Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
Vom Netzwerk:
der er Minnie das erste Mal gesehen hatte, bloß ein paar Schritt von dem Saal entfernt, wo sie einander vorgestellt worden waren.
    Und wirklich, als er sich dem Gebäude im Dunkel der Nacht näherte, sah es so aus wie in der Nacht, in der sie sich kennengelernt hatten. Irgendeine Veranstaltung fand dort auch heute statt. Er klopfte an die Seitentür, wartete und klopfte schließlich lauter, bis der Mann kam, der als Gefängniswärter fungierte.
    „Keine Besuche.“ Er betrachtete Robert stirnrunzelnd. „Nicht zu dieser Stunde.“
    Robert steckte ihm eine schwere Münze zu. „Ich bin kein Besucher.“
    Der Mann blinzelte nicht einmal. „Hier entlang, mein Herr.“
    Paris und die Croissants schienen weit, weit entfernt. Die Erinnerung gehörte zu einem anderen Mann, einem glücklich verheirateten Mann, der still entzückt war von der Zukunft, die sich verheißungsvoll vor ihm entfaltete. All dieses Glück war von einem hohlen Gefühl in seinem Magen verdrängt, als er zur Gefängniszelle gebracht wurde. Der Wärter förderte eine abgeschirmte Laterne zutage, deren Lichtschein auf schmutzige Mauern und hölzerne Türen fiel. Er schloss die Haupttür auf, und ging dann zu einer der Zellen. Holz kratzte auf Holz.
    Robert richtete den Lichtstrahl nach vorne. Der Mann hatte nicht die Tür zur Zelle geöffnet. Stattdessen hatte er ein Brett zurückgeschoben, mit dem sonst ein Fenster etwa auf Augenhöhe im Türblatt verdeckt wurde, ein paar Zoll hoch und vielleicht einen halben Fuß breit.
    Der Wärter machte ein paar Schritte zurück und bedeutete Robert vorzukommen.
    Robert trat näher, hob dabei die Laterne hoch. Die Strahlen konnten nicht weit in die pechschwarze Dunkelheit in der Zelle vordringen.
    „Oliver?“ Seine Stimme war leise.
    „Robert?“ Er hörte ein Rascheln. „Himmel, ist das grell. Ich kann nichts sehen.“
    Das Licht der Laterne war bestenfalls schwach, nicht hell genug, um die Größe des Raumes zu erkennen, in der sich sein Bruder befand. Dass Oliver es für grell hielt … er musste stundenlang in der Dunkelheit gesessen haben. Die ganze Zeit, die Robert in seinem Erste-Klasse-Abteil verbracht hatte, war sein Bruder hier gewesen. Er zitterte.
    „Hast du Decken?“, fragte Robert. „Essen?“
    „Was tust du denn hier?“, wollte Oliver mit unnatürlich fröhlicher Stimme wissen. „Du bist doch auf deinen Flitterwochen. Du solltest in Paris sein.“
    „Das hier ist meine Schuld.“ Robert stellte die Laterne ab und machte einen Schritt vor, senkte seine Stimme. „Ich habe diese verdammten Flugblätter geschrieben. Ich wollte nie, dass du da mit hineingezogen wirst. Es ist meine Schuld, dass du in dieser stinkenden Zelle sitzt.“ Und das war nicht bildhaft gesprochen, sondern wortwörtlich. Er war dicht genug an der Tür, um die Luft zu riechen, die durch den Sichtschlitz drang. Stinkend war noch milde ausgedrückt.
    „Nun, ich dachte mir schon, dass du der Autor warst“, erklärte Oliver nach einer kurzen Pause. „Sie klingen nach dir, wenn du weißt, was ich damit meine. Es war faszinierend zu lesen. Warum hast du es mir nicht von Anfang an erzählt?“
    „Ich wusste, dass hier jahrelang unrechtmäßige Verurteilungen wegen angeblicher Volksverhetzung erwirkt worden sind“, antwortete Robert. Sein Atem stand in einer weißen Wolke in der Luft, so kalt war es hier. „Ich wollte herausfinden, wer dahintersteckt. Ich bin schließlich der Einzige, dem sie nichts anhaben konnten. Wenn ich es dir erzählt hätte, hätte man dich der Mitwisserschaft bezichtigen können.“
    „Ah. Gerissen.“
    „Nicht gerissen genug, offensichtlich. Ich bin heilfroh, dass ich rechtzeitig hier bin. Insgeheim hatte ich fast befürchtet, sie könnten dich in einem Eilverfahren abgeurteilt haben.“
    „Offenkundig nicht.“ Oliver seufzte. „Sie warten darauf, dass ein Zeuge eintrifft. Erinnerst du dich noch an Lord Green aus unserer gemeinsamen Zeit in Cambridge?“
    „Lord Green? Ja, ich erinnere mich an ihn – aber was zum Teufel will er aussagen? Hast du ihn in letzter Zeit irgendwann gesehen?“
    „Nein, nicht seit der letzten Schachwette vor drei Jahren. Aber sie haben ihn für eine Aussage vorgeladen, und ich habe keine Ahnung, was er zu diesem Vorwurf beizutragen hätte.“
    Wieder Schach. Das konnte kein Zufall sein. Was das alles hieß, jedoch … Robert schüttelte den Kopf.
    „Nun, du bist ebenfalls Zeuge. Ich würde es gerne sehen, wie die Geschworenen dich für schuldig erklären, wenn

Weitere Kostenlose Bücher