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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wiederauferstehungen gab es nicht.
    »Los, pack an! Du unter die Knie, ich nehm' die Schulter.«
    Stöhnend und fluchend schleppten sie den Toten zum Peugeot und schoben ihn durch die Heckklappe. Schon erstaunlich, wie wenig Platz der brauchte, wenn man ihn noch einknicken konnte.
    Walterscheid ließ das Schloß einrasten. Er dachte nach. Er hatte es sich schon ein dutzendmal überlegt. Falls der Wagen tatsächlich gefunden wurde, und das konnte in dieser Gegend hier Jahre dauern, dann gab es eine verweste Leiche in einem Peugeot. Unangeschnallt. Mit einem Loch in der Schläfe. Wer konnte den Vorgang schon beurteilen? Wenn nur genügend Zeit vergangen war, würden auch alle Lungengewebeproben nicht weiterhelfen, dann gab's nämlich kein verwertbares Lungengewebe mehr …
    Das war's dann gewesen.
    Und Hilper war dazu noch einer vom ›fünften Grad‹! Das muß man sich vorstellen. Nun, vorstellen kann man sich alles … Walterscheid setzte sich hinter das Steuer des alten Peugeot. Dann wollen wir den ›Bruder‹ mal entsorgen …
    Er blickte wieder zum See. Von der Straße, auf der er stand, führte eine Spitzkehre zum Ufer hinab. Auch dort war ein Asphaltband, reichlich schmal zwar, aber ausreichend. Dreihundert Meter weiter rechts lief die Strecke zu einer vorspringenden Felsnase. Walterscheid studierte sie. Die Felsnase gefiel ihm.
    »Komm schon«, sagte er zu dem Italiener. »Wie heißt du noch?«
    »Eros«, sagte der Italiener.
    Eros – wie konnte er einen solchen Namen vergessen! Walterscheid steuerte den Wagen zum See hinab und dann an einer niederen Felswand entlang, auf der Bäume wuchsen, bis zu der Felsnase, die sich ein Stück über das Wasser schob. Er hielt an, ging bis zum Rand der kleinen Plattform und starrte hinunter. Der See war hier nicht ganz so schwarz, aber auch nicht so durchsichtig, daß man sich ein Bild von seiner Tiefe machen konnte. Doch wie die ganze Geschichte aussah, konnte es hier kaum flachen Grund geben. Und die Zeit lief davon. Der Hubschrauber war für neunzehn Uhr bestellt. Sie hatten keine andere Wahl, als es zu versuchen.
    »Handbremse und Kupplung raus, Eros. Komm, wir schieben.«
    Eros schlug die Tür zu, sie schoben.
    »Schneller jetzt, Eros …«
    Sie legten sich ins Zeug, der Peugeot neigte sich nach vorne – und klatschte aufs Wasser. Die Seitenfenster standen offen. Es dauerte nicht lange, bis auch das rote Dach verschwand. Nichts war mehr zu sehen als Wellenringe, eine große und viele kleinere Luftblasen.
    Wieder legte Walterscheid die Hand salutierend an die Schläfe. Immerhin, einer mit dem fünften Grad, ein ›Bruder‹ …
    »Was ich brauche«, sagte Do, »ist eine Telefonzelle. Und was du brauchst, Tommi, ist was zu essen. Hast du Lust auf eine Pizza?«
    »Ich hab' Lust auf alles, was kau- und schluckbar ist.«
    »Okay. Sieh mal, dort vorne, da kannst du auch was trinken.«
    »Bier?« sagte er. »Kulmbacher?«
    Sie steuerten die kleine Pizzeria mit ihren grün-weiß-roten Fenstereinfassungen an. Vor der Tür blieb Do stehen. »Kulmbacher gibt's. Schau rein, wo das Telefon steht.«
    »Sonst noch einen Wunsch?«
    Sie sah ihn an. Versteh doch, Tommi, signalisierte der Blick. Er verstand, öffnete die Tür und kam nach zehn Sekunden wieder zurück. »Da wartet eine wunderschöne Zelle.« Das Lokal war brechend voll, aber auf wundersame Weise wurde gerade der Fenstertisch geräumt. Sie setzten sich. Ein kleiner rundlicher Kellner mit einem Neapolitaner-Strahlen im Gesicht nahm die Tischdecke ab, brachte eine neue und setzte den Brotkorb und das Würztablett auf den Tisch.
    »Einmal ›Margarita‹«, verlangte Do, während Tommi sich für ›Vier Jahreszeiten‹ entschied.
    »Zu trinken?«
    »Kulmbacher.« Sie sagten es gleichzeitig. Der Kellner zog mißbilligend die rechte Augenbraue hoch und verschwand.
    »Ein Ruffino wäre sicher eleganter …« murmelte Tommi.
    Do verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. Es war die erste und auch die letzte Spur von Heiterkeit, die sie sich an diesem Tage leistete. Sie zersäbelte ihre Pizza in Einzelteile und betrachtete sie, ohne sie zu berühren. Tommi kaute, und das mit großem Appetit.
    »Ich hasse Kleinstädte, weißt du das? Entweder Dörfer oder 'ne richtige Stadt … Und noch was: Ich war schon mal hier.«
    Es schien ihn wenig zu interessieren. Er klappte gerade den Mund auf, um ein braunkrustiges Pizzastück darin verschwinden zu lassen.
    … und eine Pizza hat auch eine Rolle dabei gespielt, erinnerte Do sich. Jan,

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