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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Garten gefunden.«
    »Na und?« Jetzt war es Do, die ein zweifelndes Gesicht machte. »Das Haus liegt allein. Da trampelt sicher manchmal einer durch.«
    »Vermutlich.« Vielleicht verliert er auch ein paar Haare dabei. Tommi dachte es, sprach es aber nicht aus.
    »An diesem Weg zum Sportplatz, da haben zwei Autos gehalten. Direkt am Zaun«, sagte er statt dessen.
    Auch diese Eröffnung schien Perauer nicht zu beunruhigen. Er betrachtete Tommi mit einem ungläubig-fragenden Ausdruck. »Und?«
    »Hat Martin einen Wagen?«
    »Ja. Natürlich. Wie soll er denn sonst nach Schönberg kommen? Der pendelt doch ständig hin und her.«
    »Und was ist das für ein Auto?«
    »Ein alter roter Peugeot-204. Den fuhr mal meine Frau. Dann hat sie den Peugeot Martin überlassen.«
    »Und wo parkt er den gewöhnlich?«
    »Wo schon? Auf der Straße.«
    »Vor dem Haus?«
    »Na klar.«
    Tommi nickte. Klar war nichts, überhaupt nichts. Er zupfte an seinen Barthaaren herum. »Wissen Sie, ich würde mal in diesem Schönberg anrufen.«
    »Und warum?«
    »Um zu fragen, ob Martin dort ist. Und um ihn an den Apparat zu bekommen. Und wenn das nicht klappt, dann …«
    »Dann was?«
    »Dann«, sagte Tommi, »dann wäre meiner Meinung nach ein Telefonat mit der Polizei fällig …«
    Der Wurm war drin. Zuerst hatte er Hilper an der Schläfe erwischt, und eine Leiche brauchte er ja nicht nach Cannero zu bringen. Dann mußten auch noch gerade, als sie abfuhren, drei Leute in einem Mercedes auftauchen, zwei Männer und eine Frau, und jetzt wußte er noch nicht einmal, welchen Namen dieser verdammte See hatte.
    Walterscheid hatte sich bei der Durchfahrt in Marktredwitz ein paar Wanderkarten gekauft, einen blauen Fleck in der Gegend von Selb, bereits jenseits der alten DDR-Grenze, gefunden, war hingefahren. Und siehe da, der Platz schien auf Anhieb in Ordnung. Er lag zwischen zwei Höhenzügen, auch von der tschechischen Grenze noch keine zwanzig Kilometer entfernt, hübsch versteckt. Es gab nur ein paar Wanderwege und ein Forsthaus, das noch aus DDR-Zeiten stammte und nicht mehr benutzt wurde. Und der See war auch kein See, sondern ein Staubecken, das Turbinen angetrieben hatte, die längst nicht mehr funktionierten. Was brauchte Walterscheid zu wissen, wie das Gewässer dort unten hieß. Jetzt wirkte es schwarz, schwarz wie ein finsteres Auge.
    »He, komm mal her!« Walterscheid winkte dem Italiener. Mit dem hatte er ein Namensproblem. In der Abteilung 5, und zu der gehörte der Italiener ebenso wie er selbst, war es üblich, sich nur mit dem Vornamen anzureden, aber den hatte er vergessen. Und das übliche ›Bruder‹? Bei dieser Arbeit und in diesem Zusammenhang schien das einfach unpassend.
    »Paß auf, siehst du den Weg dort unten?« sagte Walterscheid. »Piccola strada. Direkt am Damm. Dort, wo die drei Bäume stehen …«
    Der Italiener nickte.
    »Da lassen wir die Karre rein.«
    »Bene«, sagte der Italiener. »Si. La macchina.«
    »Richtig, mein Junge … Macchina … Aber erst müssen wir umladen. Er muß jetzt in seinen Peugeot. Das ist schließlich sein Wagen. Warum haben wir denn die blöde Kiste bis hierher mitgenommen? Falls das Ding irgendwann mal gefunden wird, muß die Sache echt aussehen, capito?«
    Der Italiener nickte wieder. Der versteht besser Deutsch, als du denkst, dachte Walterscheid. Wieso auch nicht? In der Abteilung 5 sprachen sie alle drei oder vier Sprachen, mit einer Ausnahme: ihm selbst. Nun, das war auch kein Beinbruch. Dafür konnte er andere Dinge. So was zum Beispiel …
    Walterscheid sah auf die Uhr: Fünf … In zwei Stunden würde der Hubschrauber sie abholen. Sie hatten also noch Zeit, die Sache hinter sich zu bringen, den Volvo irgendwo hinzustellen, wo man ihn nicht so schnell finden konnte, und abzuhauen.
    »Mach am Peugeot die Ladeklappe auf. Und die beiden hinteren Türen.«
    Der Italiener nickte. Als er zurück war, beugte er sich weit über die geöffnete Hecktür des Volvo. Vorsichtig berührte er den Arm, der sich deutlich unter der Plane abzeichnete. Er bewegte ihn.
    Er sah zu Walterscheid hoch. »Ob der noch lebt?«
    Walterscheid grinste. Das hatte er bereits hinter sich. Er hatte den in die Plane eingewickelten Hilper angehoben. Glieder und Gelenke waren noch beweglich. Walterscheid hatte sogar die Plane angehoben, so unangenehm ihm das auch gewesen war, um festzustellen, ob er etwas wie ein Röcheln oder Atmen hören konnte. Nichts. Die Leichenstarre setzte außerdem bereits ein. Mußte sie ja …

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