Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb
gestern abend, als ich mich Sally näherte – ich spürte die Anwesenheit des Fremden und Bösen, nur nicht so intensiv wie gestern. Hastig vertrieb ich den Gedanken.
Die Tür des mittleren Schuppens öffnete sich, als wir noch dreißig Schritte entfernt waren, und Sean trat auf die Straße hinaus und winkte. Wir gingen schneller; die letzten Meter legten wir beinahe im Laufschritt zurück, um aus der Kälte und dem Regen herauszukommen.
Im Inneren des Schuppens war es so dunkel, daß ich im ersten Moment nichts als Schatten und flache, tiefenlose Umrisse sah. Die Luft roch nach fauligem Fisch und Abfällen, und es war fast noch kälter als draußen, aber wenigstens waren wir aus dem Regen heraus.
Sean deutete auf einen vielleicht zwanzigjährigen Mann, der ein Stückweit in die Schatten des Schuppens zurückgewichen war und Howard, Rowlf und mich reglos musterte. »Das ist er«, sagte er knapp.
Howard nickte, nahm seinen Hut ab und trat dem Fremden einen Schritt entgegen. »Mister ...«
»Blak«, sagte der Fremde. »Gordon Blak. Nennen Sie mich Gordon. Sie sind Phillips?«
Howard nickte, tauschte einen raschen Blick mit Rowlf und trat Blak einen weiteren Schritt entgegen. Rowlf blieb auf ein stummes Kommando von Howard hin bei der Tür zurück und spähte durch einen Spalt in den morschen Brettern nach draußen, während Sean und ich Howard folgten.
Ich besah mir diesen sonderbaren Mister Blak etwas genauer, als wir näherkamen. Er war sehr groß, fast so groß wie Sean, aber was bei diesem durchtrainierte Muskeln waren, schien bei Blak aus Fett zu bestehen; sein Gesicht war schlaff und aufgedunsen, und auf seiner Haut lag ein ungesunder Schimmer. Sein Blick flackerte, während er abwechselnd Sean, Howard und mich musterte. Er hatte Angst.
»Erzähl es ihm, Gordon«, sagte Sean. »Phillips ist in Ordnung.«
Blak zögerte noch immer. Seine Zungenspitze fuhr mit nervösen kleinen Bewegungen über seine Lippen, und an seinem Hals zuckte ein Nerv.
»Es geht um einen Freund von Ihnen?« sagte Howard freundlich, als Blak auch nach einer ganzen Weile noch nichts gesagt hatte. »Sean hat mir schon ein paar Stichworte genannt. Was ist los?«
Blak schluckte. »Es ist ... Tremayn«, sagte er stockend. Der Blick, mit dem er Sean musterte, war beinahe flehend. Aber Moore nickte nur und zauberte ein zuversichtliches Lächeln auf seine Züge.
»Wir haben dieses Buch gefunden, und seitdem ist Tremayn verändert«, sagte Gordon. Jetzt, als er sich einmal überwunden hatte, sprudelten die Worte nur so aus ihm hervor, und er sprach so schnell, daß ich ihn kaum noch verstand. »Ich weiß nicht, was mit ihm ist, aber er ist anders geworden. Ich habe fast Angst vor ihm, seit er in diesem Buch liest. Er tut nichts anderes mehr, wissen Sie, und ...«
Howard unterbrach seinen Redefluß mit einer raschen Handbewegung. »Immer der Reihe nach, Mister Blak«, sagte er. »Dieser Mister Tremayn ist ein Freund von Ihnen?«
»Nicht Mister Tremayn«, sagte Sean leise. »Tremayn ist sein Vorname.« Er lächelte, trat mit einem raschen Schritt neben Blak und legte die Hand auf seinen Unterarm. »Warum erzählst du nicht in aller Ruhe, was geschehen ist?« fragte er. »Von Anfang an.«
Gordon nickte nervös, starrte einen Moment lang zu Boden und gab sich dann einen sichtlichen Ruck. »Es war vor zwei ... Vor drei Tagen«, begann er. »Wir hatten getrunken und wollten noch ein paar Schritte gehen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und da haben wir die Spur gefunden.«
»Eine Spur?« Howard wurde hellhörig. »Was für eine Spur. Und wo?«
»Nicht sehr weit von hier«, sagte Gordon. »Gleich hinter der Kreuzung nach Bettyhill. Tremayn wollte ihr erst gar nicht nachgehen, aber ich wollte wissen, was da los war, und da hab ich ihn überredet und er ist mitgekommen.« Er begann wieder schneller zu sprechen, wie ein Mensch, der sich irgend etwas endlich von der Seele reden konnte, und diesmal unterbrach ihn Howard nicht, sondern hörte geduldig und schweigend zu. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich mit jedem Wort, das er hörte, aber er schwieg und warf mir nur von Zeit zu Zeit einen alarmierten oder besorgten Blick zu; vor allem, als Gordon den Dachboden und das Buch erwähnte, das sie bei dem Toten gefunden hatten. Erst, als Gordon zu Ende gekommen war, brach er sein Schweigen wieder.
»Wo ist Ihr Freund jetzt?« fragte er.
»Zuhause«, antwortete Gordon. »Wir ... haben ein gemeinsames Zimmer, um Geld für die Miete zu
Weitere Kostenlose Bücher