Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
seit Jack kommissarisch das L'amo leitete und nun sollte es darum gehen, mit ihm ein paar Details zu besprechen. Er plante wohl die eine oder andere Änderung.
    Er fand mich in der Küche, wo ich uns gerade ein paar Koteletts mit Lorbeer, Aprikosen und grob zerstoßenem Pfeffer zubereitete.
    »Sollte Shiro bei diesem
Tête
-à-
tête
nicht zugegen sein?«
    »Sollte er...«, bestätigte ich, »...will er aber nicht. Mir scheint, er hat mit dem L'amo abgeschlossen.«
    Jack nickte ernst, während er beobachtete, wie ich die Fleischstücke nach dem Ruhen auf einem Holzbrett vom Knochen löste, sie in Streifen schnitt und mit den Aprikosen übergoss.
    »Wäre es dann nicht generell besser, es zu verkaufen?«, fragte er schließlich direkt. »So gibst du ihm zumindest die Chance, aus dem Erlös was Neues aufzubauen«
    »Gute Idee, nur - was?« Ich hatte selbst schon daran gedacht, die Möglichkeit aber wieder verworfen. »...Hättest du Interesse?«, fragte ich halb im Spaß.
    »Offen gestanden, ja! Der Gedanke reizt mich«. Während ich überrascht die Teller auftrug, füllte Jack die bereitstehenden Wassergläser.
    »Wie kommt‘s?«
    »Frag mich nicht, Herzblatt. Wie die Jungfrau zum Kinde. So etwa. Es bereitet mir einfach ein unsägliches Vergnügen, den Pferdchen bei der Arbeit zuzusehen.« Er grinste gemein.
    »Raoul?«
    »Ein Gott...«
    »Ah, daher weht der Wind...«
    »Er weht nicht, Goldstück, er bläst! Als martialische Inbrunst würd ich seine Technik beschreiben. Und glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche...«
    »Ich esse!«
    »... Und es schmeckt köstlich . Nun, wie denkst du darüber?«
    »Was hast du dir denn so vorgestellt?«
    »Die Kosten?«
    Ich nickte.
    »Nun, den damaligen Kaufpreis, zuzüglich der Sanierungskosten, plus zwanzig Prozent der Gesamtsumme... Gell, da staunst du, was dein Jackieboy so auf der hohen Kante hat...«
    Er schätzte richtig.
    »Tja, du weißt halt nicht viel über mich, Lucamaus«
    »Du erzählst ja auch nicht gerade viel...«, konterte ich, immer noch verblüfft.
    »Auch wieder wahr. Tut aber nicht zur Sache...« Mit einer Handbewegung wischte er das Thema bei Seite. »Lass dir mein Angebot einfach durch den Kopf gehen. Und sprich mal mit Lotosblüte. Immerhin ist es ja eigentlich sein Halali, nicht wahr...«
    Ich nickte.
    »War es das, was du mit mir besprechen wolltest?«
    »Eigentlich... vielleicht. Im Grunde wollte ich das Okay für einige Änderungen von euch haben...«
    »Bin ich je schlecht mit deinen Ideen gefahren?«
    »Bist du nicht!«
    »Also! Tu was du für richtig hältst. Es kann nur Gutes dabei rauskommen«.
    Er grinste wieder, und dieses Mal lag fast sogar etwas Weiches, Empfindsames in seinem Blick, als er mich ansah.
    »Schön, dass du es so siehst. Danke...«
    »...Dan... ke...?«
    »Hast Recht! Wer hat denn immer profitiert, von meinen Entscheidungen?« Seine Zähne blitzten mir entgegen, während er eine Aprikose auf sein Steakmesser pikte und es zum Mund führte.
    Jack war Jack.
    Das beruhigte mich...
    ·
    Daniele war immer noch Daniele...
    Und das wiederum beunruhigte mich.
    Außerdem stellte ich mir einmal mehr die Frage, warum ich das alles tat.
    Im Grunde war es ja nun, wie ich es wollte. Das L'amo war in Sicherheit. Ebenso Shiro. Also hätte ich mich gar nicht weiter mit ihm abgeben müssen. Doch Einiges passte für mich nach wie vor nicht zusammen, und ich wollte herausfinden warum das so war. Danieles angebliche Übergriffe auf Shiro: Da stimmte etwas nicht. Sein Hang zur Selbstverletzung schloss einen Übergriff auf andere so gut wie aus. Das hatten meine Nachforschungen zur Autoaggression mittlerweile schon ergeben. Was war da also passiert?
    Doch vor allem waren wir uns nahe gekommen, und diese Begegnung berührte mich nach wie vor mehr, als ich es mir zunächst eingestehen wollte. Daniele faszinierte mich. Seine Widersprüchlichkeit hatte ihren Reiz, seine Selbstzerstörung weckte in mir den Wunsch, ihm zu helfen. Sein verletzter, narbenüberzogener Körper zog mich einfach an. So war es nun mal.
    Immer noch war er sehr verschlossen, aber nach und nach bekam ich eine Ahnung, was ihn zu dem hatte werden lassen, was er nun war.
    So wie ich es sah, hatte er im Laufe der Jahre einen Schutzmantel um sich herum aufgebaut. Einen Schutzmantel, der so dicht, so massiv um seine Seele lag, dass ihm Verletzungen von außen nichts mehr anhaben konnten.
    Der Preis, den er dafür zahlen musste, war das Opfern seiner Empfindungen.
    Er spürte sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher