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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Fischhallen.«
    »Warum haben Sie ihn nicht gleich mitgebracht?« fragte Howard.
    Sean machte eine unwillige Handbewegung. »Verdammt, es war schwer genug, ihn dazu zu überreden, überhaupt mit Ihnen zu reden«, sagte er. »Begreifen Sie immer noch nicht, was in dieser Stadt vorgeht? Die Leute hier haben Angst, und sie machen Sie für das verantwortlich, was passiert.«
    »Aber das ist doch Unsinn«, widersprach ich.
    »Natürlich ist es das«, sagte Sean verärgert. »Aber die Leute hier sind nun mal so. Die denken nicht unbedingt logisch, Junge.« Er stand auf. »Ich gehe zurück zu Gordon. Beeilen Sie sich. Ich weiß nicht, wie lange er noch wartet.« Mit einem letzten, abschließenden Kopfnicken verabschiedete er sich, fuhr herum und lief die Treppe hinauf. Sekunden später polterten seine Schritte auf dem Deck über uns.
    Howard blickte ihm stirnrunzelnd nach. »Was hältst du von ihm, Robert?« fragte er leise.
    Ich zuckte mit den Achseln, ging zum Bett zurück und begann, warme Kleider aus der Kiste zu suchen, in der wir unsere Habseligkeiten verstaut hatten. Wenn es hier drinnen schon so kalt war, mußte es draußen eisig sein. »Keine Ahnung«, antwortete ich mit einiger Verspätung.
    »Ich glaube nicht, daß er uns feindselig gesonnen ist – aber er ist ganz bestimmt nicht das, was er zu sein vorgibt.«
    »Er hat keine einzige Frage gestellt«, murmelte Howard.
    Ich sah auf, streifte mein dünnes Rüschenhemd ab und griff stattdessen nach einem wärmenden Pullover. »Wie meinst du das?«
    »Gestern abend, als wir zurückgingen«, sagte Howard. »Oben in Miß Windens Wohnung dachte ich, er würde aus Rücksicht auf sie und ihre Tochter schweigen. Aber er hat auch auf dem Rückweg nichts gefragt.«
    »Aber ihr habt euch doch unterhalten.«
    Howard winkte ab, »Über alles mögliche, nur nicht über das Mädchen, Robert. Es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren ... Oder«, fügte er nach einem Moment des Überlegens und mit veränderter Betonung hinzu, »er wußte Bescheid.«
    »Ist dir aufgefallen, wie er kämpft?« fragte ich.
    Howard blinzelte. »Was?«
    »Als er mit Sally gerungen hat«, fuhr ich fort. »Ich habe ihn genau beobachtet, Howard. Wenn ich jemals einen Menschen gesehen habe, der eine Nahkampfausbildung hinter sich hat, denn Sean.«
    Howard schwieg einen Moment, dann seufzte er und griff nach seinem Mantel. »Beeil dich, Robert«, sagte er. »Wir finden schon heraus, was mit ihm nicht stimmt. Im Moment steht er jedenfalls auf unserer Seite.«
    »Hoffentlich«, murmelte ich. Howard zog es vor, darauf gar nicht zu antworten, sondern sah schweigend und mit wachsender Ungeduld zu, wie ich mich anzog.
    Ohne ein weiteres Wort verließen wir das Boot. Rowlf erwartete uns auf dem Kai, wie Howard und ich in einen dicken, pelzbesetzten Mantel gehüllt, der ihn noch massiger erscheinen ließ, als er ohnehin war.
    »Sean?« fragte Howard knapp.
    Rowlf deutete mit einem behandschuhten Finger auf eine Anzahl niedriger Lagerschuppen, die sich wenige hundert Schritte entfernt unter dem strömenden Regen duckten. »Ist da hinten verschwunden«, sagte er. »Im mittleren Schuppen.«
    Wir gingen los. Der Regen war eisig, und trotz der dicken Winterkleidung zitterte ich bereits nach wenigen Schritten wieder vor Kälte. Wir gingen dicht beieinander und beeilten uns, den gewundenen Weg hinauf zu gehen und uns den Lagerschuppen zu nähern. Sie lagen ein wenig abseits, wie mir auffiel, eigentlich schon zu weit vom Wasser entfernt, aber noch auf dem Hafengelände, und auf der Straße davor hatten sich Abfälle und Unrat und Schmutz gesammelt, die bewiesen, wie selten sie benutzt wurden.
    Mein Blick wanderte zur Stadt hinüber, während wir uns den Schuppen näherten. Es war ein sonderbares Bild, das sich mir bot: Durness wirkte grau und leblos und wie ausgestorben, kaum wie eine wirkliche Stadt, in der Menschen lebten, sondern wie eine billige Theaterkulisse, die sich hinter den schräg vom Wind gepeitschten Regenschleiern duckte. Natürlich wirkt keine Stadt anheimelnd bei einem Wetter wie diesem; das graue Licht der Dämmerung ließ die Konturen der Häuser weich und schwammig erscheinen, und es schien keine Farben zu geben, sondern nur die unterschiedlichsten Grauschattierungen, und trotzdem war es mehr als die übliche Melancholie eines verregneten Wintermorgens. Es war, als ducke sich die Stadt unter dem tiefhängenden Himmel, und alles, was ich spürte, war ein dumpfes Gefühl der Furcht. Es war wie

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