Der Herr vom Rabengipfel
Malverne zurücklassen sollen.«
»An deiner Seite kann mir nichts passieren. Es tut mir leid, dich geweckt zu haben, Merrik.« »Das muß dir nicht leidtun. Es wird dir nichts geschehen. Wenn dir jemand ein Leid zufügen will, bringe ich ihn um. Still jetzt. Schlaf weiter.«
Sie schmiegte sich an ihn. »Denkst du an Taby?«
»Ja. Er wird mein Leben lang meine Sorge und mein Glück sein. Wenn Herzog Rollo keine Ansprüche an ihn stellt, behalte ich ihn.«
»Du hast einen guten Blick.«
»Was meinst du damit?«
»Er war ein verdreckter kleiner Junge. Und trotzdem fühltest du dich zu ihm hingezogen. Du hast gesehen, wer er wirklich war und hast dich nicht vom Schmutz irreführen lassen.«
»Das stimmt. Obwohl ich nicht vorhatte, ihn zu adoptieren. Er war nur so abgezehrt, daß ich unendliches Mitleid mit ihm empfand. Aber ich habe auch dich aus der Gefangenschaft befreit, dich zu meinem Skalden und zu meiner Ehefrau gemacht.«
Sie stützte sich auf die Ellbogen und versuchte, ihm in der Dunkelheit ins Gesicht zu sehen. Sie spürte seinen warmen Atem. »Du bist ein guter Mensch, Merrik.«
»Ist das alles?«
Sie schüttelte den Kopf und küßte sein Kinn. »Nein. Du bist auch mein Geliebter, obwohl es heißt, daß du mehr Übung brauchst.«
Seine Hand auf ihren Hinterbacken versetzte ihr einen Klaps.
Sie kicherte. »Was wird aus Sarla? Ich kenne eure Bräuche nicht. Was geschieht mit einer Witwe? Onkel Rollo würde sie mit einem anderen Mann verheiraten.«
»Das ist bei uns nicht der Brauch. Eine Frau kann sich weigern, einen Mann zu heiraten. Es stimmt schon, daß Väter meist die Verhandlungen über die Mitgift führen, aber die Frau kann sich weigern, eine Verbindung einzugehen; der Mann ebenfalls.«
»Ich bin froh, das zu hören. Du weißt, daß Onkel Rollo Christ wurde, als er König Karl den Treueschwur leistete. Er sagte oft, es mache ihm nichts aus, die fremde Religion angenommen zu haben, weil ihm dadurch viele Vorteile erwuchsen, die er vorher nicht hatte. Und die christlichen Mönche segnen ihn für Taten, die die Götter der Wikinger niemals billigen würden.«
». . . Wenn beispielsweise Frauen wie Leibeigene und Puppen behandelt werden. Dein Onkel ist ein kluger und verwegener Mann.« In Merriks Stimme lag Bewunderung, und Laren versetzte ihm einen spielerischen Fausthieb in den Bauch. Er führte ihre Hand an seine Lippen und küßte ihre Finger und ihre Handfläche. Sie wurde ganz still. Zärtlich zog er sie zu sich herunter. »Wenn Sarla es wünscht, bringe ich sie zu ihrer Familie zurück.«
»Sie liebt Cleve, und er liebt sie.«
Er verspannte sich. »Ich hoffe, du irrst. Das würde bedeuten, daß sie meinen Bruder betrogen hat, und das kann ich nicht hinnehmen. Mein Bruder verdiente nicht, daß seine Frau ihn betrügt.«
Diesmal traf ihre Faust verärgert und heftiger seinen Arm. »Ihn betrügen! Merrik, dein Bruder schlief mit Megot und Caylis ... vor Sarlas Augen! Und du beschuldigst Sarla, ihn betrogen zu haben!«
»Ein Mann darf jede Frau nehmen. Aber eine Frau darf nur mit ihrem Ehemann das Lager teilen, da sie schwanger werden und einen Bastard zur Welt bringen kann. Das ist nicht erlaubt, Laren. Teilte Sarla Cleves Lager?«
»Nein, mit Sicherheit nicht. Sie sind beide anständig und wagen nicht einmal, sich ihre Gefühle einzugestehen.«
»Der Gedanke ist beunruhigend. Ich habe Cleve sehr gerne, aber er kann Sarla nichts bieten. Ich muß darüber nachdenken.«
»Wirst du dir andere Frauen nehmen, Merrik?«
Er tätschelte ihren Hintern. »Erik glaubte, ich würde es tun. Wer weiß? Schließlich warst du bisher nicht sehr leidenschaftlich. Du läßt dir meine Liebkosungen gefallen, mehr nicht. Wenn ich vor Lust stöhne, höre ich dein gelangweiltes Seufzen. So etwas läßt das Geschlecht eines Mannes schrumpfen.«
Lachend knuffte sie ihn in den Bauch, um ihn gleich darauf zu liebkosen. Seine Muskeln spannten sich, und er hielt erwartungsvoll den Atem an. Sie lächelte im Dunkeln, ließ ihre Finger aber nicht weiter wandern. »Es stimmt«, sagte sie mit betrübter Stimme. »Ich kann mich nicht überwinden, dich zu streicheln. Sieh nur, meine Hand läßt sich nicht zu deinem geschrumpften Geschlecht bewegen. Was soll ich bloß tun?«
Lachend nahm er ihre Hand und drückte sie an sich. »Du brauchst nichts zu tun«, brummte er wohlig, »ich führe dich.«
Ihre Finger begannen, ihn zu streicheln. Sie wollte seine lustvollen Schauer fühlen, wenn sein Verlangen wuchs.
Und
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