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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müssen wir eines: Die Sache ruhig angehen. Klar, ruhig und überlegt.«
    »Ja.« Sie hätte endlos weitergenickt und ›ja‹ gesagt. »Und rühr dich nicht aus dem Haus, bis ich zurück bin. Versprochen?«
    Sie ließ sich in einen Sessel fallen, als er gegangen war, und schloß die Augen. Dann stand sie wieder auf und schaltete den Fernseher ein. In Japan war eine Verkehrsmaschine abgestürzt …
    Do blendete den Ton ab und starrte auf die Bilder. Sie mußte Lobko anrufen. Vielleicht wußte er etwas von Tommi? Und dann vor allem Hanne. Sie zuerst … Aber Do fühlte sich zu kraftlos. Sie sah auf die Uhr: achtzehn Uhr dreißig. Hanne würde, mußte jetzt zu Hause sein … Do holte ihr Telefonbuch aus der Handtasche, suchte Hannes Nummer und wählte.
    Nichts.
    Sie lauschte dem Freizeichen, bis der Apparat es abschaltete.
    Dann legte sie den Hörer zurück. Sie versuchte nachzudenken, aber ihre Erschöpfung mündete in eine tiefe Gleichgültigkeit. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und ging in die Küche. Der Eisschrank war leer – natürlich –, aber in dem kleinen Vorratsschrank fand Do zwei Flaschen Mineralwasser. Sie füllte ein Glas und trank. Es wurde ihr besser.
    Hanne! Herrgott, sie hatte doch einen Neffen, und der wohnte noch nicht einmal so weit weg von ihrer Wohnung. Er arbeitete irgendwo im Finanzamt. Wie hieß er nur? – Erich.
    Do ging ins Wohnzimmer zurück, nahm erneut das Telefon, ließ sich von der Auskunft die Nummer von Erich Moser durchgeben und tippte sie so hastig und unkontrolliert ein, daß sie sich zweimal verwählte. Dann hatte sie Erich Moser am Apparat. Die Tante? Nein, er hätte sie auch nicht gesehen, obwohl sie ihm heute seine Hemden zurückbringen wollte, die sie in ihrer Freizeit wusch und bügelte.
    »Hören Sie, könnten Sie nicht einmal bei ihr vorbeischauen? Und falls sie nicht zu Hause ist …«
    Do unterbrach sich. Die Souterrain-Tür klappte dort draußen. Auf der Treppe ertönten Schritte, ganz deutlich. Dos Hand krampfte sich um den Hörer.
    »Hallo? Frau Folkert?«
    Die Schritte kamen näher, schienen vor der Tür zu verhalten. Laute Schritte. Einer, der was vorhat, macht doch keinen Krach?
    »Frau Folkert? Sind Sie noch da?«
    »Herr Moser«, flüsterte Do, »würden Sie bitte eine Sekunde warten …«
    Die Schritte entfernten sich. Durch die dünne Tür vernahm sie, wie ein Schlüssel sich in einem Schloß drehte. Dann hörte man das Summen einer Waschmaschine …
    Na also! dachte Do mit pochendem Puls. Die pure Hysterie. Jan hat recht: Das kannst du dir nicht leisten. »Frau Folkert?« rief Erich Moser in Starnberg.
    »Entschuldigen Sie bitte. Ich gebe Ihnen jetzt eine Nummer …« Dabei hast du mit Tommi und Jan vereinbart, die Nummer niemandem zu verraten. Doch was soll's, zum Teufel!
    Und wer von denen kannte schon einen Erich Moser? »Sobald sich Hanne meldet oder Sie Hanne gefunden haben, Herr Moser, sagen Sie ihr bitte, sie soll sofort anrufen.«
    »Wird gemacht, Frau Folkert.«
    »Und nochmals Entschuldigung … Wissen Sie, ich bin ein wenig nervös.«
    Do legte auf. Ein wenig? Ihre Hände waren schon wieder feucht …
    Fast zur selben Zeit, als Do mit Starnberg telefonierte, saß Ted Rocca, der Leiter der Abteilung 5 der GW an seinem Schreibtisch im ›Europa-Zentrum‹ und blickte auf den Fries glitzernder, meterlanger Eiszapfen, die über der nassen schwarzen Granitwand dort drüben hingen.
    »Falke? – Hallo Falke.«
    An dem kleinen Kästchen des Sat-Receivers auf seinem Schreibtisch leuchtete ein grünes Licht. »Die Verständigung ist gut. Fangen Sie schon an.«
    Die Stimme kam flach, etwas automatenhaft, doch fast ohne Verzerrung, obwohl das Gespräch elektronisch verschlüsselt wurde. »Zunächst die schlechte Nachricht: Wir haben die Zielperson verloren.«
    »Verloren? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Was seid ihr bloß für Flaschen!«
    »Das Klinikum ist viel zu groß. Und es hat zu viele Ein- und Ausgänge. Wir hatten nicht die Leute, um sie alle unter Kontrolle zu halten.«
    »Weiter?« Rocca wischte sich mit der Hand Kuchenkrümel vom Mund. In solchen Situationen stopfte er sich rein, was er in die Hände bekam. Er griff wieder nach dem Becher Kaffee.
    »Wir kriegen sie wieder, Chef, gar keine Frage.«
    »Von wo aus führst du das Gespräch?«
    »Vom Einsatzwagen. Das ist das beste.«
    Er hatte recht. Es waren noch keine Gegenmaßnahmen zu befürchten. Und der Bus war mit allen Schikanen ausgerüstet.
    »Ihr habt sie zu finden. Und zwar spätestens

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