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Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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überquert hatten und wieder fester Boden unter uns war.
    Plötzlich deutete Dagon auf eine steinerne Pyramide etwa hundert Yards unter und vor uns und begann rasch in die Tiefe zu gleiten. Ich folgte ihm, obwohl er sich nicht einmal die Mühe machte, zurückzublicken. Es hätte auch wenig Sinn gemacht, hätte ich versucht, ihm davonzuschwimmen. Und mein Luftvorrat war zu wertvoll, um ihn bei einem sinnlosen Fluchtversuch zu vergeuden. Es mochte sein, daß ich ihn noch bitter nötig hatte.
    Als wir näher kamen, sah ich mehr Einzelheiten des Pyramidenhauses. Anders als die mir bekannten Pyramiden hatte sie fünf Seiten, was einen erstaunlichen optischen Effekt ergab, und auch das mächtige Tor, auf das Dagon zuschwamm, war fünfeckig, wie eine etwas verunglückte Bienenwabe, und nicht ganz im Lot. Vermutlich war es nicht ganz einfach, hier unten eine Wasserwaage zu benutzen.
    Dunkelheit hüllte uns ein, als wir in die Pyramide eindrangen, und für eine Weile sah ich Dagon nur als schwarzen Schatten vor mir. Dann erschien uns ein blaßgrünes Leuchten, und wenige Augenblicke später fand ich mich in einem weitläufigen, fünfeckigen Saal wieder, dessen Wände von Massen der grünen Leuchtalgen überwuchert waren.
    Dagon deutete nach oben, stieß sich mit einer eleganten Bewegung ab – und durchbrach die Wasseroberfläche, die wie ein grünsilberner Himmel zwei Yards über meinem Kopf hing.
    Ich wollte ihm folgen, aber in diesem Moment gewahrte ich eine Bewegung neben mir, drehte mich wassertretend herum – und blickte in eines der hübschesten Gesichter, das ich jemals gesehen hatte.
    Es war ein Mädchen, achtzehn, allerhöchstens neunzehn Jahre jung, schlank bis an die Grenzen der Zerbrechlichkeit und von wunderbarem Wuchs. Ich konnte das beurteilen, denn bis auf das schulterlange schwarze Haar, das ihren Kopf wie eine duftige Wolke umschwebte, trug sie keinen Fetzen am Leib.
    Sie schwamm ein Stück neben mir, hielt mit grazilen Bewegungen der Arme und Beine die Schwebe und musterte mich ebenso neugierig wie ich sie. Plötzlich begriff ich, daß es das gleiche Mädchen war, das ich vorhin gesehen hatte, als ich die unterseeische Stadt zum ersten Mal erblickte.
    Und als ich in ihre Augen sah, begriff ich noch etwas, denn es waren Augen, die ich kannte.
    Die Augen ihrer Mutter.
    Das Mädchen neben mir war niemand anders als Jennifer Borden. Severals Tochter.

    * * *

    Die NAUTILUS war zur Ruhe gekommen. Ihre Maschinen liefen noch immer, ein düsteres, an- und abschwellendes Rauschen und Hämmern, das den Leib des stählernen Gebildes wie donnernder Pulsschlag erfüllte, aber ihre Kraft reichte jetzt nur noch, den Sog der Strömung auszugleichen und das Unterseeboot schwerelos wenige Yards über dem Grund des Tunnels zu halten.
    Nemos Augen brannten vor Anstrengung. Er fühlte sich müde, erschöpft wie selten zuvor in seinem Leben, und alles, was er wollte, war schlafen. Aber es würden noch sehr viele Stunden vergehen, bis er seinem Körper die Ruhe gewähren konnte, nach der er schrie.
    Sein Blick saugte sich an dem winzigen Fleck fahlgrüner Helligkeit fest, der auf dem flimmernden Bild-Spiegel erschienen war. Die Scheinwerfer des Schiffes waren erloschen, aber das grüne Leuchten, eine halbe Meile vor dem Schiff, schien dünne Spinnenfinger aus Licht in den Stollen zu schicken, und davor bewegten sich... Dinge.
    Nemos Zunge fuhr nervös über seine Lippen. Vielleicht war es zum ersten Male in seinem Leben, daß er wirkliche Angst empfand. Aber vielleicht war das, was er da spürte, auch etwas anderes. Er wußte, wie gering ihrer aller Chancen waren, aber das war es nicht. Er war es gewohnt, sein Leben zu riskieren.
    Seine Finger suchten einen winzigen Schalter auf dem Pult und legten ihn um, und in einem anderen, luftdicht abgeschlossenen Raum des Schiffes erwachte ein kleines Tonübertragungs-Gerät mit einem scharfen Knacken zum Leben, und ein Mann hob den Kopf und richtete den Blick seiner vom Fieber geröteten Augen gegen die Decke.
    »Wir sind da«, sagte Nemo. Seine Stimme zitterte. »Du willst es wirklich tun?«
    Der andere antwortete nicht, aber sein Schweigen war beredt genug. Nemo atmete hörbar ein, schloß für einen Moment die Augen und ballte die Fäuste.
    »Dann macht euch bereit«, sagte er nach einer Weile. »Und viel Glück, mein Freund.«
    Er wartete nicht, ob eine Antwort aus dem winzigen Lautsprecher auf seinem Pult kam, sondern schaltete das Gerät ab, straffte sich sichtbar und begann,

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