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Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet

Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet

Titel: Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Hitchens
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Dolorosa zu ewiger Wanderschaft verdammt wurde. Den unbeteiligten Zuschauer ereilte dieses Schicksal, weil andernfalls die Prophezeiung, nach der Jesu Wiederkehr in der Lebenszeit zumindest eines Zeitgenossen stattfinden werde, unerfüllt bleiben musste. An dem Tag, an dem Jesus dem glücklosen Wanderer begegnete, wurde er selbst mit erschreckender Grausamkeit umgebracht. Im Matthäusevangelium 27, 52-53, heißt es, »die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen«. Das klingt unlogisch, da sich die Leichen offenbar sowohl zum Zeitpunkt des Todes Jesu am Kreuz als auch zum Zeitpunkt seiner Auferstehung erhoben. Es wird jedoch in der gleichen nüchternen Art berichtet wie das Erdbeben, das Zerreißen des Vorhangs im Tempel – auch diese beiden Ereignisse sind bislang von keinem Historiker gewürdigt worden – und die ehrfürchtigen Worte des römischen Hauptmanns.
    Dass Wiederauferstehungen häufiger vorkamen, untergräbt zwangsläufig die Einzigartigkeit der einen, mittels deren, der Menschheit ihre Sünden vergeben werden. Vom Osiriskult über den Vampirismus bis hin zum Voodoo hat sich vorher und nachher noch jeder Kult und jede Religion auf den angeborenen Glauben an die »Untoten« gestützt. Bis heute sind sich die Christen nicht einig, ob wir am Tag des Jüngsten Gerichtes unseren alten, verstorbenen Körper wieder erhalten oder neu ausgestattet werden. Einstweilen lässt sich sogar unter Berücksichtigung der von den Gläubigen erhobenen Behauptungen sagen, dass die Wiederauferstehung Jesu weder die Lehre des Verstorbenen beweist noch seine Abstammung väterlicherseits noch die Wahrscheinlichkeit, dass er in fleischlicher oder anderweitig erkennbarer Form erneut wiederkehrt. Wieder einmal sind der »Beweise« zu viele. Wenn ein Mensch freiwillig für seine Mitmenschen stirbt, gilt das gemeinhin als edel. Die Behauptung, er sei nicht »wirklich« gestorben, macht dieses Opfer zu einer vertrackten und trügerischen Angelegenheit: Die Aussage »Christus ist für meine Sünden gestorben« trifft also so nicht zu, denn eigentlich ist er ja gar nicht »gestorben«. Da innerhalb einer für die Bestätigung einer solch ungewöhnlichen Behauptung angemessenen Zeitspanne verlässliche und übereinstimmende Zeugen fehlen, sind wir somit berechtigt, wenn nicht gar verpflichtet, um unserer Selbstachtung willen der ganzen Sache keinen Glauben zu schenken. Das heißt, solange keine hinreichenden Beweise vorgelegt werden, die aber bislang fehlen. Und außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise.
    Ich habe einen großen Teil meines Lebens als Korrespondent zugebracht. Als solcher habe ich des Öfteren von Ereignissen, die ich selbst miterlebt hatte, Augenzeugenberichte ansonsten vertrauenswürdiger Menschen gelesen, die mit meiner Wahrnehmung überhaupt nicht übereinstimmten. Als Korrespondent für britische Zeitungen geschah es übrigens sogar, dass ich gedruckte Artikel, die unter meinem Namen erschienen, nicht wiedererkannte, nachdem die Redakteure damit fertig waren. Ich habe auch einige der Hunderttausenden von Menschen interviewt, die behaupten, ein Raumschiff oder die Besatzung eines Raumschiffs aus einer anderen Galaxie gesehen zu haben. Einige dieser Beschreibungen waren so lebendig und detailliert und waren anderen Zeugenaussagen, mit denen sie nicht abgeglichen worden sein konnten, dermaßen ähnlich, dass einige leicht zu beeindruckende Wissenschaftler vorgeschlagen haben, sie als wahr einzustufen. Das aber wäre aus einem ganz offensichtlichen Grund, der auf Ockham zurückgeht, völlig falsch. Wenn die Berichte der vielen Menschen, die »Kontakt« hatten oder entführt wurden, auch nur einen Funken Wahrheit enthalten, so folgt daraus, dass ihre außerirdischen Freunde nicht darauf aus sind, ihre Existenz geheim zu halten. In diesem Falle muss man sich fragen, warum sie nie lange genug still halten, dass man mehr als ein verwackeltes Foto von ihnen machen kann. Bisher sind nur geschnittene Filme aufgetaucht, und es wurden keine Metalle gefunden, die es auf der Erde nicht gäbe, geschweige denn noch so winzige Gewebeproben. Die Skizzen, die von den Geschöpfen gemacht wurden, haben durch die Bank große Ähnlichkeit zu den anthropomorphen Figuren aus Science-Fiction-Comics. Da für eine Reise vom Alpha Centauri, dem am häufigsten genannten

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