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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Filme, seinen Körper. Sogar seine Gedanken und Gefühle gehörten schon mal mir, ich habe seinen Job. Ich hatte alles...«
    Und dann, mit einem Male, ganz unvermittelt, legte er seine Hand auf meinen linken Oberschenkel. Dabei lächelte er weich, während er mich ganz genau beobachtete.
    »...Alles hatte ich... fast alles...«
    Ich war fassungslos. Es war unmissverständlich, und in mir wuchs plötzlich ganz dringend der Wunsch, diesen Raum zu verlassen.
    »Du sagst... ja gar nichts?«, stellte er verwundert fest. «Ist das gut...?«
    »...Über... rascht...«, brachte ich wie zugeschnürt hervor, nur um irgendetwas zu sagen.
    »Das glaub ich gerne.« Er lachte sein freundliches, unbefangenes Lachen. Wie ein Kind, das sein Geheimnis mit einem teilen möchte.
    »Und? Wie findest du meinen Vorschlag? Gefällt dir die Idee...?« Er zeigte an sich herab. »... Ein so übles Exemplar bin ich doch gar nicht, oder...?«
    Ich schüttelte rasch den Kopf, und mit einem Mal musste ich lachen, so absurd war die ganze Situation, so absurd und irre.
    »Nein, nein...« versicherte ich ihm, »...überhaupt nicht, es ist nur...«
    »Ja?«
    »Na ja, etwas schräg...«
    »Aber keinesfalls fantasielos...«
    »Sicher nicht. Nein!«
    »Dann also, abgemacht?« Er fragte, als träfen wir gerade eine Verabredung zum Kino.
    »Ich möchte in Ruhe darüber nachdenken. Verstehst du...?«
    Für einen Moment legte er den Kopf schief, dann lächelte er wieder. »Nein! Aber das macht nichts. Du denkst halt gerne nach, stimmt ’s...«
    »So sieht’ s aus.«
    Und damit war ich entlassen.
    Fürs Erste.
    ·
    Rebecca kam mit dem Wagen. Und sie kam ohne ihren Sebastian.
    Selbstverständlich war das nicht, denn zwischenzeitlich hatte ihre Planung vorgesehen, ihn einfach mitzubringen.
    »...Immerhin, es ist auch seine Hochzeit...", lautete ihre Begründung am Telefon, was mir nur die von Matteo angekündigte Wesensveränderung bestätigte. Umso erleichterter war ich, als sie sich schließlich doch entschieden hatte, solo anzureisen.
    »...Er kann das Geschäft nicht alleine lassen...", teilte sie mit, ein Umstand, den ich gut nachvollziehen konnte.
    Rebecca kam also mit dem Wagen, und sie kam alleine.
    Gegen Mittag rollte ihr weinroter Bravo auf den Gästeparkplatz, was mich allerdings nicht weiter überraschte, da sie mich Minuten zuvor über ihr Handy von ihrer unmittelbar bevorstehenden Ankunft informiert hatte. Also stand ich brav zur Begrüßung bereit.
    Ich denke, so entsprach es ihren Wünschen.
    Es war wirklich verblüffend. Man konnte ihr das Verliebtsein ansehen. Sie strahlte von Innen, so hatte es den Eindruck, vital, sprühend, und sie sah um Jahre jünger aus, seit unserer letzten Begegnung in Fano.
    »Komm her...«, rief sie lachend, nachdem sie ausgestiegen war und breitete ihre Arme aus.
    Es war ein wunderbares Gefühl meine Schwester zu umarmen. Da war dieser vertraute, zarte Duft, der trotz der mehrstündigen Autofahrt einfach da war und leicht und frisch in meine Nase stieg. Da war diese Warmherzigkeit, die sie auf mich übertrug.
    Verflogen waren mit einem Mal all meine Vorbehalte, verschwunden die Skepsis, mit der ich sie noch wenige Momente zuvor erwartet hatte.
    Rebecca war Rebecca, nur glücklicher vielleicht und daher lebendiger... präsenter...
    »Wie geht es meinem kleinen Bruder...?«, fragte sie mich, während sie mir ins Haus folgte. Ich hatte ihr ein Zimmer im Gästetrakt vorbereiten lassen.
    »Gut...«, antwortete ich lapidar, erwiderte ihr Lächeln und hievte dabei ihren Koffer die schmale Steintreppe hinauf.
    Nachdem ich die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet hatte, blieb sie einen Moment stehen und verharrte im hölzernen Rahmen.
    »...Es ist wundervoll...«
    »Du hast den Nordwest-Blick. Ich finde, es ist einer der schönsten. Und es hat ein eigenes Bad...«, lobte ich das Zimmer, während ich die Leinengardinen zur Seite zog, die Fenster zum Lüften weit öffnete und die Schatten spendenden Holzläden nach außen klappte.
    »...Nur Luxus darfst du nicht erwarten. Fernsehen oder so was gibt’s nicht...«. Ihr Blick zeigte mir, dass meine Bemerkung überflüssig war.
    Aber sie hatte recht. Das Zimmer war schön. Alle Zimmer waren schön. Überall befand sich ein schlichter, uralter Steinboden, auf dem einfache, manchmal bunte, meist jedoch weiße Baumwollläufer lagen. Die Wände waren gekalkt, und wenn Bilder an ihnen hingen, dann stammten sie aus einem Fundus, den wir nach dem Hauskauf in einem der Keller gefunden

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