hände um den Nacken und sah ihn an. Und dann sagte sie: »Herrgott, Robert, nun gib mir einen Kuß! Vielleicht schaffst du es auch mit der blöden Nase?«
    Er schaffte es. Und als er Kati losließ, benommen von soviel Glück, streichelte sie ganz sanft seine Augen und lächelte.
    »Jetzt will ich einen Tee, Robert. Und Hunger hab' ich auch.«
    Die entscheidende Meldung über das, was sich wirklich anbahnte, die Meldung, die das ganze Ausmaß der Katastrophe blitzartig erhellte, kam nicht aus Genf, obwohl die GW dort das effektivste Informantensystem aufgebaut hatte. Sie kam auch nicht aus der Bezirksstadt Intra, wo ihre Kontaktleute selbst bei Gericht waren – nein, sie kam von einem kleinen Capo der italienischen Finanzpolizei, der Guardia di Finanze , und dieser wiederum hatte sie von einem Maresciallo, einem Carabinieri-Feldwebel. Die Nachricht kam nach Einbruch der Dunkelheit, kurz vor zwanzig Uhr. Ted Rocca zögerte keine Sekunde, sie sofort persönlich an Legrand weiterzugeben. Es ging nicht anders. Der ganzen Desaster-Serie, die da in München gelaufen war, mußte man mit einem neuen Konzept begegnen. Der ›Plan B‹ war ad acta gelegt. Nicht realisierbar. Wie auch? Fünf Mann der Einsatzgruppe hatten den Befehl, sich auf eigene Faust in die Schweiz abzusetzen, was nicht einfach war. Die deutschen Kontaktleute waren zurückgezogen worden und warteten auf weitere Anordnungen. Da nach den letzten Informationen die deutsche Polizeifahndung auf Hochtouren lief und gleichfalls eine Polizeioperation gegen Schloß Schönberg angeordnet worden war, hatten sich die vier restlichen Kommando-Mitglieder, und zwar der harte Kern, bereits in Schönberg verschanzt.
    Schönberg aber?
    Nun, Arjun würde sein Fanal bekommen.
    Durchführbar jedenfalls war diese Operation: Im Geheimdepot im Keller von Schönberg lagerten genug Sprengstoff und Munition, um Schloß und Umgebung in die Luft zu sprengen und dann die Ruinen noch tagelang zu verteidigen. Rocca hatte die Ware schließlich selbst in Dutzenden von Flügen hinschaffen lassen. Jetzt machte sich diese Voraussicht bezahlt.
    Als Ted Rocca sich dies alles überlegte, war er im Jeep bereits auf dem Weg zum Turm. Es war eine klare Nacht. An Tennhaff wollte er nicht denken, das hatte Rocca sich befohlen. Er durfte sich durch nichts und schon gar nicht durch irgendwelche Emotionen wie Haß und Zorn von seinem Job ablenken lassen. Tennhaff und die Kleine würden sie sich holen. Morgen, dachte Rocca, seid ihr dran! Der Schneefall beginnt schon nachzulassen …
    Rocca war einer der fünf, die im Euro-Zentrum einen Schlüssel zu Omegas Privataufzug besaßen. Oben empfing ihn einer von den Sicherheitsleuten, die Omega ›meine Leibengel‹ nannte. Dieser ›Leibengel‹ hieß Manu, war Franzose, blond und ganz schön kräftig. Manu befand sich stets in Omegas Begleitung, und der Teufel mochte wissen, zu was er sonst noch gebraucht wurde …
    »Ich muß zum Chef«, sagte Rocca.
    Der Typ überragte ihn fast um einen Kopf. Er lächelte. Die Art, wie er lächelte, genügte.
    »Komm. Meinst du, ich hätte Lust, meine Zeit auch noch mit Idioten zu verlieren?« Rocca versuchte, ihn zur Seite zu schieben. Es ging nicht. Zum Glück meldete sich Omegas Stimme in dieser Sekunde. Sie kam aus dem Ankleidezimmer.
    »Was ist denn, Manu?«
    »Monsieur Rocca ist hier, Meister.«
    »Ted? Na, laß ihn herein.«
    Omega stand vor einem mannshohen Spiegel. Auch das noch! Rocca dachte es fast hilflos. Auch noch Purpur! Purpur mit Gold, dieser kaftanähnliche Priesterornat für die Ring-Weihe, oder wie immer Omega es nannte. Und was tut er? Er pudert sich? – Pudert sich doch tatsächlich das Gesicht!
    »Der ist zu hell, Manu. Ich brauch' einen dunkleren Ton.«
    »Ja, Meister.«
    Der ›Leibengel‹ trat näher. Er nahm eine andere Puderdose und verteilte den Puder sorgfältig auf Omegas Wangen. Dann kam der Lidstrich. Dieses Pinselchen in Manus Pranken, das Gesicht, das

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