Der Herzberuehrer
etwas...
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»Meinst du, du kannst mal ein paar Tage hier hochkommen?«
Dass ich den ersten Schritt - das Telefonat mit Fabio - gut eine Stunde später, nach einem doppelten Espresso, in die Tat umsetzte, lag schlicht daran, dass ich meiner eigenen, neu erworbenen Courage nicht so richtig über den Weg traute.
»So gerne, Luca!«, lautete seine überraschende Antwort. »Wir haben ab nächster Woche eh Drehpause, da passt es super.«
»Das... das ist ja großartig, das... ich freu mich...«
»Luca, alles okay?«
»Ja, ja, mach dir keine Gedanken. Hier geht zwar alles drunter und drüber gerade, aber das ist nichts für's Telefon - wir sehen uns - das ist gut...«
»Das werden wir - mach schon mal Platz im Weinkeller...« Ich hörte sein Lachen, war erstaunt, wie leicht er klang. Und nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, nickte ich gedanklich Matteo zu. Blieb also noch Shiro.
Bald gab es wieder Klarheit in meinem Leben, hier oben. Und darauf freute ich mich so sehr, wie auf schon lange nichts mehr...
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Da mich Matteos 'Ossobuco-Kritik' nicht kalt gelassen hatte, konzentrierte ich mich nun vor allem auf die Arbeit in der Küche. Ich hatte Chilli wirklich genug zugemutet, die letzten Wochen. Also war es mir ein besonderes Anliegen, dort wieder etwas gut zu machen.
»Willst du nicht mal Urlaub nehmen?«, fragte ich sie, während ich dabei war, vier Hasen zum Schmoren zu zerlegen. Das war doch eine gute Idee, fand ich, lag mit dieser Einschätzung jedoch völlig daneben.
»Um was zu tun?«, fragte sie schnippisch zurück. »...Mir vorzustellen, wie's hier den Bach runtergeht?«
Ich hielt in meinem Tun inne, legte das Messer beiseite und wischte mir die Hände an einem Handtuch ab. » So schlimm...?« Nun war ich ehrlich betroffen.
Sie nickte ernst, während sie weitersprach. »...Das, was es so schwierig mit dir macht, Luca, ist, dass ich nicht einschätzen kann, was morgen wieder los ist. Was weiß ich denn, auf was für eine Idee du da wieder kommst? So kann ich aber nicht arbeiten. Du willst von mir lernen, aber du verhältst dich nicht so. Entgegen unserer Absprache. Am Ende machst du, was dir in den Kram passt, und ich muss zusehen, wie ich damit klarkomme...«
Sie hatte Recht. Aber es war hart, das so direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen.
»Ich weiß auch...«, fuhr sie dann in versöhnlicherem Ton fort, »...dass die letzte Zeit nicht gerade einfach für dich gewesen sein kann. Das haben wir mitbekommen, und es tut uns auch leid für dich. Aber du hast hier oben Verantwortung. Es kann und darf nicht sein, dass alle anderen darunter zu leiden haben, nur weil es bei dir gerade mal nicht so läuft, wie es das sollte.« Einen Moment sah sie mich herausfordernd an, dann wandte sie sich von mir ab, nicht jedoch ohne noch ein leises »...so, jetzt ist es raus!« dranzuhängen.
»Die letzte Zeit war wirklich nicht einfach für mich...«, versuchte ich mich zu erklären. »...Aber das ist jetzt auch überstanden. Die Beerdigung und Catanzaro, dass musste einfach sein. Es ging nicht anders. Damit ist es aber auch abgeschlossen!«, versicherte ich.
»Kann ich mich darauf verlassen?« Sie hatte sich wieder umgedreht, Messer und Möhre jedoch noch in ihrer Hand, während sie mich skeptisch musterte. »Ich muss mich darauf verlassen können!«
»Kannst du!«, garantierte ich ihr.
»Und Shiro? Was wird mit dem? Wird er nun bleiben? Er ist gut! Ja, oder nein?«
Ja, Shiro...
Es war an der Zeit, auch da klare Verhältnisse zu schaffen. Wir mussten endlich reden...
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Gleich hinter Busalla gab es eine kleine, etwas versteckt gelegene Locanda, von der aus man einen wunderschönen Blick auf die Bucht eines kristallklaren Sees hatte, den Lago Busalletta.
Das Essen dort war ländlich einfach, absolut frisch und handwerklich solide, genau wie ich es liebte. Kennengelernt habe ich diesen Fleck durch Matteo. Der schätzte vor allem die Hausspezialitäten, frisch gefischte Forellen und Schleien, die vom hiesigen Koch in unterschiedlichsten Variationen auf den Tisch gebracht wurden.
»Geschmorter Aal...«, stellte Shiro bei Durchsicht der Karte interessiert fest. »Hast du den schon mal probiert?«
Hatte ich.
»Sie machen ihn hier in einer Tomatensoße. Fett und erdig beschreibt ihn ganz gut. Nicht so dein Fall...«, gab ich zu bedenken. »Nimm den gebratenen Lavarello. Oder den gedünsteten. Da schmeckst du das klare Wasser, das wirst du mögen.«
»Und du?« Ein Lächeln huschte über den
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