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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht
Autoren: Verschiedene
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grotesken Verhöhnung allen Lebens verzerrt.
    Und dann hörte ich die Stimme.
    Zuerst erkannte ich sie nicht einmal – es war ein hohes, dünnes Kreischen, ein Schrei dämonischer Wut, der in meinen Ohren gellte und lauter und lauter wurde, aber dann hörte ich die Worte.
    »Wir kriegen dich, Robert Craven«, wisperte sie, immer wieder unterbrochen von einem dämonischen, bösen Kichern wie das Lachen verzerrter Kinderstimmen. »Wir kriegen dich, Robert Craven. Du bist tot.«
    Und es war nicht irgendeine Stimme, so wenig wie die Fratze dieser höllischen Ausgeburt irgendeine Fratze war.
    Es war Priscyllas Stimme, und es war ihr Mund, der diese Worte formte.
    Ich begann zu schreien, und diesmal hörte ich nicht auf, auch als die Tür aufgerissen wurde.
    Ich merkte nicht einmal, wie der rothaarige Polizist zurückprallte, als wäre er von einem Schlag getroffen worden, und wie auch er zu schreien begann.
    Etwas Helles, Flirrendes raste aus der Öffnung in der Wand und schmiegte sich wie eine Aureole aus verzehrendem Licht um seinen Körper. Und mit dem Licht kamen Schemen, in denen höllische Fratzen aufblitzten, und rauchige Geisterfinger, die an seinem Haar und seinen Kleidern zerrten, Striemen in sein Gesicht rissen und ihm die Augen auskratzen wollten.
    Blindlings sprang ich auf, warf mich gegen ihn und stieß ihn rücklings aus der Tür. Ich glaubte noch ein wütendes Zischen zu hören, dann traf etwas meinen Rücken.
    Noch ehe ich den Schmerz spüren konnte, wurde mir schwarz vor Augen...

    * * *

    Das Gesicht des Mädchens war bleich wie das einer Toten. Ihre Augen waren geschlossen, und die Lippen hatten alle Farbe verloren und wirkten wie zwei dünne, blasse Narben auf der weißen Haut.
    Necron hob langsam die Hand, beugte sich vor und berührte die Lippen der Schlafenden fast zärtlich mit den Fingerspitzen. Sekundenlang blieb er reglos so sitzen, dann zog er seine Hand zurück, richtete sich mit einem Ruck auf und winkte mit einer befehlenden Geste zwei seiner Krieger heran. Die Männer kamen näher und senkten demütig das Haupt, um die Befehle ihres Meisters entgegenzunehmen.
    »Ihr beide haftet mir mit eurem Leben für dieses Mädchen«, sagte Necron. »Niemand wird sie berühren. Tötet jeden, der sich ihr auch nur nähert«
    Die beiden Drachenkrieger zogen schweigend ihre Waffen und postierten sich rechts und links des improvisierten Lagers, auf dem das Mädchen lag.
    Necron betrachtete die Bewußtlose noch einen Moment, mit einer sonderbaren Mischung aus Unglauben und Verwirrung, dann wandte er sich um und blickte nachdenklich von Howard zu van der Groot und wieder zurück. Vier seiner Krieger hatten Howard und den Holländer herbeigeschleift und hielten sie mit stählernem Griff zwischen sich.
    »Ich habe über Ihren Vorschlag nachgedacht, Lovecraft«, sagte Necron leise.
    Howard sah auf. Es waren Stunden vergangen, seit er das letzte Mal mit Necron gesprochen hatte; Stunden, in denen die Sonne draußen untergegangen und seine Hoffnung nahezu auf den Nullpunkt gesunken war.
    »Sind Sie einverstanden?« fragte er.
    Necron antwortete nicht. Statt dessen gab er einem der beiden Krieger, die Howard gepackt hielten, einen knappen Wink. Der Mann hob die Hand und schlug sie seinem Gefangenen in den Nacken. Howard sank mit einem unterdrückten Schmerzenslaut auf die Knie, biß die Zähne zusammen und schrie erneut auf, als ihn der Krieger wieder auf die Beine riß.
    Necron lachte leise. »Das nur als Warnung, Lovecraft. Sie haben nur zu reden, wenn ich es Ihnen ausdrücklich gestatte. Wie gesagt – ich habe über Ihren Vorschlag nachgedacht. Man könnte das, was Sie mir angetragen haben, eine Erpressung nennen, oder?«
    »Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor«, erwiderte Howard. »Ihr Leben gegen unseres und das des Jungen.«
    »Ein Leben gegen vier?«
    »Das eigene Leben ist immer ein bißchen mehr wert, oder?«
    Wieder hob der Drachenkrieger die Faust, aber diesmal winkte ihn Necron im letzten Moment zurück. Er lachte sogar. Wenn auch auf eine Art, die Howard einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    »Sie amüsieren mich, Lovecraft«, sagte er. »Entweder sind Sie wirklich sehr mutig, oder ein Narr. Aber zur Sache.« Er trat ein Stück zur Seite, so daß Howard direkt auf die bewußtlose Priscylla hinabsehen konnte, und fuhr fort: »Wie gesagt, ich habe über Ihren Vorschlag nachgedacht.«
    »Sie haben gar keine andere Wahl, als anzunehmen«, sagte Howard leise. »Das wissen Sie. Sie sitzen mit
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