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Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - NR14 - Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mich an. Sie knieten vor mir und verehrten mich, und sie gaben mir alles, was ich wollte.« Plötzlich lächelte er, aber es war ein sehr trauriges Lächeln. »Sie errichteten diese Stadt, Robert Craven, nur um mir zu huldigen. Ich hätte mich zum Herren der Welt aufschwingen können.«
    Die bissige Antwort, die mir auf der Zunge lag, blieb mir im Halse stecken. »Und warum«, flüsterte ich, »hast du es nicht getan?«
    Dagon seufzte. »Aus einem Grund, den du nur zu gut kennst, Robert Craven«, antwortete er. »Aus Angst.«
    »Angst?« Diesmal war ich ehrlich erstaunt. »Vor wem?«
    »Vor den Wesen, vor denen ich floh, als du mir das Tor zeigtest«, antwortete Dagon, und wieder spürte ich, daß er die Wahrheit sprach. »Jene in der Tiefe sind mächtig, und sie sind schrecklich in ihrem Zorn. Ich habe sie verraten, denn sie waren es, die das Tor benutzen wollten, durch das ich ging.«
    »Aber sie sind seit fast zweihundert Millionen Jahren tot!« widersprach ich.
    Dagon lachte. Es klang nicht sehr amüsiert. »Wie können sie sterben, wo sie niemals gelebt haben, Robert Craven?« sagte er. »Du begreifst nichts. Du bist ein Mensch, und die Menschen sind so dumm wie überheblich. Sie sind Götter, finstere, böse Götter, für die ein Menschenalter weniger als ein Gedanke zählt! Während all dieser Zeit, Robert Craven, hatte ich Angst. Angst, von ihnen gefunden zu werden, denn ihre Rache würde fürchterlich sein. Fünftausend Jahre lang hatte ich Angst!«
    Ich schauderte. Plötzlich – und mit solcher Macht, daß ich außerstande war, mich dagegen zu wehren – verspürte ich nichts als Mitleid mit Dagon. Fünftausend Jahre voller Angst... Ich versuchte es mir vorzustellen, aber ich konnte es nicht.
    »Und jetzt haben sie dich gefunden«, murmelte ich. Plötzlich war mir kalt, furchtbar kalt, denn ich begriff, was Dagons Nicken bedeutete. Wenn sie ihn gefunden hatten – dann hatten sie auch uns gefunden.
    »Warum gerade jetzt?«
    Dagon schwieg einen Moment, dann lächelte er. »Es war einer von euch, Robert Craven, der das uralte Siegel brach und dreizehn der GROSSEN ALTEN in eure Zeit holte. Jene in der Tiefe sind ihre Diener, doch täusche dich nicht ob dieses Wortes, denn auch die Diener von Göttern sind Götter, tausendemal schlimmer, als du es dir auszumalen vermagst.«
    »Und was geschieht jetzt?« fragte ich mit heiserer Stimme.
    »Ich spüre ihr Nahen, Robert Craven«, sagte Dagon. »Noch sind sie nicht hier; die Siegel sind ungebrochen, und der uralte Bann hält sie zurück. Aber etwas hilft ihnen. Eine Macht, die ich nicht zu deuten vermag, aber die stärker wird.«
    »Aha«, sagte ich.
    Dagon seufzte. »Ich sehe, du verstehst nicht«, sagte er. »Ich will es dir erklären, denn es ist wichtig, daß du alles weißt. Das Tor, durch das ich in eure Zeit kam, war keines der Tore, wie du sie kennst.«
    Ich mußte an mich halten, um mir mein Erschrecken nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Bisher hatte ich insgeheim noch immer gehofft, daß Dagon nichts von dem geheimnisvollen Transportsystem der GROSSEN ALTEN wußte. Aber wenn er dies Geheimnis kannte – und die Tore vielleicht nach Belieben zu benutzen verstand – dann war er so gut wie unbesiegbar. Wie sollte man einem Feind beikommen, der in Sekundenschnelle Länder und Meere überqueren konnte?
    »Deine Sorgen sind unbegründet, Robert Craven«, sagte Dagon. »Ich war niemals daran interessiert, die Herrschaft über diese Welt zu übernehmen, und ich bin es auch jetzt nicht. Ich werde gehen. Ich werde fliehen und nur wenige meiner Anhänger mitnehmen. Du siehst, daß ich nicht euer Feind bin.«
    Ich dachte an eine Frau, die ihre Tochter verloren und ihren eigenen Mann getötet hatte, an Bannermann und ein halbes Dutzend Marinesoldaten, die in den Abwässerkanälen Aberdeens auf grausame Weise ums Leben gekommen waren; an Jameson, der einen fürchterlichen Tod erlitten hatte, an zahllose Mütter, die um ihre Söhne und Töchter geweint hatten, fünftausend Jahre lang, und schwieg.
    Dagon schien meine Gedanken zu erraten, denn der Ausdruck auf seinen Zügen verhärtete sich. Als er weitersprach, klang seine Stimme ganz sachlich. Und so kalt wie Eis.
    »Sie kommen, Robert Craven. Ich könnte gehen und euch und eure Welt dem Schicksal überlassen, aber ich habe mich entschieden, euch zu warnen, damit ihr der Gefahr Herr werden könnt.«
    »Das ist sehr großzügig von dir, Dagon«, sagte ich böse. »Und vielleicht schaffen wir dir dabei ganz

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