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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…« Sie berührte sie flüchtig. »Und außerdem, du würdest das doch nicht kapieren.«
    »O doch. Wieso nicht? Schließlich hab' ich eine Tochter, und die ist auch …«
    Er kam nicht weiter. Kati legte ihm die Hand auf die Lippen. »Tennhaff, fang nicht schon wieder damit an. Wann wirst du endlich mit diesem komischen Tochterkomplex fertig? Und außerdem, sie ist siebzehn, hast du gesagt – und ich bin einundzwanzig.«
    Und dann tat sie etwas, das ihn so überraschte, daß er sich hilflos und wie gelähmt fühlte. Ihre Hand schob seinen Pullover hoch. Es war dieselbe Hand, die das Hemd aufknöpfte, über seine Haut strich und nun ruhig und warm auf seiner Brust lag.
    »Das sind vier Jahre, Tennhaff … Vier Jahre Unterschied.«
    »Na, unglaublich, was?« Er versuchte es mit Ironie. Ihre Hand wanderte weiter. »Richtig! Unglaublich. Was verstehst du schon davon? Ich werde dir zeigen, was vier Jahre Unterschied sind. Und überhaupt, soll ich dir etwas sagen, Robert? – Nein, besser nicht … Das heißt, wieso eigentlich nicht? Aber es ist gut so, wie es ist, denn du hast es fertiggebracht, Tennhaff. Ich hab' mich … ich hab' mich in dich verliebt. Was sagst du nun?«
    Was gab es da zu sagen? Er blieb überwältigt und stumm. Außerdem: Kati hatte recht, mit seiner Nase war nichts anzufangen.
    »Soll ich dir noch etwas sagen, Tennhaff?«
    Sie sagte es nicht. Robert hatte sich ganz schnell aufgerichtet. Sanft schob er ihre Hand weg.
    »Was ist denn?« fragte sie irritiert.
    Er sah sie an. »Das Feuer! Schnell!«
    Sie begriff sofort und sprang auf. Sie hatte den Schöpflöffel, der auf dem Kaminbord lag, schon in der Hand, riß das brennende Holz auseinander, während Tennhaff die Flammen mit einem alten Lappen zu ersticken versuchte.
    Das Feuer erlosch. Und jetzt war es ganz deutlich zu hören: das Summen eines Hubschraubermotors, das rhythmische Klopfen der Drehflügel – ja, ganz deutlich, aber nicht allzu nah.
    Tennhaff ging zur Tür und öffnete sie. Das Geräusch kam von Westen. Zum ersten Mal konnte er die Umrisse der Berge ausmachen, so klar und deutlich standen sie gegen den silbergrauen Himmel, als seien sie mit schwarzer und weißer Tusche gezeichnet.
    Herrgott, wenn du wenigstens wüßtest, aus welcher Richtung du selbst gekommen bist! Diese gezackte Linie mit dem Dreiergipfel, dann der einzelne hohe Berg dort? So nahe können diese Berge doch nicht beim Torre-Gebiet liegen, denn ihre Konturen hast du nie gesehen …
    Kati stand hinter ihm. Robert spürte den sanften Druck ihres Körpers. Für Sekunden war das Motorgeräusch etwas leiser geworden – doch da war es wieder, kam näher!
    »Geh rein, Kati!« sagte Robert.
    »Und? Was ändert das? Die sind zu weit entfernt.«
    Sie hatte recht. Wieder wandte er den Blick nach Westen, dort, wo dies verdammte Kiste herumgurken mußte. Wieso zeigte sie sich nicht? Und wieso, zum Teufel, fing es nicht wieder an zu schneien? Ein paar lächerliche Flocken, die gab's, weiße Punkte, die ab und zu wie zum Hohn vor seinen Augen tanzten. Vorhin noch hatte Robert den Schnee verflucht, jetzt wünschte er ihn sich inbrünstig herbei.
    »Geh rein«, sagte er wieder. »In meiner Jacke, in meiner Brusttasche, da ist eine Pistole.«
    »Du bist ja verrückt. Wozu brauchst du eine Pistole? Ja, bist du noch zu retten, Tennhaff? Es passiert nichts. Du wirst es sehen.«
    »Das sagst du.«
    »Ja. Der wird uns nicht finden«, flüsterte Kati an seinem Ohr.
    Er drehte sich zu ihr. »Und woher weißt du das?«
    »Weil ich's weiß. Weil's nicht im Fahrplan steht, in keinem Programm, Tennhaff. Im Programm steht nämlich, daß uns keiner mehr etwas kann. Niemand! Und im Programm steht vor allem, daß wir bald in einem kleinen hübschen Hotel ein Bad nehmen und dann in einem Superbett liegen werden. Verstehst du?«
    Er holte tief Luft. Sie war – sie war wirklich unglaublich! Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, doch da rief sie: »Da kommt er!«
    Ja, da kam er, ein schwarzer Punkt in der Öffnung, die die drei Felszacken dort links bildeten. Er stieg höher, aber nicht in Richtung Osten, nein, nicht auf sie zu. Unbewegt, wie festgenagelt, hing der Helikopter dort oben … Vielleicht überlegen die sich gerade, welchen Kurs sie nun nehmen sollen, dachte Tennhaff. Vielleicht haben sie die Ferngläser an den Augen. Bestimmt sogar.
    Tennhaff spürte, wie sich Katis Hand in seinen Arm krampfte. »Die kommen nicht, Robert. Die kommen nicht …«
    Sie kamen auch nicht. Sie betrachteten

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