Der Herzberuehrer
weißt viel über Daniele!«
Ich nickte und mir war klar, dass es nun auch an mir war, das eine oder andere zu erklären. Es ging jedoch nicht, ich hatte einfach anderes im Kopf.
»Ich weiß, Shiro, ich bin dir was schuldig, und ich will dir auch alles erklären, aber im Moment geht das einfach nicht«.
»Du bist mir gar nichts schuldig«, sagte er traurig, den Blick dabei an mir vorbei, in die Nacht gewendet. »...Erinnerst du dich noch? Schuld? Der größte Schwachsinn überhaupt. Irgendwie war das doch unser Motto, oder...?«
Shiros Welt. Ich erinnerte mich sehr gut. Und ich war ihm in diesem Moment sehr dankbar, einfach in ihr wandeln zu dürfen. Ohne Gegenleistung. Für ein paar Minuten nur, auch wenn es ein düsterer Ort war, voller Schatten.
·
Die Klinik meldete sich gleich am kommenden Morgen.
Daniele Sabricci habe ihn, Luca Lauro, als seine Kontaktperson angegeben. Signore Sabricci bitte um einen Besuch. Das gleiche gelte für den diensthabenden Oberarzt. Dottore Valdena habe Gesprächsbedarf.
Das konnte ich mir lebhaft vorstellen.
Ich notierte mir die weiteren Informationen und noch während des Schreibens spürte ich, wie eine Last von meinem Herzen fiel.
Vielleicht war es das Allerbeste, was hatte passieren konnte, wenngleich ich nicht wusste, was überhaupt geschehen war. Aber Daniele befand sich unter ärztlicher Aufsicht, und alleine diese Nachricht zählte. Also packte ich aus meinem eigenen Fundus Unterwäsche, ein paar T-Shirts, Wasch- und Rasierzeug, einen Bademantel und etwas Obst aus der Küche zusammen, um mich dann auf den Weg zu machen.
»Kannst du mich mitnehmen...?« Fabio hatte mich schon eine Weile bei meinem Tun beobachtet.
»...Das wäre schön, weil, Claudio und Sylvestre sind auch gerade da!«
Fabios Familie lebte in Genova. Und das er gerne Zeit mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern verbrachte, konnte ich gut verstehen. Ich hatte sie im Laufe der Zeit kennengelernt. Sie waren herzlich, lachten viel und standen zueinander. Das Fabio und mich mehr als nur Freundschaft verband, wussten sie nicht nur, sie akzeptierten uns. Es war für mich das erste Mal, dass ich so etwas miterlebte. Er hatte Glück. Ich klaute mir ein Stück davon.
Also wartete ich auf ihn.
»Um drei ist meine Maschine fertig, meint die Werkstatt ...«, erzählte er, während wir mit offenem Verdeck gen Tal fuhren. »...Dreihundert Euro wollen die. Nur für `n paar Schläuche und `nen check up. Hart, oder...?«
Die Preise für Motorradreparaturen waren mir fremd. Ich wusste allerdings, was ich hinzulegen hatte, wenn meinem Spider was fehlte, also hob ich nur die Schultern. »Na jedenfalls ist die Maschine heute Nachmittag fertig. Darum brauchst du mich nirgendwo einzusammeln. Obwohl Mamma sich sicher riesig freuen würde, dich mal wieder zu bekochen...« Er grinste einladend.
»Das wäre wirklich schön...«, sagte ich und hatte dabei den mir vertrauten Esstisch vor Augen, mit Sonntagsdecke versehen, sich biegend vor Schalen und Schüsseln. Da ich für Fabios Familie in gewisser Weise noch immer als Prommi durchging, wurde dann aufgetischt, was Schränke und Keller hergaben.
Jener Tag entfaltete eine milde Hitze, die sich, je näher wir an die Küste kamen, abzukühlen begann. Ein Effekt, der sich in den Sommermonaten häufig umkehrte. Brütete man im Juli bei sengenden Temperaturen an den überfüllten Stränden, so spendeten die Bergwälder angenehme Frische, die durch sanfte Windströmungen noch verstärkt wurde.
»Was ist das eigentlich, diese Daniele-Geschichte...«
Mir war klar, dass eine Beantwortung dieser Frage überfällig war. Ich hatte das ganze Geplänkel um Shiro, das L'amo und Daniele bei Fabio einfach ausgeklammert. Schließlich war er ja auch erst wieder seit kurzer Zeit bei mir, aber nun...
»Können wir das heute Abend besprechen?«
»Klar...«
Und dann, nach einem kurzen Moment, spürte ich seinen Blick von der Seite »... Aber er bedeutet dir was, oder nicht?«
Ich behielt mein Auge auf der Straße. Mir war klar: Diese Frage hatte nicht bis heute Abend Zeit.
»Ja...«, antwortete ich daher ehrlich, »...Aber ich weiß noch nicht, was...«
Als Antwort begann er mir zwischen Kopfstütze und Sitz hindurch meinen Nacken zu kraulen. Er wusste, dass ich das liebte. Und ich wusste so, auch ohne weitere Worte, das alles in Ordnung zwischen uns war.
8.
»Aus medizinischer Sicht hätten die Schläge und Tritte im Normalfall sicher weniger angerichtet, aber bei der
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