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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ob ich eine Mitschuld trug an dem, was geschehen war. Denn hätte ich nicht so massiv darauf bestanden, dass er mit seinen Schnitt-, Schnür- und Brand-Attacken Schluss machte, dann wäre er vermutlich nie auf die irre Idee mit der Plastiktüte gekommen.
    Ich hatte es einfach nicht besser gewusst. Das warf ich mir nun vor. Jeden Tag und manche Nacht...
    ·
    Hallo Buch!!!
    Ich kann mich nicht gut erinnern. Das ist schlecht. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber denke ich zum Beispiel an das L'amo, so ist da nicht mehr viel, an das ich mich erinnere. Oder wie ich überhaupt nach Genova gekommen bin. Mit dem Zug, glaube ich. Wie auch sonst.
    Ich hatte aber immer jemand, der mich erinnert, das zu tun, was gemacht werden muss. Da habe ich, glaube ich, Glück. Irgend jemand passt immer auf mich auf
    ·
    »Ich... ich kenne... sie...«
    Es war Maria Sabricci, die das zu mir sagte, ihre wachen Augen auf mein Gesicht gerichtet, aufgeregt, knöchern, irgendwie verlegen und in ihrer Stimme schwang irritierte Ratlosigkeit mit. Es war mir vertraut, denn es passierte mir ja immer wieder. Nur, diesmal war es auch ein wenig so, als mustere mich Daniele aus dem Jenseits, so als wolle er mich fragen 'was suchst du noch hier?' So unfassbar ähnlich sah die Mutter ihrem Sohn.
    Das Maria Sabricci meinem Blick schließlich auswich, rechnete ich dem schwarzen Auge zu, wenngleich auch mein real-braunes ihr nichts freundliches zu sagen hatte. Verwirrt schien sie in ihrem Gedächtnis zu kramen, wo sie mich unterbringen konnte.
    »Luca Lauro...«, sagte ich schlicht und nahm ein Erkennen wahr. »Ich war ein Freund von Daniele...«
    »Der Fernsehkoch...«, murmelte sie, immer noch verwirrt, wahrscheinlich nach einem logischen Zusammenhang suchend. »...Ein Freund von... meinem Daniele...?«
    Ich nickte als Antwort, etwas verwundert über ihre fast schon liebevolle Formulierung. 'Meinem Daniele', das klang so ganz anders als erwartet.
    Zuvor hatten wir uns fröstelnd, etwas abseits von 'Eles letzter Station, auf einer Bank niedergelassen. Es war uns lieber so gewesen, denn der Mut, der uns bis an diesen Ort gebracht hatte, war mit dem Übertreten der Friedhofsschwelle irgendwie verpufft. Also waren wir dem Trauergottesdienst ferngeblieben und hatten abgewartet. Nach einer gedehnten, kalten halben Stunde verließ eine kleine Gruppe Trauernder dann endlich die Kapelle, um den schlichten, dunklen hölzernen Sarg im steinernen Grab beizusetzen.
    Ein trister, trauriger Moment. Einer, der zu Daniele einfach nicht passen wollte, wie ich fand.
    »...Ein Kochbuch... Ich habe ein Kochbuch von ihnen...«, erinnerte sie sich, immer noch ganz in Gedanken. »...Und sie waren ein Freund von Daniele...?«
    Doch dann wurde sie Shiro gewahr.
    Es war, als täte ihr Gesicht einen Sprung.
    Ganz klar war, dass sie genau wusste, wem sie da nun gegenüberstand. Und mit all dem, was sich plötzlich in ihren Zügen widerspiegelte, mit all ihrer grenzenlosen Ablehnung, kehrte auch mein Mut wieder zurück, baute sich schützend vor uns auf, darauf gefasst, sich gegen diese Frau zur Wehr zu setzen, trauernde Mutter hin oder her...
    »Monster... «, schleuderte sie Shiro entgegen, ganz leise zwar, aber messerscharf. Ihre Augen zogen sich dabei derart zusammen, dass nur noch zwei schmale Schlitze übrig blieben.
    »...Monster!...«
    Genau in dem Moment, als sie einen Schritt auf ihn zugehen wollte, schob ich mich dazwischen und hielt ihr schützend den Umschlag entgegen.
    »Lesen sie das...«, sagte ich bestimmt und ebenso scharf wie sie. »...Wenn sie wirklich wissen wollen, wer hier das Monster ist, dann lesen sie das.«
    Sich bewusst werdend, wo sie sich eigentlich befand und vor allem, in welcher Situation, ließ sie urplötzlich von ihrem Vorhaben ab, Shiro massiv anzugehen.
    Stattdessen entriss sie den Umschlag meinen Händen und kehrte mit staksigen Schritten wieder zu ihrer Gruppe zurück, die mit einigem Abstand, irritiert abwartend, der Szene gefolgt war.
    »Lass uns gehen...«, sagte ich beruhigend zu einem völlig eingeschüchterten Shiro. Dabei legte ich ihm vorsichtig meinen Arm um seine Schultern. »Hier sind wir fertig...«
    ·
    Die grüne Kladde war mir in der Via Cesare in die Hände gefallen.
    Irgendwann mussten wir dort hin, nach Danieles Tod, einfach um zu überlegen, was nun zu tun war. Und natürlich, um seine Sachen zusammenzupacken.
    Das Shiro auf keinen Fall alleine dort sein wollte, konnte ich gut verstehen, also erschien es nur logisch, dass wir

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