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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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antik, dazu aus Schmiedeeisen. Ramon war mächtig stolz darauf, er hatte sie in Spanien zusammenhämmern lassen. Zu dem babyblauen Hausanstrich wollten sie trotzdem nicht passen.
    Kati schob die Tür auf, und da stand Ramon, hatte den schwarzen Lockenkopf in den Zigarettenautomaten gesteckt und reparierte irgend etwas. »Was hast du es so eilig um diese Zeit?«
    »Was heißt denn um diese Zeit? Es ist halb elf.«
    »Trotzdem«, sagte Ramon und richtete sich auf. »Guck doch rein. Niemand da. Nur ein einziger Vogel.«
    Es stimmte: Das Toledo war leer bis auf einen Typ, der in einer Ecke saß. Er hatte ein Glas vor sich. Daß man ihn überhaupt wahrnahm, lag an einem verirrten Sonnenstrahl, der sein helles Haar aufleuchten ließ.
    Kati setzte sich dorthin, wo es Licht gab: an die Fensterreihe zur Straße.
    »Deinen Kaffee, Kati?« fragte Maria, Ramons Kellnerin, von der Theke.
    Kati nickte. Doch Maria brachte nicht nur den Kaffee, sondern gleich auch die beiden schwäbischen Brezeln mit Butterstückchen.
    »Ein Super-Service heute. Dabei hab' ich sie noch nicht mal bestellt.«
    »Du nicht. Der andere.«
    »Der andere?« Kati begriff erst, als Maria den Kopf zur Ecke drehte. Er saß da wie zuvor. Neben dem Glas lag ein Buch. Nun hob er den Kopf und stand auf.
    Auch das noch! dachte Kati.
    »Kann ich …«
    Sie goß ihren Kaffee ein, führte die Tasse an den Mund, dann sah sie den Mann an. Er war zwar groß, aber viel zu dünn, das hatte sie schon festgestellt, als er herankam. Auch sein Gesicht war reichlich mager. Aber sein Lächeln war warm, herzlich und irgendwie entwaffnend wie das eines Kindes. Mit der rechten Hand schob er unablässig eine blonde Haartolle zurück, die in seine Stirn fiel. Das Hübscheste an ihm waren die Augen. Sie lagen ziemlich tief in den Höhlen und waren von einem intensiven Grüngrau, dessen Farbe noch durch die langen Wimpern verstärkt wurde. Es war ein Blick, der jeden Widerstand zur Seite schieben wollte und gleichzeitig angenehm und aufrichtig wirkte.
    »Sind sie frisch?« fragte der Mann und deutete auf die Brezeln. Kati zog die Geldbörse aus ihrer Jacke und zählte vier Mark auf den Tisch.
    Er ließ sie liegen.
    »Eigentlich wäre jetzt die Frage fällig, woher ich weiß, daß du am Sonntag morgen bei Ramon Brezeln holst.«
    »Eigentlich. Aber die Frage interessiert mich nicht.«
    Kein Wimpernzucken, nichts. Nur sein Lächeln. Und auf der Tischplatte zwischen ihnen funkelten noch immer die vier Markstücke in der Sonne. Er schob sie hin und her.
    »Richtig. Wieso auch?« meinte er.
    Die Brezel schmeckte noch salziger als sonst. Hastig trank Kati einen Schluck Kaffee.
    Er lächelte. »Aber wenn ich jetzt zum Beispiel fragen würde, was dich so bei Nacht und Regen mit deiner Freundin ins ›Bali‹ treibt, um dort mit einem Haufen von Blödsäcken eine Grufti-Party abzuziehen, was würdest du dann sagen?«
    Das Stück Brezel zwischen ihren Fingern zerbrach. »Wieso … wie …«
    Er lächelte. »Wie ich darauf komme?«
    »Ja. Nein, das heißt …« Der Zorn war wie eine kleine heiße Spirale in ihrem Hinterkopf. Zorn? Verwirrung … »Wie kommen Sie dazu, Maria mit Brezen an meinen Tisch zu schicken? Was tun Sie hier? Ich habe Sie noch nie gesehen. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Martin. Ich bin Martin.«
    Wenn er so weitergrinst, nahm Kati sich vor, schütte ich ihm den Rest Kaffee ins Gesicht.
    »Martin Hilper – einer der wenigen auffälligen Typen wahrscheinlich, aber daß du mich hier noch nie gesehen hast, ist nun auch nicht meine Schuld.«
    Sie drehte den Kopf, um Maria zu winken, wollte sich erheben – und blieb doch sitzen.
    »Sieh mal, Kati …«
    »Meinen Namen wissen Sie also auch?«
    »Aber ja …« Seine Stimme war leise, weich. »Ich hab' so etwas Einfaches gefragt und dich doch in Schwierigkeiten gebracht. Das wollte ich nicht, glaub mir, wirklich nicht.«
    »Was dann?«
    »Das habe ich doch schon gesagt. Die Gründe erfahren, dein Denken, deine Seele kennenlernen.«
    »So? Meine Seele? – Und was haben Sie im ›Bali‹ getan?«
    Sein Lächeln verschwand. »Das ist nicht wichtig. Ich wollte wissen, was du dort suchtest.«
    Kati gab keine Antwort. Er hatte noch immer den Blick auf sie gerichtet. Diesmal hielt sie ihm stand. Dunkle Pupillen, graugrüne Kreise … Sie wäre längst davongelaufen, doch irgend etwas lag in diesen Augen, das ihr den Zorn nahm.
    »Soll ich dir sagen, was du dort gesucht hast?« fragte Martin.
    »Und was suchte ich?«
    »Dich selbst«, sagte

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