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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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verkomplizieren konnte. Instinktiv! Darin war ich Meister aller Klassen.
    Also schenkte ich meine Konzentration ganz und gar Fabio.
    »Du siehst verdammt gut aus, weißt du das?«, sagte dieser mir eines Morgens im Bad. Er betrachtete mich mit einem forschenden Blick, so als läge unser letztes Wiedersehen nicht schon einige Tage zurück.
    »Es geht mir auch gut«
    Ich begutachtete mich im Spiegel, und was ich sah, zeigte mir dass er recht hatte.
    Da war so ein 'Grundlächeln'. Das war mir in der letzten Zeit abhanden gekommen.
    Ich hieß es mit einem breiten Grinsen willkommen und begann mich anzuziehen.
    ·
    Die Hochzeit rückte immer näher.
    Nicht dass ich sie vergessen hätte, aber nun, da so viele andere Dinge passiert waren, stand die bevorstehende Familienfeier für mich nicht so im Vordergrund.
    Doch Rebecca wäre nicht Rebecca gewesen, wenn sie mich nicht in regelmäßigen Abständen daran erinnert hätte.
    So auch an diesem Morgen.
    »Luca-Schatz, Padre Di Calve ist nicht bereit, die Trauung in eurer Kapelle durchzuführen. Hat Zeitgründe vorgeschoben, der Idiot. Dabei ist er einfach nur beleidigt weil wir es nicht in seiner »di Valle« machen... Sag mal, ist die eigentlich geweiht, eure Kapelle. Di Calva bezweifelt das nämlich..."
    Ich wusste es nicht. Und es war mir eigentlich auch egal. »Sind Kapellen nicht immer geweiht...?«, fragte ich in der Hoffnung, interessiert genug zu klingen. »...Immerhin war das hier mal ein Kloster.«
    »Das hab ich ihm auch gesagt, aber er meinte, das heiße nichts. Alles lasse sich entweihen. Und immerhin gehöre sie einem Zweifler... so hat er sich ausgedrückt, unglaublich, oder...?«
    Ich musste lachen. Vor meinem inneren Auge sah ich Padre Di Calvas vogelhaftes Gesicht, die Lippen spöttisch zusammengezogen, wie es seine Art war, während er die Gelegenheit nutzte, Rebecca gegenüber meine Haltung zu kritisieren. Natürlich hatte er damals von meinem Auftritt in der Locatelli-Show erfahren, ihn vielleicht sogar mitbekommen. Da konnte ich mir gut vorstellen, wie verärgert er von meiner Ansicht über seinesgleichen war. Immerhin: Er war es gewesen, der mich sowohl getauft, als mir auch die Kommunion abgenommen hatte. Und er besaß das tiefe Vertrauen meiner Mutter. Betroffenheit stand ihm zu, fand ich - aus seiner Sicht.
    »...Er hat doch Recht...«, sagte ich immer noch lachend, den Zweifler betreffend.
    »Kannst du das bitte überprüfen... und gegebenenfalls dafür sorgen, dass die Kapelle wieder geweiht wird?«
    Das ging nun eindeutig zu weit.
    »Ich bin nicht nur ein Zweifler, Rebecca. Das weißt du genau. Ich überprüfe das für dich, aber mehr kannst du von mir in der Sache nicht erwarten.«
    Sie wusste, wann der Bogen überspannt war, also gab sie sich mit dieser Antwort zufrieden. Wir plänkelten noch über dies und jenes, dann war das Gespräch beendet. In spätestens drei Tagen würde sie sich eh wieder melden und mich mit frischen, organisatorischen Details ausstatten, die ich umzusetzen hatte.
    »Deine Schwester?« Fabio lehnte lässig im Türrahmen, ein Kaugummi zwischen den Zähnen und grinste mich an.
    Ich nickte und verdrehte dabei die Augen. »So langsam dreht sie durch...«
    »Sie heiratet...«
    »Ja, aber doch nicht den Papst. Mann, macht die einen Wind.«
    »Als meine Schwester geheiratet hat, war‘s genauso. Wochenlang ging das so, von morgens bis abends. Eine Laune hatte die...«
    Ich sah auf die Uhr. »Gleich kommt Jack...«, wechselte ich das Thema. »Ich denke mal, du hast keine große Lust auf ihn...?« Fabio konnte Jack nicht ausstehen. Er spürte wohl intuitiv, was dieser von ihm hielt. Daher ging er ihm, wenn möglich, aus dem Weg.
    Er hob jedoch gleichgültig die Schultern. »Ich hab eh gleich ein Treffen mit den Leuten von Campo-Visione. Drück mir die Daumen. Da könnte ein größerer Job drin sein...«
    Normalerweise freute ich mich für ihn, wenn es dazu kam. Doch im Moment wünschte ich mir, er würde einfach bleiben. Er tat mir gut. Fabio war herrlich unkompliziert, und zurzeit brauchte ich ihn einfach. Das hatten mir die letzten Tage gezeigt.
    Als ob er meine Gedanken lesen konnte, kam er auf mich zu, lächelte liebevoll und strich durch mein Haar.
    »Es ist ja noch nichts entschieden. Außerdem... bis zur Hochzeit bin ich auf jeden Fall noch da... wenn du willst...«
    »Du weißt genau, dass ich mir das wünsche...«
    »Eben...«
    Und dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg.

7.

    Es war gut ein Monat vergangen,

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