Der Hexer von Hymal, Buch VIII - Freund und Feind
eigenen Burg wieder. Im Gepäck hatte er jede Menge Bücher und auch einen Vorrat des weißen Pulvers, mit dem man die Figuren auf den Boden des Ritualraums zeichnete, sowie einen Beutel mit Räucherwerk. Hoffentlich hatte der Nekromant nicht mitbekommen, dass sich der Adept daran so frech bedient hatte!
Oben in seiner kleinen Kammer angekommen, fragte sich der Junge, ob er sich nicht von seinen Getreuen berichten lassen sollte. Doch war ihm der Zustand in der Burg im Grunde völlig egal. Außerdem wollte er sich nicht zu sehr ablenken lassen. Wer wusste schon, was es hier wieder für Ärger gab.
So war es am einfachsten, seine Anwesenheit geheim zu halten. Jedenfalls, bis das Ritual überstanden war. Im Turm wohnte ohnehin niemands sonst. Sein untoter Wächter würde zudem Sorge dafür tragen, dass er hier ungestört bliebe.
Am besten, er würde gleich die kommende Nacht für die Beschwörung nutzen. Wozu noch weitere Zeit vergeuden? Die restlichen Stunden des Abends konnte er ja schon dazu nutzen, den Ritualraum vorzubereiten.
Nikko griff sich schnell einige Utensilien, die er zu brauchen glaubte, und stieg dann die Treppe hinunter. Der untote Diener folgte ihm bis zum Eingang, den er die Nacht über bewachen sollte. Der Adept hingegen folgte der Treppe weiter nach unten.
Eine der vier baugleichen Kammern im Keller hatte er sich schon vor langer Zeit zum Teleportraum ausbauen lassen. Die anderen waren bisher ungenutzt und teils mit Unrat vollgeramscht.
Der Adept wählte sich den am wenigsten vollgestellten Raum und leerte diesen. Zwischenzeitlich kam ihm dabei der Gedanke, den Untoten die Arbeit machen zu lassen. Doch sollte dieser ja dafür sorgen, dass keiner ihn hier störte.
Die Schlepperei hielt sich zum Glück in Grenzen. Nach vielleicht einer halben Stunde war die Kammer endlich freigeräumt. Ein wenig beengt für einen Ritualraum, stellte Nikko dann fest. Aber es würde schon irgendwie gehen. Es musste irgendwie gehen!
Mit einem Strick und dem weißen Pulver zog der Junge nun gleich den großen Ring. Mehr als drei Schritt Radius waren in der Enge des Raums leider nicht möglich. Des Nekromanten Ritualkammer hatte dagegen einen Schutzkreis von über zehn Schritt Durchmesser.
Das würde schon verdammt eng werden! Doch blieb ihm leider keine Wahl. Jedenfalls konnte er nicht an der Größe des Dreiecks sparen. Wäre das Gefängnis für den Dämon zu klein, drohte die ganze Beschwörung schief zu gehen. Mit etwas Pech könnte die Bestie es dann sogar sprengen!
Den inneren Schutzkreis konnte er ebenfalls nicht viel kleiner machen. Er musste schließlich noch hineinpassen. So schritt der Junge den Raum noch einmal ab und überlegte sich genau, wie er die beiden verbliebenen Muster am besten platzieren sollte.
Nikko entschied sich notgedrungen, den inneren Kreis nicht konzentrisch zum äußeren zu setzen. Dazu gab es einfach nicht genug Platz. Der kleine Schutzkreis hatte aber ohnehin eher symbolische Bedeutung. So zeichnete er ihn dicht an den Rand des großen Kreises und das Dreieck auf die gegenüberliegende Seite.
Passt doch alles, freute sich der Adept. Jetzt die Figuren noch einmal gründlich nachzeichnen, dann konnte das Ritual endlich beginnen.
Gesagt, getan. Ohne weitere Umschweife begann der Junge, die Kreise und das Dreieck mit Schutzzaubern aufzuladen. Erst der äußere Kreis, dann der innere und zuletzt das Dreieck. So hatte er es gelernt. So hatte es der Nekromant auch damals vorgemacht.
Nun die Glyphen in die Ecken des Tetraeders platzieren. Zwar konnte sich der Adept nicht mehr daran erinnern, welche Symbole der Graf einst verwendet hatte. Es war jedoch nicht schwer zu erraten, dass es Glyphen der Wahrheit, Treue und Gerechtigkeit sein dürften, die Faza am meisten schwächen würden. Als vierte wählte er einfach Gnade.
Soweit Nikko verstanden hatte, war die Wahl der Glyphen auch weniger wichtig, solange sie jedenfalls Prinzipien präsentierten, die der Dämon verabscheute.
Nun war alles vorbereitet. Noch konnte er das Ritual abbrechen. Tat er hier wirklich das Richtige oder schaufelte er gerade sein eigenes Grab? Nikko schlotterten die Knie, wenn er nur daran dachte, wem er hier gleich begegnen würde. Aber er hatte ja keine Wahl!
Hatte er wirklich keine andere Option? Könnte Peryndor ihn nicht beschützen, wenn er dem Großmeister alles beichtete? Oje, wie dieser wohl reagieren würde, wenn Nikko ihm erzählte, was er mit dem Nekromanten so alles angestellt hatte! Dieser wusste
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