Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
Abschied leid, denn Barnabas hatte ihnen zusätzliche Einnahmen beschert, dank derer sie im Winter keine Not hatten leiden müssen.
     
    Ein letztes Mal sahen Maria und Barnabas zurück und hoben die Hand zum Gruß. Nur Servatius stapfte mürrisch weiter und merkte wie so oft nicht, dass das Mädchen sich neben ihn gesellte. Erschrocken fuhr er es an: »Warum schleichst du dich an? Bleib bei deinem Gönner Barnabas!«
    Statt zu antworten, schob Maria ihre Hand in die seine. Angewidert wollte er seine Finger zurückziehen, doch das Mädchen besaß ungeahnte Kräfte und umklammerte seine Hand so fest, dass er nicht loskam.
    »Warum hast du Angst vor mir, Servatius? Ich tue dir nichts Böses. Erinnere dich an den Irrwurz, vor dem ich dich im Wald gewarnt habe«, gurrte Maria. Unschuldige Kinderaugen blickten ihn freundlich an, doch Servatius stellten sich die Nackenhaare auf. Immer wieder versuchte er seine Hand aus ihrem Griff zu lösen, aber Maria hielt seine Finger fest umschlungen. Und schlagartig wandelte sich ihr kindlicher Gesichtsausdruck zu einer Fratze.
    »Was willst du von mir!«, keuchte der Mönch. »Du bist der Teufel in Menschengestalt, der mich verführen will. Doch das wird dir nicht gelingen!«, krächzte er voller Angst.
    Marias Blick wurde stechend. Mit einer Stimme, die ihrer eigenen fremd klang, sagte sie: »Du wirst mich nicht mehr los, Servatius! Bedenke, dass ich vor dir keine Angst habe. Barnabas wird sich für mich entscheiden. Alle Verwünschungen, die du gegen mich aussprichst, werden dich selbst treffen! Nach dir wird kein Hahn krähen, wenn du tot umfällst! Es ist sinnlos, gegen mich zu kämpfen. Ich sitze in deinem Kopf und lasse dich nie wieder los!«
    Danach zog Maria seine Hand zu ihrem Mund und drückte einen festen Kuss darauf. Servatius glaubte, dass ihre Lippen sich in sein Fleisch brennen würden. Als er spürte, wie ihr Griff lockerer wurde, riss er sich los und lief schreiend davon.
    Barnabas, der von dem Gespräch nichts mitbekommen hatte, da er einige Schritte vor ihnen gegangen war, blickte dem Mönch kopfschüttelnd nach und rief: »Was hast du, Servatius? Man könnte meinen, der leibhaftige Teufel sei hinter dir her!« Doch als der Magier sich lachend nach Maria umschaute und ihres Blicks gewahr wurde, ahnte er, dass er der Wahrheit recht nahe gekommen war.

     
    Ihr Weg führte Barnabas, Servatius und Maria in den Norden des Landes. Auf einem vorspringenden Fels stehend blickten sie hinunter ins Tal, wo die Saar einen bewaldeten Bergrücken wie eine Schleife in einem weiten Bogen umfloss. Innerhalb der Saarschleife zwischen den noch karg belaubten Bäumen konnte Barnabas ein mächtiges Gemäuer erkennen. Die vier Türme und die Fahne ließen darauf schließen, dass es sich um eine Burg handelte.
    Maria wies nach unten zum Fluss. Erst jetzt sah Barnabas kleine Fährboote, in denen zahlreiche Personen von der einen Uferseite auf die andere übergesetzt wurden.
    »Lasst uns zu den Booten gehen«, schlug der Magier vor.
    »Warum?«, quengelte Servatius.
    »Weil ich es so will!«
    Servatius überlegte kurz. »Ist das deine Heimat, die am Anfang unserer Reise unser Ziel war?«, fragte er und sah Maria herausfordernd an, denn er glaubte etwas zu wissen, von dem das Mädchen keine Ahnung hatte. Sein Blick verriet ihm jedoch, dass er sich täuschte. Auch davon weiß das Biest, dachte er verdrossen.
    »Nein, Servatius, das ist nicht die Stätte meiner Geburt. Trotzdem will ich auf die andere Seite des Flusses. Meine Nase sagt mir, dass sich dort etwas Besonderes ereignen wird.«
    »Warum gehen wir nicht in deine Heimat?«, fragte der Mönch gereizt. Sicherlich weiß das kleine Miststück, wo diese Heimat liegt, schimpfte er in Gedanken weiter.
    »Geduld, mein Freund, Geduld«, antwortete Barnabas und ging langsam den steilen Weg nach unten.
     
    Ein Pfad, der im Laufe der Zeit von unzähligen Füßen festgetrampelt worden war, führte die drei an dichtem Buschwerk, niederem Gehölz und Bäumen vorbei. An besonders steilen Stellen schlängelte sich der Weg in zahlreichen Windungen Richtung Tal, so dass die drei nur langsam vorwärtskamen und sich an Baumstämmen abstützen mussten. Immer wieder verfing sich der Stoff ihrer Kleidung in dem dornigen Gestrüpp. Plötzlich schrie Maria: »Pass auf, Servatius, du bist auf Irrwurz getreten.«
    Erschrocken hüpfte der Mönch hin und her, als sei ein Bienenschwarm hinter ihm her. Als er das Fahnengewächs sah, schüttelte es ihn.
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher