Der Herzberuehrer
nach Prozessauftakt rund um Enzo Vonarios Horror-Quartett erreichte ihn die Order, seine Staudamm-Reportage zu Ende zu bringen. Nicht gut! Aber nun, seit zweieinhalb Wochen hatte ich ihn wieder - was mein Herz mit großer Freude quittierte. Dem setzte er ausgelassene Frühlingsgefühle, einen Geschmack nach Spearmint-Kaugummi und sein blitzendes Zahnlücken-Lächeln entgegen.
Ja, und schließlich Jack! Dieser hatte sich Adriano gegenüber präzise an sein Versprechen gehalten, das Drogen-Arsenal nach dessen Aussage umgehend aus dem L'amo verschwinden zu lassen.
Gefunden wurden es dann allerdings in Adrianos zentral gelegener Einzimmerwohnung, fest eingenäht in eine Federkernmatratze, die den beiden nicht selten als willkommene Spielwiese gedient hatte. Böser Jack, armer Adriano! Und das L'amo war aus der Schusslinie! Genial!
Alles, was aus den Fugen geraten war, schien sich mit Ankunft des Frühlings nun ganz wie von selbst wieder zusammenzufügen.
Jetzt gab es also Fast-Food im Lauros! Die Zeiten änderten sich...
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Ich befand mich gerade auf dem Weg zum Schuppen, um Hühnerfutter anzumischen, als ich aus meinem verbliebenen Augenwinkel beobachtete, wie ein dunkelroter Bravo, gefolgt von einem schneeweißen Audi-Coupe, über die Zypressen-gesäumte Pass-Straße im Schritttempo auf unseren Hof zusteuerte. 'Wie witzig...' dachte ich noch, um im nächsten Moment zu begreifen, dass mich Humor jetzt nicht ein Jota weiter bringen würde. Außerdem war damit die Idee des gemeinsamen Fernsehabends verpufft wie eine Kelle Cognac über einem Schwung flambierter Filet-Spitzen.
Rebecca war eingetroffen, und - was mich trocken schlucken ließ - sie hatte Tomaso im Schlepptau.
Dann trat, wie aufs Stichwort, Matteo vor die Tür, ging sichtlich erfreut auf die beiden zu, schloss sie herzlich, doch vor allem völlig unüberrascht in seine Arme, und begann ihnen tatkräftig dabei zu helfen, ihr Gepäck auszuladen.
Das ist doch... staunte ich verblüfft, zog mich rasch weiter in den schützenden Schatten eines Olivenbaums zurück und überlegte fieberhaft, was dies denn nun sollte.
Mutter - war eine logisch Erklärung, die ich jedoch sogleich wieder verwarf. Die Begrüßung zwischen Matteo und meinen Geschwistern wäre sicher anders ausgefallen, hätte Valentinas Gesundheitszustand etwas mit ihrer Anwesenheit zu tun gehabt.
Hatte ich irgendwas übersehen oder vergessen, fragte ich mich fassungslos. Gab es einen Grund, der ihr Ankommen hier rechtfertigte? Und wieso war ich nicht informiert?
Endlich entschied ich mich, offensiv vorzugehen. Ich konnte ja schlecht bis tief in die Nacht unter diesem verdammten Olivenbaum stehenbleiben.
Also trat ich entschlossen aus dessen Schatten, um zu erfahren, was hier vor sich ging, den Stahl-Eimer mit Brotresten fest im Griff.
»Was macht der hier?«, rief ich, ohne Einleitung einmal quer über den Hof, zeigte dabei auf Tomaso und blieb abwartend, mit einigem Abstand stehen.
»Ah, Luca...«, ergriff Matteo das Wort, verunsichert, wie ich heraushören konnte. »Das ist sicher eine Überraschung für dich, Kleiner. Aber, glaube mir, ich habe meine Gründe für...«
»Ich will ihn nicht hier haben!« Mein Kopf deutete unmissverständlich zu meinem Bruder, der sichtlich unwohl vom einen auf den anderen Fuß trat. Rebecca nickte ich zur Begrüßung knapp zu.
»Du hast ihm nichts gesagt?«, fragte sie überrascht. Ihre Augen pendelte zwischen mir und Matteo. Dieser schüttelte den Kopf. „...Ich hab es immer wieder versucht, aber... nein...“ Er brach ab und senkte den Blick. Eine hilflose Geste, die uns jetzt auch nicht weiterhalf.
»Was macht ihr hier?«, fragte ich wieder, stellte den Futtereimer neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Es geht ums D’Agosta, Luca...«, erklärte Rebecca ruhig. »...Darum, wie es jetzt weitergehen soll, nach all dem!«
»Nach all dem - was ?«
»Du hast ihm gar nichts erzählt?« Ein fassungsloser Blick traf unseren Großvater. »Überhaupt nichts?«
»Es hat sich einfach nicht ergeben. Also dachte ich, es ist am besten, wir besprechen das alle gemeinsam...« Matteo war kaum noch zu hören, so ertappt fühlte er sich offensichtlich.
»Okay!« Meine Schwester schien blitzschnell nachgedacht zu haben. »Dann fahren wir jetzt weiter, nach Busalla. Da suchen wir uns eine Unterkunft. Und wenn du damit einverstanden bist, Luca, treffen wir uns dort, auf neutralem Boden!«
Doch gerade, als ich schon mit einem kurzen Nicken mein
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