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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie noch nicht erreicht, sie hatte noch nicht wirklich begriffen, was geschehen war. »Bleib ruhig«, sagte er und erhob sich. Oleg hielt Deglin fest.
    Der Skalde wehrte sich verbissen gegen den Zugriff. Doch Oleg war sehr stark und sehr zornig.
    Merrik ging langsam auf den Skalden zu, blieb vor ihm stehen und sah ihn lange an. Deglin hörte auf, sich zur Wehr zu setzen. »Ich wollte ihr nicht weh tun, ich wollte sie nur bestrafen. Den Schlag hat sie verdient. Sie stolperte und fiel ins Feuer. Es war nicht meine Schuld. Sie ist nur eine Sklavin, Herr.«
    Cleve, der hinter Merrik herangekommen war, ballte die Fäuste und schnaubte wütend. Die Männer bildeten einen Kreis, der Schreck über das Geschehen hatte sich in Zorn verwandelt. Doch sie warteten auf Merriks Entscheidung. Er war ihr Anführer. Er bestimmte, was zu tun sei. Merrik hörte Tabys Weinen, wandte den Kopf und sah den Kleinen auf Laren zukriechen.
    Leise wies er Cleve an: »Bring das Kind zu seiner Schwester.« Und zu Oleg gewandt: » Und du begleitest unseren Skalden zum Feuer. Ihm scheint kalt zu sein. Zumindest ist sein Herz kalt und sein Kopf ohne Vernunft. Ich werde ihn wärmen, so wie er es mit Laren gemacht hat.«
    Oleg zerrte Deglin zum Feuer. Die Männer warteten stumm.
    »Gib ihn mir!« befahl Merrik. Oleg schob ihm Deglin zu. Merrik griff ihn am Hals und zwang ihn in die Knie.
    Dann packte er Deglins rechtes Bein und hielt es ins Feuer.
    Deglin starrte entsetzt in die Flammen, die nach seinem Bein züngelten. Er spürte die sengende Hitze, wie das Feuer den Wollstoff zerfraß und seine Haut zischend verbrannte. Brüllend schlug er um sich.
    Merrik gab ihn erst frei, nachdem der Stoff verkohlt war. Teilnahmslos beobachtete er, wie Deglin sich freistrampelte, schreiend auf dem Boden wälzte und nach Luft rang.
    »Du hast weniger Verstand als eine Schnecke, Deglin«, sagte Merrick schließlich. »Diesmal kommst du mit dem Leben davon. Doch hör mir gut zu: Füge nie wieder einem Schwächeren Schaden zu. Hast du mich verstanden?«
    Deglin wand sich vor Schmerz, in hellem Entsetzen über das, was Merrik ihm angetan hatte, nur weil er eine Sklavin geschlagen hatte. Der Geruch seines eigenen verbrannten Fleisches stieg ihm in die Nase und verursachte ihm Brechreiz. Er schluckte und brachte keuchend hervor: »Ja, Herr, ich habe verstanden.«
    »Gut«, sagte Merrik und wandte sich ab. Laren blickte auf ihr verbranntes Bein und hielt die Hand schwebend über dem geröteten Fleisch, wagte nicht, es zu berühren. Cleve kauerte neben ihr, hielt Taby, der mit den Tränen kämpfte, und redete beschwichtigend auf beide ein. Merrik befahl Eller: »Hol die Heilsalbe meiner Mutter aus dem Zelt. Beeil dich.«
    Merrik ging in die Hocke, nahm Larens Kinn in die Hand und hob ihr Gesicht. »Die Salbe zieht die Hitze und den Schmerz aus den Brandwunden. Mit dieser Salbe habe ich schon deinen Rücken behandelt.«
    Sie nickte, die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie mußte unentwegt auf ihr verbranntes Bein starren.
    »Du bist sehr tapfer.«
    Und er erwartete von ihr, daß sie weiterhin tapfer war. Sie lächelte dünn. »Ich hätte schneller sein müssen. Ich habe gelernt, mich schneller zu ducken und Schlägen flinker als ein Floh auszuweichen.« Sie seufzte, und er sah, wie die Farbe in ihr Gesicht zurückkehrte. Ihre Wangen färbten sich dunkelrot, so sehr unterdrückte sie den Schmerz. Sie hatte schon so viel leiden müssen, und jetzt das auch noch.
    Eller reichte ihm die Salbe. »Ich habe nur noch eine Hose, Merrik.«
    »Bring sie. Sie kann schließlich nicht nackt rumlaufen unter all den Männern.«
    Mißtrauisch beäugte sie den Salbentopf, und Merrik wußte, daß sie Angst vor der Berührung mit ihrem verbrannten Fleisch hatte, Angst vor dem Schmerz. Und das konnte er ihr nicht verdenken. Sie erinnerte sich an die Schmerzen, als er ihr die Salbe in die offenen Striemen auf dem Rücken gestrichen hatte.
    Auf ihn gestützt humpelte Laren ins Zelt. Als sie auf den Pelzen lag, sagte er: »Ich muß dir die Hose ausziehen.«
    Das war ihr unangenehm, da sie nichts drunter trug. Aber ihr Bein brannte und pochte, und der Schmerz wurde immer schlimmer. Was war schon dabei? Er hatte sie bereits nackt gesehen, als er ihren Rücken verbunden und sie gewaschen hatte. Sie wandte den Kopf. Er kniete vor ihr. Sie schloß die Augen und spürte seine Hände, die den Knoten der Schnur lösten, die Ellers überweite Hosen festhielt. Sie spürte die kühle Nachtluft auf ihrer

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