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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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um den Mann. »Nein!«
    Wie aus dem Nichts entstanden Nebelfäden und schlangen sich um den Mönch und das Mädchen. Beide klammerten sich weiter an den Sträfling und suchten ihn davon abzuhalten, nach vorn zu stürmen und den Baxtors zu Hilfe zu kommen.
    Maximilian? Egalions Verwirrung wuchs.
    Sein Pferd spürte seine Unsicherheit und stockte. Das verschaffte Ravenna die Frist, die sie brauchte, um Maximilian aus der Falle zu befreien. Sie drückte ihn fest an sich und hüllte ihn und Vorstus in einen Nebel, der sich rasch verdichtete. Dann vollzog sie mit letzter Kraft den Übergang in die Welt der Träume.
    Egalion hörte von hinten Reiter heransprengen… aber es war zu spät… viel zu spät. Eben hatten die drei Gestalten noch mitten auf dem halbdunklen Pfad miteinander gerungen und ihn alle – jetzt auch die junge Frau – mit einem Ausdruck trotziger Empörung angestarrt, dann hatte sich ein unheimlicher Nebel um sie gelegt, und bevor der Hauptmann noch wußte, wie ihm geschah, waren sie plötzlich verschwunden.

    Sein Pferd erreichte die Stelle, wo sie gestanden hatten, und überschritt sie, ohne auf Widerstand zu stoßen. Egalion riß an den Zügeln, wendete das Tier und suchte fieberhaft Gestrüpp und Bäume ab.
    Doch seine Suche blieb ohne Erfolg, und als seine Männer den Wald im näheren Umkreis durchstöberten, scheuchten sie nur ein Dutzend Vögel und eine Eidechse auf. Der Hauptmann mußte unverrichteter Dinge nach Ruen zurückkehren. Cavor würde sich mit den beiden Baxtors begnügen müssen, um seine Rachegelüste zu befriedigen.
    Unterwegs ging Egalion ein Name nicht mehr aus dem Kopf.
    Maximilian? Maximilian?
    Im Gerichtssaal war es kalt. Das lag, dachte Joseph, nicht nur an den steinernen Mauern und Fußböden. In diesem Raum wurde seit Jahrhunderten Vergeltung geübt, und deshalb hing die Angst darin wie ein eisiger Hauch.
    Der Heiler war mehrfach hier gewesen, zweimal als Zuschauer bei einem Prozeß und einmal als Zeuge, aber er hätte sich niemals träumen lassen, daß er irgendwann einmal selbst auf der Anklagebank sitzen könnte.
    Ohne Rücksicht auf das warnende Knurren des hinter ihm postierten Gardisten warf er einen raschen Blick zu Garth hinüber, der wie versteinert neben ihm saß.
    Der Junge war blaß, wirkte aber gefaßt. Joseph schaute wieder nach vorn. Er hätte sich mit Freuden geopfert, um damit das Leben seines Sohnes zu retten, aber es war nicht anzunehmen, daß Cavor auch nur einen von ihnen verschonen würde.
    Egalion hatte sie in aller Eile aus dem Wald heraus und geradewegs nach Ruen geführt. Sie wurden schwer bewacht, aber in keiner Weise mißhandelt. Manchmal bemerkten Garth und Joseph, wie Egalion sie nachdenklich betrachtete, und wunderten sich darüber.
    Der Hauptmann hatte seinen Untergebenen jede Unterhaltung mit den Gefangenen streng verboten, und ließ auch nicht zu, daß Vater und Sohn miteinander sprachen. Er selbst saß am Abend meist schweigend und in Gedanken versunken am Lagerfeuer.
    Mit Egalions strenger, aber achtsamer Behandlung war es jedoch vorbei gewesen, als sie Ruen erreichten und Cavor selbst die Sache in die Hand nahm. Joseph und Garth wurden in kalte, finstere Einzelzellen geworfen und blieben dort zwei Tage lang, ohne daß jemand zu ihnen gekommen wäre oder mit ihnen gesprochen hätte. Joseph wurde allerdings den Verdacht nicht los, daß Cavor mehrmals höchstpersönlich in die Verliese hinabstieg, um sich vor die Eisentüren zu stellen und durch die Gucklöcher zu spähen.
    Bisweilen spürte er hinter der Tür seiner Zelle soviel Zorn und Haß, daß er sich fröstelnd abwandte.
    Selbst hier im Gerichtssaal waren sie von einer Mauer des Schweigens umgeben, denn Cavor wollte natürlich vermeiden, daß jemand erfuhr, wem die beiden Baxtors zur Flucht verholfen hatten.
    Dennoch war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt.
    Unmittelbar vor dem Podest, auf dem Cavor Gericht zu halten pflegte, und neben der Anklagebank saß eine ganze Horde von Schreibern mit gespitzten Federkielen und gefüllten Tintenfässern. Sie warteten auffallend regungslos, doch ihren scharfen Augen entging nichts.
    Dahinter drängten sich mehrere hundert Zuschauer. Zumeist waren es Adlige, doch Joseph erkannte auch etwa zwei Dutzend Honoratioren und reiche Kaufleute der Stadt Ruen und hinter ihnen eine bunte Mischung aus kleinen Händlern und Handwerkern. Noch weiter im Hintergrund lauerten drei oder vier Langfinger und Taschendiebe – um der Verhandlung beizuwohnen

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