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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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steckte ich die nächste Zigarette an und bestellte durch die Scheibe der Bar ein weiteres Bier.
    Das D'Agosta also...
    Es könnte mir gehören...
    Sollte es das überhaupt? Vielleicht hatte Fabio ja Recht. Ich wurde benutzt - mal wieder. So ganz ehrlich konnte dieses Angebot wirklich nicht sein. Und dann? Wenn ich mich darauf einließ? Ständen sie dann plötzlich alle wieder vor der Tür: Antonio, Tomaso, Giade... Würde ich sie dann in ein Hotel ins benachbarte Falconara schicken? Sicher nicht!
    Aber das D’Agosta...
    Ich leerte mein Glas in einem Zug, genoss den herbschalen Geschmack, zog noch einmal kräftig an meiner Zigarette und schnippte rülpsend den Filter auf die Straße.
    Mit Jack musste ich reden. Ich brauchte seinen Rat, seinen Verstand, seine Klarheit. Noch diese Woche sollte ich mich entscheiden. Dies sah unsere Abmachung vor, da hatte ich mich überrumpeln lassen. Auch da hatte Fabio Recht...
    Eine Entscheidung also. Und dann, tja, was dann...?...
    In der Bar war man mittlerweile dazu übergegangen, den Ton des Fernsehers auszuschalten und stattdessen den CD-Player anzuschmeißen. Und so rannten, sprangen und warfen zehn Basketballspieler zu Edoardo Benatos l'isola che non c'è, was irgendwie ganz nett aussah.
    Leicht fröstelnd schlug ich den Kragen meiner Jacke hoch und steckte mir eine neue Zigarette an.
    Fabio...
    Er hatte mich heute 'Prinz' genannt.
    So etwas hatte er noch nie zuvor getan. Seine Zuneigung rührte mich an, drang durch etwas durch, was ich noch nicht so richtig benennen konnte.
    Etwas hatte sich verändert. Fabio hatte sich verändert. Er griff nach mir - das war neu. Verantwortung...
    Dieser Begriff ging mir plötzlich durch meinen Schädel. Schemenhaft nur, aber er war da. Verantwortung...
    Was wollte ich mir damit sagen?
    Der Wirt brachte mir mein Peroni nach draußen, was ich mit einem schwachen Lächeln quittierte, welches in einer ausgehusteten Rauchwolke unterging. Wir kannten uns, der Wirt und ich. Bei seinem Bruder hatte ich die Bestuhlung für Rebeccas Hochzeit gemietet, also hatte er wohl keine Sorgen, dass ich ihm die Zeche prellen würde, egal wie sehr ich mich hier betrank. Er wusste, wo er mich finden konnte.
    Shiro...
    Peroni floss meine Kehle hinunter.
    Ach, Shiro... Seit Ravenna hatte sich so viel verändert zwischen uns. Es war, als wenn man eine Schublade öffnet, und plötzlich lauter, in Vergessenheit geratene Dinge wiederfindet, die einem lieb und kostbar gewesen sind, in einem anderen Leben. Ganz plötzlich erinnert man sich wieder und all diese kostbaren Erinnerungen erwachen wieder zum Leben, verwundern einen, mit ihrer Strahlkraft und lassen einen staunen.
    Ja, und die einzige Frage die man sich dann stellt ist diese: Wie konnte ich das alles nur vergessen haben. Wie war das möglich. Sollte ich vielleicht doch...
    »Noch einen zum Schluss?«
    Ich fuhr erschrocken herum und da stand Matteo, mit einem schiefen Lächeln und sein Blick sagte mir: Komm, wir trinken noch einen zusammen, haben wir lange nicht gemacht. Also nickte ich und beobachtete durch die Scheibe, wie der alte Mann in die Bar ging und Getränke orderte. Für sich bestellte er einen Roten, mir einen Cynar...
    ·
    Ich liebe Bitter-Aromen...
    Sie schmeicheln nicht, sie überraschen. Sie machen dir klar, dass du unvollkommen bist, dass es die Vielschichtigkeit ist, auf die es ankommt, denn Bitterstoffe sind auf Begleitung angewiesen. Spröde-sinnlich, das ist bitter! Direkt, schnörkellos und nie vulgär.
    Daran musste ich denken, als ich meinen Cynar hinunter kippte, nicht ohne vorher mit Matteo angestoßen zu haben.
    Kräuter und Süße waren in diesem Fall die Begleiter.
    Süße hat es leicht. Sie lockt, ohne viel zu leisten. Sie kann kaschieren, ein Lächeln zaubern und sie kann verführen. Süße ist sexy unkompliziert.
    »Worüber grübelst du nach...«
    »Kannst du dir's nicht denken...?«, antwortete ich, meinen wirren Gedankenstrom der letzten zwanzig Minuten passieren lassend...
    Ich war wirklich ziemlich durch, stellte ich fest und besiegelte diese Erkenntnis mit dem entzünden einer weiteren Zigarette.
    »Dir wird's morgen beschissen gehen, das weißt du...«
    »Schon möglich...«
    »Und es ist lausig kalt hier draußen...«
    »Stimmt...«
    »Brauchst du Hilfe, Luca?«
    Erstaunt sah ich in das unrasierte, mir so vertraute Gesicht, dass mich mit einer Mischung aus Wissen und Besorgnis betrachtete. Diese Frage wurde in meiner Familie nicht oft gestellt, daher wusste ich ihren

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