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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mal Weiber oder Schwestern … Das ist die Bundesbank. Oder Fort Knox! Oder der Bundesnachrichtendienst. Nur der Teufel weiß, was das sein soll …«
    Sie hatte den Frontera etwa zwanzig Meter vor dem Tor auf einem ziemlich großen Parkplatz geparkt. Hier gab es ein Schild. Do stieg aus und las, was darauf stand.
    »Wir bitten unsere Gäste, ihr Fahrzeug auf dem Parkplatz zu lassen und sich über die Rufanlage rechts neben der Einfahrt mit unserem Empfang in Verbindung zu setzen.«
    Darunter: »Kulturstiftung Schloß Schönberg.«
    Es gab tatsächlich eine Pforte. Sie befand sich direkt neben dem mächtigen, geschwungenen Tor und bestand aus starkem Eisenblech. In die Zementumrahmung war eine Gegensprechanlage eingebaut. Do klopfte das Herz im Hals, als sie die Hand hob. Sie ließ sie wieder sinken. Tommi Reinecke schüttelte nur den Kopf und drückte auf die Taste der Anlage. Es knackte. Eine Stimme sagte: »Ja, bitte?«
    Jetzt werden wir's ja sehen. Do spürte, wie ihre Zuversicht zusammensackte wie ein angestochener Ballon. Das Tor, die Lichter, der Zaun … Was sich dahinter befand, schien abgeschottet wie eine Festung.
    »Ich bin die Mutter eines Ihrer …«
    Das Wort ›Mitglied‹ oder die Bezeichnung ›Gottes-Welt-Angehörige‹ brachte sie nicht über die Lippen.
    »Meine Tochter ist irgendwo bei Ihnen und besucht Kurse. Ihr Name ist Kati Folkert … Ich möchte sie sprechen. Es ist dringend.«
    Verzweifelt suchte Do nach passenden Worten, weiterem Druck, weiteren Argumenten. »Katis Großmutter ist sehr schwer erkrankt. Ich möchte Sie deshalb bitten, sofort mit …«
    »Das geht nicht.«
    »Und wieso nicht?«
    »Es verstößt gegen die Hausordnung. Außerdem haben sie gerade Kontemplation.«
    »Sie haben – was?« Do platzte endgültig der Kragen. »Kontemplation oder nicht, Kati ist meine Tochter. Sie können ihr, verdammt noch mal, zumindest Bescheid sagen.«
    »Einen Moment.«
    Diesmal gab es keine Musik. Doch die Unterbrechung dauerte nicht länger als eine Minute, dann war wieder eine Stimme da. Diesmal die Stimme eines Mannes. Und sie war noch sachlicher, noch kühler als zuvor. »Würden Sie bitte einen Meter zurücktreten.«
    »Was?«
    »Nur einen Meter zurücktreten, bitte.«
    Sie taten es beide. Tommi blickte zu dem Pfeiler hoch. Er hatte das Kamera-Auge längst bemerkt. Und auch den feinen Draht, der in der Mitte des Zauns verlief. Hier arbeiteten sie mit allen Schikanen.
    »Danke, Frau Folkert. Bitte, gedulden Sie sich einige Minuten. Leider können wir Sie um diese Stunde nicht mehr aufs Gelände lassen. Doch Ihre Tochter wird ans Tor kommen …«
    Ein Knacken …
    Do preßte den rechten Handballen so heftig gegen die Mauer, daß es weh tun mußte. Sie spürte nichts. Sie dachte auch nichts. Sie konnte nicht denken, nur der eine Satz wiederholte sich in ihr: Ihre Tochter wird ans Tor kommen.
    Tommi wollte sich einen Zigarillo anzünden, er schaffte es erst beim dritten Versuch. Der Tabakrauch war Do zuwider wie nie.
    »Na, jetzt bin ich aber gespannt«, hörte sie Tommi murmeln. »Dort oben … Sieh mal …«
    Sie sah ein Licht, dann hörte sie einen Motor. Es war das Geräusch eines Motorrads, das sich rasch näherte.
    »Sie kommen«, sagte Tommi.
    Sie? – Wer? Die Schwäche kroch wieder in Do hoch, sie drückte die Stirn gegen den kalten Zement und versuchte sich zu sagen, daß alles nur halb so schlimm sei, daß sie sich nur zusammennehmen müsse und daß dann alles gut würde. Vielleicht konnte sie Kati heute noch nach Hause mitnehmen? Lieber Gott, es kam ja auf sie an, auf sie allein … Vielleicht würde sie sie überzeugen, vielleicht konnte sie ihr alles erklären, vielleicht …
    »Nun komm doch, Do«, hörte sie Tommi. »Da ist sie!« Da war sie.
    Der Scheinwerfer des Motorrads erlosch. Durch die schwarzen Eisenstäbe des großen Tores sah Do zwei Schatten. Sie hörte Schritte. Sie spürte die eisige Berührung der Tropfen auf der Haut, denn ausgerechnet jetzt mußte es wieder leicht zu regnen beginnen.
    Sie hörte eine Männerstimme.
    »Guten Abend«, sagte der Mann. »Guten Abend, Frau Folkert.« Sie ging näher an das verdammte Tor – und sah ihre Tochter.
    »Kati?« flüsterte Do.
    Sie konnte nur die Anorakschultern und die runde Form ihrer Kapuze erkennen. Das Licht, dieses schreckliche Scheinwerferlicht kam seitlich von oben. Es verbarg Katis Gesicht, denn es lag im harten Schlagschatten der Kapuze. Kati schwieg.
    »Kati, bitte …«
    Do wußte nicht, was sie redete, etwas

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