Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
sparen, wissen Sie. Aber ich ... ich war seit zwei Tagen kaum mehr da.«
»Und das Buch hat er bei sich?«
Gordon nickte heftig. »Er rührt sich nicht mehr von der Stelle, seit wir dieses verdammte Ding gefunden haben«, sagte er. »Er ... er behauptet, es lesen zu können. Dabei ist es nicht einmal richtig geschrieben.«
»Nicht einmal richtig geschrieben?« Howard runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit, Gordon?«
Blak druckste einen Moment herum. »Nur so«, murmelte er. »Es sind keine richtigen Buchstaben, wissen Sie. Es sind ... irgendwelche Zeichen.«
»Irgendwelche Zeichen ...« Howard überlegte einen Moment. Dann ging er plötzlich in die Hocke, nahm seinen Stock und zeichnete mit der Spitze ein paar scheinbar sinnlose Linien in den Staub auf dem Boden. »Sehen sie ungefähr so aus?« fragte er.
Gordon beugte sich vor, musterte das Gekritzel einen Moment aus zusammengekniffenen Augen und nickte. »Ungefähr«, sagte er. »Wissen Sie, was ... was sie bedeuten?«
Diesmal sah ich deutlich, wie Howard erbleichte. »Ich fürchte es«, murmelte er.
»Können Sie Tremayn helfen?« fragte Gordon.
»Ich weiß es nicht«, sagte Howard. »Aber ich fürchte, Ihr Freund ist in großer Gefahr, Gordon. Bringen Sie uns zu ihm.«
Gordon fuhr sichtlich zusammen. »Ich ... habe versprochen, niemandem etwas zu sagen«, murmelte er. »Er ...«
»Ihr Freund ist in großer Gefahr, Gordon«, sagte Howard noch einmal. »Glauben Sie mir. Er wird vielleicht sterben, wenn wir nicht zu ihm gehen.«
»Ich weiß, wo er wohnt«, sagte Sean leise. »Ich kann Sie hinbringen.« Er wandte sich an Gordon. »Vielleicht ist es besser, wenn du nicht mitkommst, Gordon.«
»Ich ... bringe euch hin«, murmelte Gordon. »Aber Sie können Tremayn doch helfen, oder? So, wie ... wie Sie Sally geholfen haben.«
Howard sog hörbar die Luft ein, drehte sich mit einem Ruck herum und starrte Sean an. Aber der dunkelhaarige Riese zuckte nur mit den Achseln. »Ich habe kein Wort gesagt«, sagte er gleichmütig. »Aber was haben Sie erwartet? Daß wirklich niemand erfährt, was Sie getan haben?«
»Nein«, sagte Howard düster. »Ich habe nur gehofft, ein wenig mehr Zeit zu haben. Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.« Er setzte seinen Hut auf und deutete zur Tür. »Bringen Sie uns zu Ihrem Freund, Gordon.«
Gordon blickte ihn noch einen Moment zögernd an, dann atmete er hörbar aus, nickte und ging zum Ausgang. Sean folgte ihm, und auch Howard wollte sich umwenden und den Schuppen verlassen, aber ich hielt ihn zurück.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte ich, scharf, aber so leise, daß Sean und Gordon meine Worte nicht verstehen konnten. »Ist es eines der Bücher aus der Seekiste?«
Howard streifte meine Hand ab. »Ich weiß es nicht«, murmelte er. »Aber ich befürchte es.«
Ich deutete auf die Schriftzeichen, die er in den Staub gemalt hatte. »Aber du weißt immerhin, in welcher Sprache das Buch geschrieben ist, von dem du nicht weißt, welches es ist«, sagte ich spöttisch. »Verdammt, Howard, wann wirst du mir endlich die Wahrheit sagen?«
»Das habe ich getan, gestern abend«, antwortete er, aber ich fegte seine Worte mit einer zornigen Geste beiseite.
»Stückweise, ja«, schnappte ich. »Immer so viel, wie gerade unumgänglich notwendig ist, wie? Was sind das für Symbole? Was ist das für ein Buch?«
Howard wandte sich um und verwischte die Schrift im Staub mit dem Fuß. »Es ist arabisch«, sagte er. »Jedenfalls, wenn es sich um das Buch handelt, von dem ich fürchte, daß Tremayn es in Besitz hat.«
»Eines der Bücher meines Vaters?«
Howard nickte. »Das Schlimmste, Junge. Das
Necronomicon.«
»Aha«, machte ich. »Und was ist das Necronomicon?«
»Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete Howard, und irgendwie spürte ich, daß er es diesmal ernst meinte.
Er konnte es wirklich nicht. »Aber wenn es das ist, was ich fürchte«, fügte er hinzu, »dann ist nicht nur dieser Tremayn in Gefahr. Nicht einmal nur diese Stadt, Robert.«
** *
Wir gingen nicht direkt in die Stadt, sondern kehrten noch einmal zum Boot zurück. Howard gebot uns mit einer Geste, am Kai zu warten, setzte mit einem gewagten Sprung auf das schwankende Deck des Schiffchens über und verschwand mit raschen Schritten unter Deck. Der Regen nahm zu, und draußen über dem Meer ballten sich bereits neue Gebilde aus schwarzen Wolken zusammen, während wir, frierend und wie eine Herde verängstigter Schafe eng zusammengedrängt, auf
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