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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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denke ich, dass ich das L'amo so lange behalten sollte, bis ich weiß, wohin mein Weg geht, andererseits sind die Erinnerungen an die letzte Zeit nach wie vor nicht einfach für mich. Und das L'amo hat damit zu tun. Da bin ich sicher. Das Jacks Angebot gut ist, stimmt, aber ich habe keine Alternative in Aussicht.«
    »Dann behalte es...«
    »Meinst du wirklich?«
    »Ich meine, dass du immer noch verkaufen kannst. Die Bilanz sieht gut aus, Shiro. Jack und dieser Raoul managen den Laden mit Gewinn, und es gibt keinen Grund, der dagegen spricht, es zu behalten. Wenn du denn überhaupt verkaufen willst.«
    »Danke...«
    Er wirkte tatsächlich erleichtert, was mich etwas überraschte. So schwierig war es nicht, in dieser Sache eine Entscheidung zu treffen, fand ich.
    »Dann mache ich es so!«, sagte er und seine anfängliche Unsicherheit machte einem zuversichtlichen Lächeln Platz.
    »Soll ich Jack anrufen, oder willst du das tun?«, fragte ich, um seine Entscheidung zu untermauern.
    »Wenn du das für mich machen würdest...«
    »Gerne... kein Problem.« Insgeheim war ich froh, etwas für ihn tun zu können.
    »Shiro...«
    »Ja?«
    »Unser Gespräch gestern. Bitte verzeih mir. Ich war ein Idiot. Es war total nett von dir, dass du bei mir sein wolltest, wenn mein Vater, und so... du weißt schon... Und du hast auch Recht. Mit dieser Familie wird das einfach nichts... Was ich sagen will, ist...« Mir war es wichtig aufrichtig zu klingen, »Bitte bleib noch etwas! Nur bis du dich entschieden hast. Okay?«
    Er griff zu seinem Messer, nahm seine Arbeit wieder auf, aber ich sah mit Erleichterung ein Lächeln in seinen Mundwinkeln aufblitzen. Gut so.
    "Ich überleg`s mir, ja?«
    Und damit war das Thema erstmal vom Tisch...
    ·
    Meine Schwester und die Calamari - das funktionierte eigentlich immer. So wie ich nicht an Vongole und Rinderfilet vorbei kam, so kann man Rebecca mit Tintenfischen glücklich machen. Möglichst klein, also jung, mussten sie sein. Das war besonders wichtig, und es brauchte viel frische Zitrone, die man nach dem Servieren über sie träufeln konnte.
    Ich persönlich mochte sie am liebsten gegrillt, da diese Form der Röststoffe dem Fisch eine angenehme, ganz leichte Bitternote verliehen. Zubereitet wurden sie jedoch meist in der Pfanne, so wie auch bei uns, an diesem Tag.
    Das Kochen machte Spaß, trotz der zurückliegenden Nacht, trotz meiner bleiernen Müdigkeit, was sicher vor allem Shiro zu verdanken war. In der letzten Zeit hatte ich ihn mehr und mehr wie einen Gast behandelt, wie jemanden, zu dem keine Nähe bestand. Doch nun, an diesem eigenartigen, anstrengenden Mittag, nach dieser schrägen, unvergesslichen Nacht, war da wieder so ein vertrautes Gefühl, das mich an alte Zeiten erinnerte, daran dass mein Gegenüber ein ganz außergewöhnlicher Mensch war, jemand mit dem man sich austauschen konnte, jemand, der mich kannte, und der vor allem bereit war, mich so zu nehmen, wie ich nun einmal war - viele gab es nicht davon. Dessen war ich mir bewusst.
    Trotzdem war ich enorm erleichtert, als wir schließlich mit der Arbeit durch waren, und ich endlich die Gelegenheit bekam, mich mal ein, zwei Stunden hinzulegen.
    Ich war fertig, wollte einfach nur noch...
    »Äh, Luca...?«
    Genau das war es, was mir noch gefehlt hatte...
    Es war Giade, die mich auf dem Weg in mein Zimmer, dem Weg zu meinem ersehnten Schlaf abfing, und schon an ihrem Tonfall hörte ich heraus, dass sie ein Anliegen hatte...
    »Giade?«
»Anna meinte, sie bleibt noch ein paar Tage dein Gast?«
    Ich ahnte schon, worauf das hier hinauslaufen würde, und vor allem merkte ich, dass mir hier so langsam das Ruder entglitt.
    »Sie ist meine Schwester - wir haben uns lange nicht gesehen...«, versuchte ich das Unvermeidliche abzuwenden.
    »Ja, und jetzt wollte ich fragen, ob ich, sozusagen als deine Schwägerin...«
»Als die Freundin von Tomaso...«, schränkte ich ein und spürte so etwas wie Verzweiflung in mir aufsteigen.
    »Richtig, als die Frau deines älteren Bruders...«
    »Freundin...«, wiederholte ich hilflos.
    »Nun, jedenfalls wollte ich dich fragen, ob es nicht möglich wäre, dass auch ich noch ein paar Tage hier bleiben könnte.«
    Nein Giade, könntest du nicht! Du Irre. Weil ich dich nicht ausstehen kann, weil deine Nähe mich in den Wahnsinn treibt, weil du strunzend dumm und einfach unerträglich bist, ich dich widerlich finde, ja, mir sogar der Appetit vergeht, bei deinem Anblick. Weil ich dein ganzes Gehabe und

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