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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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unübersehbar.
    »Ich will Giade nicht verlieren...«, antwortete er kleinlaut. »...Und bei den Moby Lines könnte ich tagsüber arbeiten und hätte abends frei. Wie eine ganz normale Familie könnten wir leben, wisst ihr...«
    Er nannte das einzig funktionierende Argument für diesen Schritt.
    »Und du hast es dir gut überlegt?«, fragte ich noch einmal nach.
    »Ich koche ja nicht auf Fähren, versteht ihr. Ich leite die Großküche, die die Fähren versorgt. Ich koche vor, sozusagen...«
    Noch schlimmer. Aber ich sagte nichts dazu. Und ein Blick in die Runde zeigte mir, dass andere auch schon mit einem Versuch in diese Richtung gescheitert waren.
    »Aber wie ist es mit dir, Kleiner?«, fragte Matteo plötzlich. »...Du und das D’Agosta - war das nicht schon immer dein Traum...?«
    Nun waren die Blicke auf mich gerichtet - und ich um eine Antwort verlegen...
    ·
    Natürlich hatte ich noch nicht ausgeträumt, was das D’Agosta betraf.
    Ich meine - so funktionieren Träume doch nun mal, oder? Sie verschwinden ja nicht so einfach. Meine zum Beispiel setzen sich in meinem Hinterkopf fest, und wenn ich sie brauche, dann sind sie auf Abruf da, einfach so. Ich muss nur eine Schublade in meinem Kopf öffnen und schwupps - da sind sie: Meine Träume!
    Mit dem D’Agosta verhielt es sich da nicht anders. Ganz im Gegenteil. Sofort waren sie alle wieder präsent, die vertrauten Bilder: Meine Küche, cremefarben gekachelt, drei Öfen, ein Steamer, rechts die Herd-Reihe mit der breiten Esse, all die herrlich vertrauten Utensilien, jedes an seinem Platz, unser steinerner Innenhof mit der ausladenden Maulbeere, die alte Treppe, die zu Matteos Wohnung führte - einer Wohnung, die bald schon meine Wohnung sein konnte.
    »Was soll ich nur tun...?«, fragte ich eine halbe Stunde später leise, nachdem wir uns zurückgezogen hatten.
    »Stellt sich die Frage denn überhaupt für dich?« Fabio strich durch mein Haar, während ich auf der Bettkante saß und meine Füße betrachtete. »Ne Touristen-Klitsche an der Adria gegen das hier...?«
    »Das D'Agosta ist keine Touristen-Klitsche!«
    Okay, okay... Aber dies hier hast du dir aufgebaut. Das ist doch was ganz besonderes...«
    »Das D’Agosta ist auch was ganz besonderes. Das hat meine Familie aufgebaut!«
    »Ah, verstehe! Ja, richtig...!«, seine Hand wanderte meinen Rücken hinab, spielte mit den Wirbeln, strich zart um sie herum, in Schlangenlinien. »...Diese Familie... Die, die immer so super zu ihrem Sohn gestanden hat, die meinst du, oder?« Er rollte sich auf den Rücken und umfasste mich. »...Das ist natürlich super, Luca, dass du jetzt wieder im Rennen bist, nun, wo die anderen alle kneifen. Bravo!«
    »Warum bist du auf einmal so sauer?«, fragte ich verblüfft. »Sonst bist du es doch immer, der sie in Schutz nimmt«
    »Weil sie dich verarschen, Luca. Weil du ihnen gerade mal gut genug bist, die Kastanien aus dem Feuer zu holen...«
    Er setzte sich im Schneidersitz auf und drehte mein Gesicht zu sich. »Merkst du das denn nicht! Es geht hier nicht um dich! Es geht hier um sie! Es geht um dieses Restaurant. Deine Schwester sagt, es geht um die Familie? Dann lügt sie! Es geht um dieses D’Agosta, darum, dass es nicht verkauft werden soll. Es geht darum, dich zurückzuholen, damit du deine Pflicht erfüllst...«
    »Woher willst du das alles wissen? Gerade du?«
    Er tauchte in mein Auge, versank fast darin. »Von dir, mein Prinz! Das weiß ich alles von dir. Du scheinst es nur vergessen zu haben...« Und tatsächlich, damit hatte er gar nicht so unrecht...
    ·
    Die Nacht war kühl, zumindest wenn man sie mit dem Tag verglich, der uns mit seiner Sonne und einem strahlend blauen Himmel schon fast so etwas wie Sommer geschenkt hatte.
    Ich saß in einer kleinen Bar, am Markt von Busalla, betrank mich mit Bier, sah beiläufig den Sportkanal und rauchte kettenweise Zigaretten. Dafür musste ich allerdings immer vor die Tür.
    Ich brauchte Abstand.
    Rebecca und Tomaso mussten sich natürlich kein Zimmer hier in Busalla besorgen, ich hatte sie im Lauros untergebracht. Logisch! Alles andere wäre mir irgendwie mies vorgekommen. Aber jetzt brauchte ich Zeit, nur für mich. Ich wollte Ruhe, keine Familie, aber auch keinen Fabio um mich haben...
    Mit Matteo hatte ich vereinbart, dass er mich so gegen halb zwölf abholen würde. Er war es auch, der mich hergebracht hatte, und er war es, trotz allem, der mich verstand, in dieser Situation.
    Mein Matteo...
    Schon ziemlich angetrunken

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