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Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Der Hexer - NR48 - Geistersturm

Titel: Der Hexer - NR48 - Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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einem Vulkan zu versenken.«
    Ich wollte etwas sagen, aber Howard schnitt mir mit einer herrischen Geste das Wort ab.
    »Ich weiß, was du sagen willst. Auch dort wären die SIEGEL nicht sicher. Aber sie haben Jahrmillionen sicher in ihren Verstecken geruht. Und sie wären auch noch dort, wenn du sie nicht wie harmlose Souvenirs eingesammelt hättest. Willst du die Gefahr nicht erkennen? Merkst du nicht, wie du zum Helfer der GROSSEN ALTEN wirst?«
    »Das stimmt nicht«, widersprach ich mit mühsam erzwungener Ruhe. »Du weißt selbst, daß die SIEGEL auch ohne mich längst nicht mehr in ihren Verstecken wären. Seit Andara das Tor zur Vergangenheit aufgestoßen und den Inkarnationen der ALTEN das Vordringen in die Gegenwart ermöglicht hat, waren die Verstecke hinfällig. Necron hätte die SIEGEL längst an sich gebracht und gebrochen. Wäre dir das vielleicht lieber gewesen?«
    »Es käme aufs gleiche raus, als wenn du es tust. Und wenn du so weitermachst, werden sie dich bald dazu zwingen können«, gab Howard zornig zurück und starrte mich finster an.
    Ich hielt seinem Blick nur ein paar Sekunden lang stand, dann mußte ich den Kopf abwenden.
    »Gebt mir die Dinger, und ich hau se zu Klump. Dann is Schluß mittem ganz’n Spektakel«, sagte Rowlf. Niemand lachte über den Scherz.
    Mary brachte Kaffee. Gierig schlürfte ich das heiße Getränk, um den Kopf wenigstens einigermaßen klar zu bekommen, und wußte doch, daß es mir nicht gelingen würde. Meine Erschöpfung hatte einen Punkt erreicht, an dem nicht einmal alle Aufputschmittel Londons meine Müdigkeit noch hätten zurückdrängen können, und ich hatte in den vergangenen Tagen und Nächten schon zuviel Kaffee in mich hineingeschüttet, als daß er noch irgendeine belebende Wirkung gehabt hätte. Wenn ich trotzdem nicht auf der Stelle einschlief, lag es allein an dem Alptraum und seinen möglicherweise schrecklichen Folgen, der mich noch wachhielt.
    »Bring wenigstens zwei oder drei der Siegel an einen anderen Ort«, nahm Howard das Gespräch wieder auf. »Fünf der SIEBEN SIEGEL DER MACHT zusammen aufzubewahren, das ist wie... wie...« Er brach ab, als ihm kein passender Vergleich einfiel. Selten hatte ich Howard so erregt und gleichzeitig hilflos gesehen. Es kam mir vor, als hätte die Müdigkeit meinen Blick noch geschärft, als nähme ich meine Umgebung überdurchschnittlich klar wahr, ohne daß etwas davon richtig in mein Bewußtsein drang.
    »Wie ein Sprung in ein Becken voller Piranhas, in der Hoffnung, daß sie keinen Hunger haben«, führte ich den Satz zu Ende. Trotz des versuchten Scherzes war mir keineswegs zum Lachen zumute. Ich wußte, daß Howard recht hatte, aber etwas in mir sträubte sich gegen den Gedanken, die SIEGEL fortzugeben.
    »Schlimmer, Robert, tausendmal schlimmer. Hier geht es nicht nur um dich oder mich. Deponiere einige der SIEGEL bei einer Bank, wenn du dich schon nicht von allen trennen willst. Oder verlaß du Andara-House für eine Weile. Du siehst doch, welche Wirkung die SIEGEL auf dich ausüben. Bislang waren die Verletzungen harmlos. Was passiert, wenn du deinen eigenen Tod träumst?«
    »Es gibt kein sichereres Versteck als Andara-House«, murmelte ich. »Und meine Abwesenheit nutzt auch nichts. Den ersten Alptraum hatte ich an Bord der NAUTILUS, mehr als hundert Meilen weit entfernt.«
    »Aber das Haus kann dich auch nicht schützen«, warf Howard hitzig ein. »Du mußt...«
    »... dringend schlafen«, unterbrach Mary ihn resolut. »Sehen Sie nicht, daß er schon jetzt halb tot ist, Mr. Lovecraft? Er hört doch nicht einmal mehr richtig, was Sie sagen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Howard wollte auffahren, doch Mary schob ihn bestimmt in Richtung Tür. Rowlf und Dr. Gray schlossen sich an.
    Ich versuchte zu protestieren, besaß aber nicht mehr die Kraft dazu. Noch bevor Mary das Licht löschte, war ich bereits eingeschlafen. In dieser Nacht war ich zu erschöpft, um überhaupt irgend etwas zu träumen.

    * * *

    Erschöpft zog Shadow ihre geistigen Fühler zurück und kapselte sich völlig von ihrer Umgebung ab, um neue Kräfte zu sammeln. Man hätte sie für tot halten können, wenn es irgend jemanden gegeben hätte, der sie sah, doch sie war allein, allein in einer Welt, die nur aus den Träumen der GROSSEN ALTEN geschaffen und noch nach dem Tode seines Wächtergeschöpfes vom verderblichen Geist Nyarlathoteps erfüllt war. Oder gerade nach seinem Tode.
    Kadath, die Kalte Wüste, die Welt jenseits der Welt;

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