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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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»Ist blockiert, das verdammte Ding.«
    Draußen ertönten Rufe, die Huttunen nicht verstand. Dann ließ die Wasserzufuhr nach und hörte bald ganz auf. Jemand hatte die Schütze an der Schindelmaschine geöffnet. Der klatschnasse Huttunen konnte feststellen, daß er seine Mühle besiegt hatte. Er zitterte am ganzen Körper von der furchtbaren Anstrengung. Er hatte Was­ ser in den Ohren, und ihm war speiübel. Der Eimer war zwischen seiner Brust und der Turbine plattgedrückt worden.
    Auf dem Hof rief der Kommissar: »Wir gehen jetzt. Zur Nacht kann Portimo herkommen und Wache halten.«
    »Der hat seine Mühle aus Bosheit blockiert«, sagte Si­ ponen, der von der Wasserrinne zurückkam. Dann verließen die Männer das Gelände.
    Huttunen saß noch eine Weile in der Turbinenkabine. Als sich alle Stimmen entfernt hatten, schlich er hinaus und verschwand im Wald, unter dem Arm den plattge­ drückten Zinkeimer. Er hievte sich den schweren Ruck­ sack auf den Rücken und stapfte wassertriefend in die Wildnis. Er war müde, völlig erschöpft, aber er mußte jetzt schnell aus der Gegend verschwinden. Bestimmt würden die Männer die Wälder hinter der Mühle durch­ kämmen.
    20
    Huttunen schleppte seinen Rucksack ein paar Kilometer weit. Dann stieg er auf einen kleinen kieferbewachsenen Hügel und richtete sich dort ein provisorisches Lager ein. Aus trockenen Zweigen entfachte er ein Feuer, an dem er seine Kleider trocknete. Nachdem er sich wieder angezogen hatte, klopfte er den zerdrückten Eimer zurecht, er bearbeitete ihn mit einem faustgroßen Stein, bis er wieder an seine frühere Form erinnerte. Huttunen ärgerte sich, daß er keine Axt dabeihatte.
    Auch das Lager war ohne Axt schlecht zu errichten. Mit dem Messer ließ sich weder ein Baum zur Brenn­ holzgewinnung fällen, noch ließen sich Stangen für ein Schutzdach schneiden. Im Wald ist ein Mann ohne Axt wie ein Einarmiger.
    Huttunen löschte das Feuer, legte seinen Rucksack unter eine Fichte und deckte ihn zu. Wachtmeister Portimo hatte seine Axt beschlagnahmt – es war an der Zeit, sie zurückzuholen. Huttunen machte sich auf den Weg ins Dorf.
    Portimos Hof einen Besuch abzustatten war ungefähr­ lich, da der Wachtmeister unterwegs war, um die Jagd auf Huttunen anzuführen. Die Hausfrau ging gerade einkaufen, und als alles still und leer war, besänftigte Huttunen den Hund und schlüpfte in den Schuppen.
    Im Holzschuppen des armen Landpolizisten sah es traurig aus. In der Ecke lag ein kleiner Haufen Herdholz, ein Vorrat für höchstens einen oder zwei Tage. Hinten an der Wand lagen etwa drei Kubikmeter Kloben, die aus feuchten Stämmen zurechtgesägt waren. Die muß­ ten schleunigst zerkleinert werden, sonst würden sie bis Einbruch des Winters nicht trocknen. An der Tür lag ein undefinierbarer Haufen dünner Zweige, die der Polizist bei den benachbarten Bauern aufgesammelt hatte, da er keinen eigenen Wald besaß. Ärmlich und kümmerlich.
    Portimos Axt lehnte an der Wand. Es war ein häßli­ ches und plumpes Werkzeug, rostig und mit schartiger Schneide. Der grobe, unförmige Stiel war ausgetrocknet und wacklig, der morsche Keil hatte sich gelockert. Huttunen keilte den Stiel fest und schnitzte ihn zu einer schlankeren, griffigeren Form.
    Die Bügelsäge war kaum in besserem Zustand. Huttunen probierte sie auf dem Hackklotz aus, sie war stumpf und scherte nach rechts aus. Ihm tat der Polizist in seiner Armut leid. In diesem Schuppen gab es weder trockenes Brennholz noch ein einziges anständiges Arbeitsgerät.
    Mit einer Ausnahme allerdings: im Hackklotz steckte eine Axt, die Huttunen gut kannte, denn es war seine eigene. Er zog sie heraus, strich über die Schneide und stellte fest, daß sie noch scharf war.
    Er beschloß, ehe er ging, dem Polizisten ein wenig Brennholz zu machen – als eine Art Entschädigung für den Entzug der Axt. Eigentlich war diese kleine Hilfelei­ stung sogar seine Pflicht, schließlich mußte Portimo jetzt tagelang durch die Wälder laufen, um ihn, Huttu­ nen, zu suchen.
    Er hackte einen großen Haufen Holz und stapelte die Scheite säuberlich an der Wand auf. Als die Hausfrau von ihren Einkäufen zurückkehrte, verließ er den Schuppen und verschwand im Wald, auf seiner Schulter wippte die blinkende Axt.
    Huttunen folgte der Telefonleitung. Dort ging es sich gut, denn es gab einen ausgetretenen Pfad. Die Leitung führte offensichtlich zum Laden. Dort schlug Huttunen einen großen Bogen durch den Wald und kehrte jenseits

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