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Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt

Titel: Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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versinken lassen. Eine Laune des Schicksals hatte wohl den Sauerstoff bewahrt, und seither hatte der Dschungel die verbrauchte Luft regeneriert. Trotzdem mußte die Katastrophe entsetzlich gewesen sein. Ich vermutete, daß nur sehr wenige der damaligen Bewohner diesen ganz privaten Weltuntergang überlebt hatten. So betrachtet, war es nicht einmal ein Wunder, daß Madurs Leute alles vergessen hatten, was zuvor gewesen war.
    Soweit die Theorie.
    Dann trat ich gebückt hinter Madur aus dem Berg und sah, was mich wirklich erwartete.
    Es war das Bild aus meiner Vision. Tausend verschiedene Geräusche und hunderterlei Gerüche, ein ganzes Sammelsurium von grünen und braunen Farbtönen, grelles Licht und Wärme brandeten wie eine Sturmflut auf meine Sinne ein. Unwillkürlich blieb ich stehen, blinzelte, hob schützend die linke Hand vor die Augen und hätte um ein Haar Sill fallengelassen.
    Es war ganz genau das, was ich durch den Kristall gesehen hatte – der schier undurchdringliche Dschungel, über den nur hier und da die moosbewachsenen Spitzen gewaltiger, riffartiger Felsen hinausragten, in der Ferne ein verschwommener grauer Schatten, der einer der beiden Türme sein mochte, von denen Madur erzählt und die ich flüchtig gesehen hatte, das schwülwarme Flirren und Summen des Dschungels...
    Und doch –
    Etwas war anders.
    Es dauerte einen Moment, bis mir der Unterschied vollends bewußt wurde.
    Es gab keinen Himmel.
    Aber die gewaltige, tiefblau strahlende Kuppel hoch über dem Dschungel war auch nicht die Decke einer Höhle, wie ich erwartet hatte.
    Es war Wasser.

    * * *

    »Was hast du, Robät?« fragte Madur.
    »Ich...« Ich suchte einen Moment nach einer passenden Antwort, schüttelte schließlich den Kopf und rettete mich in ein verlegenes Lächeln. »Nichts«, sagte ich ausweichend.
    »Der Anblick überrascht dich«, stellte Madur fest. Er lächelte. »Entweder, Robät, du bist der beste Schauspieler, dem ich jemals begegnet bin – oder du kommst wirklich aus einer anderen Welt. Aber welche Rolle spielt das schon? Du bist unser Freund, und das allein zählt.« Er wurde übergangslos ernst, drehte sich halb herum und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Dschungel hinab.
    Der Höhlenausgang, aus dem wir herausgetreten waren, befand sich in einer fast lotrecht aufsteigenden Wand, die sich mehr als hundert Yards weit über unsere Köpfe erhob. Vor uns lag ein sanft abfallender, mit kantigem Lavagestein übersäter Hang, keine zwanzig Schritte lang. Dahinter begann der Dschungel. Selbst aus dieser geringen Entfernung heraus sah er aus wie eine undurchdringliche, grünblauschwarz gefleckte Wand.
    »Wir müssen sehr vorsichtig sein«, sagte er. »Dies hier ist Ancen-Gebiet. Sie suchen bestimmt nach uns.«
    Ich antwortete nicht. Ich war viel zu verwirrt, um den Sinn seiner Worte wirklich zu begreifen. Meine Gedanken kreisten wie wild um den unmöglichen blauen Wasser-Himmel, der sich über der Welt der zwei Türme spannte. Es war unmöglich! hämmerten meine Gedanken. Alle Magie der Welt könnte so etwas nicht fertig bringen!
    Und doch sah ich es mit eigenen Augen...
    Kurz, bevor wir in den Dschungel eindrangen, blickte ich noch einmal zu der Felswand zurück, aus der wir hervorgetreten waren. Sie erhob sich gigantisch und finster bis weit in den Himmel hinein; hier und da schien sie mit der blauen Kuppel zu verschmelzen, obwohl ich mir dessen nicht vollends sicher war.
    Aber es war unmöglich, dachte ich immer wieder. Was zum Teufel hielt diese ungeheuerlichen Wassermassen zurück?
    Ich beschloß, die Lösung dieses Rätsels auf später zu verschieben, und konzentrierte mich ganz darauf, Madur zu folgen. Eine Zeitlang kamen wir ganz gut voran, wenn man die reglose Sill berücksichtigte, die wir zwischen uns trugen. Aber meine Kräfte ließen rapide nach, und bald stolperte ich mehr hinter meinem hünenhaften Führer her, als ich ging. Schließlich erreichten wir eine runde, mit flachem, blaugrauem Moos bewachsene Lichtung, an deren Rand Madur abermals stehenblieb und mich mit einer Mischung aus (wenn auch gutmütigem) Mitleid und Ungeduld ansah.
    »So geht das nicht, Robät«, sagte er. »Wir verlieren zu viel Zeit.« Er seufzte, sah sich um und deutete mit einer Kopfbewegung auf den gegenüberliegenden Rand der Lichtung. »Dort sind junge Bäume und Luftwurzeln«, sagte er. »Laß uns ein paar davon schlagen und eine Trage bauen.«
    Sein Vorschlag erschien mir nur logisch. Vorsichtig legten wir Sill neben einem

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