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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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geweckt. Ein ständiges Tack-Tack riss sie aus ihren Träumen.
    Langsam öffnete die junge Frau die Augen, konnte aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie sich befand, doch rasch kam die Erinnerung zurück.
    Vorsichtig tastete sie mit den Fingern über den mit Mehl bestäubten Holzfußboden, bis sie Johanns Arm fand. Franziska rutschte dicht an ihn heran und legte den Kopf auf seine Brust. Brummend umarmte er sie im Schlaf. Sie schloss lächelnd die Augen und fühlte sich gleich sicherer und geborgen. Doch sosehr sie auch versuchte, das knatternde Geräusch zu überhören und wieder einzuschlafen, es gelang ihr nicht. Unruhig bewegte sie sich hin und her und weckte Johann dadurch.
    »Was hast du?«, flüsterte er verschlafen.
    »Hörst du das Geräusch?«, fragte sie leise.
    Beruhigend streichelte er ihr über den Arm. »Das ist nur das Mühlrad.«
    »Hm«, seufzte sie, »wenn du das sagst.«
    Johann spürte ihren warmen Atem an seinem Gesicht. Seine Lippen suchten ihren Mund und fanden ihren Hals. Mit der Zungenspitze fuhr er über die empfindliche Haut. Franziska konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken. »Das kitzelt!«, wisperte sie mit zittriger Stimme.
    »Sei leise!«, flüsterte Johann, »du weckst die anderen.« Erregt umfassten seine Hände ihren Körper. Mit der Daumenkuppe fuhr er über ihre Brustwarzen, die sich ihm wie Knospen unter dem dünnen Stoff entgegenstreckten. Bebend presste er seinen Mund auf den ihren. Als Johann sich über sie legte und ihren Rock hochschob, fragte Franziska ängstlich: »Begehen wir keine Sünde? Schließlich wächst ein Kind in mir.«
    Seit Franziska schwanger war, hatten sie sich nicht mehr geliebt, denn mehr als Liebkosungen erlaubte sie nicht. Rücksichtsvoll hatte Johann seine Bedürfnisse unterdrückt, zumal sich Franziska die ersten Monate unwohl fühlte. Doch nun ging es ihr besser, und so sah er keinen Grund mehr zu verzichten.
    »Was uns guttut, kann dem Kind nicht schaden«, versuchte er sie zu überzeugen.
    »Aber die Kirche sagt, dass man der Lust nur nachgeben darf, um ein Kind zu zeugen.«
    Johann seufzte leise und rollte sich von ihr herunter. Franziskas Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Sie konnte erkennen, dass Johann sich auf die Seite legte und den Kopf in eine Hand stützte. Die andere legte er ihr sanft auf die Wange.
    »Liebste, das sagt deine Kirche. Luther hingegen sieht das anders«, flüsterte er. »Für ihn ist die körperliche Vereinigung keine Sünde. Er empfiehlt sogar, dass man zweimal in der Woche sich aneinander erfreuen soll.« Johann spürte, wie Franziskas Wange unter seiner Hand heiß wurde. Ein Lächeln verzog sein Gesicht.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe meinen Onkel, den Pfarrer, belauscht, als er mit einem Ehepaar vor deren Hochzeit darüber sprach.«
    »Über so etwas reden die Lutherleute?«, fragte sie erstaunt. Er nickte.
    »Vor unserer Vermählung hast du deinen alten Glauben abgelegt, Franziska. Du bist jetzt eine von uns. Die alten Verbote gelten nicht mehr.«
    Johann spürte, dass Franziska sich entspannte. Vorsichtig liebkoste er erneut ihren Körper, der unter seinem Streicheln erzitterte. Langsam legte er sich auf sie, und dieses Mal erwiderte sie seine Küsse.

     
    Clemens lag wach auf einem Schlafplatz abseits der Liebenden. Er wollte die beiden nicht belauschen, doch das ungewohnte Geräusch des Mühlrads hinderte auch ihn am Schlafen.
    Da die fünf Weggefährten meist auf engem Raum nächtigten, ließ es sich nicht vermeiden, dass Clemens die verhaltenen Liebesgeräusche von Johann und Franziska mitbekam. Meist konnte er sie ausblenden und schlief rasch ein. Heute jedoch war es anders. Obwohl die beiden versuchten leise zu sein und Clemens sich die Ohren zuhielt, drangen Franziskas gedämpftes Seufzen und Johanns lustvolles Stöhnen zu ihm durch.
    Erinnerungen überrollten Clemens. Erinnerungen an zu Hause und an die vielen Mädchen, die mit ihm einst das Bett geteilt hatten. Dank seiner blonden Mähne und seiner strahlend blauen Augen war er ein begehrter Bursche in Dingelstedt gewesen und hatte fast jede Nacht ein anderes Mädchen im Arm gehalten – zumal er nicht lange betteln musste, wenn ihm eine Maid gefiel. Obwohl er keinem Mädchen die Liebe versprach, warteten sie nur darauf, mit ihm gehen zu dürfen.
    Wie gerne hätte er in diesem Moment ein Mädchen an seiner Seite gehabt. Das wird sicherlich nie wieder passieren, dachte er

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