Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
erkennbaren Kopf, sondern nur einen aufgedunsenen schwarzen Leib, in dessen Vorderseite ein fürchterliches, dicklippiges Froschmaul klaffte. Ihre Arme schienen Jennifer lächerlich klein im Verhältnis zum Rest des Körpers, aber sie endeten in furchteinflößenden, dreifingrigen Klauen.
Der furchtbare Anblick lähmte das Mädchen so sehr, daß sie die Gefahr, in der sie schwebte, erst bemerkte, als etwas schleimig und tastend über ihre Beine fuhr.
Jennifer fuhr mit einem Schrei herum, trat blindlings nach dem schwarzen Ding, das sich an ihren Fuß geklammert hatte, und schrie abermals auf, als sich hornige Krallen in ihre Haut gruben.
Der Tritt schleuderte das Ungetüm davon, aber er trieb auch sie selbst zur Seite und ließ sie gegen die Wand des Schachtes prallen. Ihr Kopf stieß gegen einen hervorstehenden Stein. Für Sekunden war sie benommen.
Als sie wieder klar sehen konnte, hatte sich der Anblick verändert. Aus einer kleinen, nicht einmal sonderlich tiefen Wunde in ihrer Wade sickerte Blut und verteilte sich wie eine rosige Wolke rings um sie im Wasser – und sein Geruch schien die Kaulquappenmonster auf fast magische Weise anzuziehen! Von überallher strömten sie herbei, mit rohen, tolpatschig aussehenden Bewegungen, schnüffelnd wie große blinde Hunde. Ihre Schwänze peitschten das Wasser, und die kleinen, dreifingrigen Klauen vollführten schnappende Bewegungen. Der ganze Meeresgrund schien zu schwarzglänzendem schrecklichem Leben erwacht zu sein.
Eines der Ungeheuer kam näher. Jennifer fuhr erschrocken zusammen, preßte sich gegen den Fels und hielt instinktiv den Atem an. Das Monster glitt mit plumpen Schwimmbewegungen zu ihr hinauf, sog das Wasser durch sein riesiges Fischmaul ein und bewegte sich ruckhaft von rechts nach links und wieder zurück.
Und jedes Mal kam es um ein winziges Stückchen naher...
Mit einem kleinen, klar gebliebenen Teil ihres Bewußtseins begriff Jennifer, daß die schwarzen Monster blind waren. Der Blutgeruch schien sie anzulocken, und wahrscheinlich orientierten sie sich an Bewegungen, wie Fledermäuse an unhörbaren Schallwellen. Aber sie konnten nicht sehen.
Sie hatte eine winzige Chance. Wenn sie die Nerven behielt, dann konnte sie mit dem Leben davonkommen.
Die Riesenquappe kam unerbittlich näher. Ihr dicklippiges Maul schnappte wie eine Falle, und Jennifer sah die scharfen Zähne dahinter. Jennifer glaubte die Wildheit der Bestie regelrecht zu spüren.
Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis das Wesen ganz dicht heran war. Dann trat sie zu.
Ihre Ferse traf den Schädel des Monstrums eine Handbreit über dem Maul. Es war ein unbeschreiblich ekelhaftes Gefühl, ein Empfinden, als trete sie in fauliges Obst, glitschig und übelkeiterregend, aber dann traf ihr Fuß auf harten Knochen, der sich unter der Gummihaut des Wesens verbarg.
Die Bestie wurde zurückgeschleudert. Sofort wirbelte sie herum und drang mit gierig schnappendem Maul erneut auf sie ein, aber Jennifer wartete nicht, bis sie abermals heran war, sondern stieß sich mit aller Macht vom Felsen ab und schwamm mit kräftigen Stößen in die Höhe.
Unter ihr schien ein Vulkan auszubrechen. Wie eine Woge aus schwarzem Morast erhob sich die Masse der Horrorkaulquappen. Klauen und Haifischgebisse schnappten nach ihr, das Wasser brodelte, als würde es kochen, und plötzlich lösten sich zwei, drei, vier der schwarzen Bestien aus der zitternden Masse und jagten zur ihr hinauf. Jennifer warf sich verzweifelt zur Seite, trat und schlug um sich und spürte, wie hornige Krallen ihre Beine ergriffen und sie in die Tiefe zu zerren versuchten.
Dann jagte ein grünsilberner Blitz heran, ergriff ihre verzweifelt ausgestreckten Arme und riß sie in die Höhe, aber Jennifer schrie und trat und schlug weiter um sich, selbst, als sie der Schacht längst wieder freigegeben hatte und unter ihnen wieder die versunkene Stadt lag. Nur ganz langsam beruhigte sie sich, und es dauerte noch länger, bis aus den Bildern des Schreckens, die ihr ihre eigene Furcht vorgaukelten, wieder sein Gesicht wurde, das Fischgesicht mit den großen, regenbogenfarbigen Augen.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Du bist in Sicherheit. Beruhige dich.« Seine Hand streichelte ihr Haar, und die Berührung tat gut. Jennifer schluchzte verzweifelt, warf sich an seine Brust und umschlang ihn mit den Armen, preßte sich so fest an ihn, wie sie nur konnte. Sie war noch immer halb wahnsinnig vor Angst, aber jetzt war er da, und seine Nähe
Weitere Kostenlose Bücher