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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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hatte ich mich nicht in ihm getäuscht.
    Ein Typ Namens Raoul hatte auf 'Eles Order hin vorübergehend die Geschäfte übernommen, sich um Einkauf, Personal und Abrechnung gekümmert und wie es aussah, all dies auch gewissenhaft erledigt.
    Aus diesem Grund entschied Jack, dass im Grunde alles so bleiben sollte, wie gehabt. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass nun er ab sofort als weisungsbefugter Ansprechpartner fungierte und nicht mehr Daniele oder Shiro.
    Die einzig nennenswerte Veränderung, die er vornahm war die, dass er den Mitarbeitern die Gehälter erhöhte und Raoul zudem flexiblere Arbeitszeiten einräumte.
    »Das sollte uns einen reibungslosen Betrieb sichern...«, erklärte er zuversichtlich, immer noch beeindruckt von der Geschäftspolitik Danieles.
    »Die Zecke besitzt Instinkt«.
    »Nenn ihn nicht so...«, sagte ich ohne nachzudenken.
    »Hoppla, philanthropische Anwandlungen? Schon vergessen? Der Giftzahn hat dein Leben umgeschrieben. Und sieh dir unsren Lampion an! Auch das Werk dieses Minimonsters.«
    »Das ist nicht gesagt...«
    »Was soll das heißen - nicht gesagt? Muss ich jetzt anfangen, mir Sorgen zu machen? Mensch Luca, ganz ehrlich, der Typ ist gefährlich. Gib dem ein Messer und du siehst es von innen wieder, so tickt der...«
    Es war klar, dass er es so sehen musste, und irgendwie traf mich seine Sorge auch, aber ich war noch zu sehr in das gerade eben Erlebte mit Daniele verwoben, als dass ich so schnell umschalten konnte. Außerdem nagten an mir nach wie vor meine Zweifel.
    Im Grunde wollte ich nur auf den Berg, meinen Job für heute fertig machen, zu dem ich eh schon zu spät kommen würde.
    »Ich dank dir sehr für... das hier...«, lenkte ich vom Thema ab und blickte mich besorgt und erleichtert zugleich im hell erleuchteten L'amo um. »Du rettest mich mal wieder...«
    Makellose Zähne blitzten in meine Richtung.
    »Worauf du einen lassen kannst...«
    Ich hasste seine selbstgefällige Art in gleichem Maße wie ich sie liebte. Und ich wusste: Jetzt war genau die richtige Zeit, sich zurückzuziehen. Ein Fakt, den ich geschickt verstand, sofort in die Tat umzusetzen.
    ·
    »Du bist unzuverlässig und nicht richtig bei der Sache, Luca«, kritisierte mich Chip eines Mittags bei unserer wöchentlichen Besprechung.
    Fünf Augenpaare sahen düster in meine Richtung.
    »Muss ich dich wirklich daran erinnern, was es heißt, im Team zu arbeiten?«
    Ich senkte schuldbewusst meinen Blick und schüttelte mit dem Kopf.
    »Immer wieder müssen andere deine Arbeit mit erledigen oder deine Fehler ausbügeln, weil du es an der nötigen Sorgfalt fehlen lässt. So funktioniert das nicht«.
    Sie hatte ja Recht, aber es hätte auch gereicht, mir das unter vier Augen zu sagen. So fühlte ich mich vorgeführt und ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte.
    Also sagte ich dazu erstmal gar nichts, achtete aber peinlichst genau darauf, einen möglichst guten Job abzuliefern. Und tatsächlich - recht bald gelang es mir, all die Gedanken und Umstände, die mich zurzeit beschäftigten, auszublenden und mich voll und ganz auf meine Arbeit zu konzentrieren.
    Handwerklich war die Küche im 'Luro' längst nicht so anspruchsvoll ausgelegt, wie sie es einst bei meinem Catering-Service gewesen war. Aber dennoch: Sie erforderte genau dieselbe Sorgfalt und Hingabe, um am Ende zu überzeugen.
    Diese Sorgfalt lieferte ich nun ab.
    Wenn ich dann erschöpft und abgearbeitet zu Fabio ins Bett kroch, dann spürte ich, wie ich ganz allmählich wieder zu dem wurde, der ich einmal gewesen war. Mehr und mehr ergriff eine Zufriedenheit von mir Besitz, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt hatte.
    Was ich allerdings wirklich zu vernachlässigen begann, war die, gerade wieder aufkeimende Nähe zu Shiro. Es hatte aber auch was von einer ständigen Gratwanderung für mich. Auf der einen Seite Fabio, der zur Zeit nun mal fest an meine Seite gehörte, auf der anderen Shiro, dessen Einfluss mich überhaupt zu dem hatte werden lassen, der ich jetzt war. Und der mich auch brauchte.
    Ich weiß nicht, ob es sich um Feigheit, Bequemlichkeit oder schlicht Gedankenlosigkeit handelte, doch ich hatte damit begonnen, Shiro in meinem Herzen einfach auszublenden. Vielleicht ließ sich mein Verhalten auch mit so etwas wie 'Selbstschutz' beschreiben, denn gänzlich unempfänglich war ich meinem Japaner gegenüber nicht gerade. Er übte nach wie vor eine Menge verwirrenden Einfluss auf mich aus. Und ich wusste, wie ich mein Leben

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