Der Hexer von Hymal, Buch VIII - Freund und Feind
wollen, hätte er wohl eher eine Geschichte ersonnen, in der er besser weggekommen wäre.«
»Adept, ich weiß nicht, ob ich Euch danken soll oder Euch verfluchen«, schüttelte Meister Gilhatán dann wieder den Kopf und fügte todernst hinzu: »Dass Ihr uns von diesem Insekt befreit habt, muss Euch natürlich hoch angerechnet werden. Lange genug war der unsägliche Graf dem Orden ein Dorn im Auge. Doch habt Ihr Euch für Eure Tat wahrlich eine Unzeit ausgesucht!«
Insekt? Was für ein selbstherrlicher Kerl, den Grafen so zu betiteln! Sie alle hatten vor dessen Zauberei gezittert und ihn nur deshalb gewähren lassen. Jahrhunderte lang! Jetzt erst, wo die Gefahr gebannt war, so über den Nekromanten zu lästern, sah den Meistern dieses jämmerlichen Ordens ähnlich!
»Es wird Rhobany nicht entgangen sein, dass der Graf nicht mehr ist«, nickte Peryndor. »Damit ist ein wichtiger Puffer gefallen. Immerhin war der Graf stets eine… sagen wir betroffene dritte Person.«
»Er wird Skingár bald für sich in Anspruch nehmen und steht dann unmittelbar am Vyldampass«, fuhr der Alte fort. »Es fragt sich, ob er dann nicht gleich nach Hymal greifen wird, bevor der neue Herzog dort seine Macht zu sehr festigt.«
»Noch eine Front«, seufzte Gilhatán. »Als ob seine Ränke in Zundaj nicht schon genügend Ärger bedeuteten!«
Interessant! Jetzt hieß es, die Ohren zu spitzen. Hier konnte Nikko viel darüber erfahren, wie es wirklich um das Reich bestellt war.
»Peryndor, Hymal ist Euer Problem«, urteilte der Meister dann. »Ihr seid dort Hofmagier und müsst den Einfluss des Ordens sichern!«
»Ein Amt, das ich nie wollte!«, zeterte der Alte. »Ein Amt, das ich noch immer nicht will!«
Ach so! Erst schnappte der Großmeister ihm den Posten einfach so weg. Nun aber, wo das Amt tatsächlich Verpflichtungen mit sich zu bringen drohte, beschwerte er sich natürlich wieder.
»Der Orden ist so schon genug knapp bemannt, werter Großmeister«, keuchte Gilhatán. »Dass Rhobany fast die Hälfte der Meister auf seine Seite gezogen hat, macht die Sache umso schlimmer. Wir müssen alle Opfer bringen, wenn wir unsere Präsenz im Reich wahren wollen!«
»Soll sich der Adept doch um den Ärger kümmern, den er uns eingebrockt hat!«, schnauzte Peryndor. »Er wollte das Amt doch sowieso haben.«
»Ein Adept als Hofmagier?«, blökte Gilhatán. »Das geht doch nicht!«
»Dann ernennt mich doch zum Meister«, meinte Nikko. »Ich fühle mich ohnehin bereit dafür.«
Der junge Zauberer hatte zwar überhaupt keine Lust mehr auf das Amt des Hofmagiers von Hymal. Aber seine Pläne, ein Meister zu werden, hatte er noch nicht aufgegeben. Im Gegenteil!
»Fangt doch nicht schon wieder davon an, Adept«, war Peryndor genervt. »Ihr seid gerade einmal anderthalb Jahre dabei und habt noch lange nicht genug gelernt, um Euch Meister zu nennen.«
»Ich denke, dieser Adept hat mehr gesehen als mancher Meister«, sprang Xanthúal dem Jungen unvermutet zur Seite. »Gerade sein Einblick in die… Kunst des Grafen stellt vieles in den Schatten, worauf einige Meister stolz sind.«
»Ungern gebe ich Euch Recht, Meister Xanthúal«, stöhnte Gilhatán. »Dennoch tue ich es. Mit seinem… sinisteren Wissen ist der junge Mann ein Trumpf für unseren Orden. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir nicht allzu wählerisch sein können, welcher Waffen wir uns bedienen.«
»Ich habe auch kaum Bedenken, dass es ihm an Kompetenz fehlen könnte«, grinste Xanthúal. »Immerhin hat er schon einige Schulen gemeistert. Vergessen wir auch nicht, dass er all sein Können eingesetzt hat, den Nekromanten zu vernichten. Mit Erfolg!«
Warum sprang ihm gerade dieser Xanthúal plötzlich zur Seite? Bei dem Kerl konnte man ja nie vorsichtig genug sein. Vertrauen durfte er ihm auf keinen Fall. Doch würde er wohl ohnehin nie wieder einem anderen Zauberer vertrauen.
Nicht unwahrscheinlich, dass der Meister das eine oder andere Geheimnis des Nekromanten erfahren wollte. Nach dessen Vernichtung war Nikko vielleicht der Einzige, der die Zauberei des Grafen an andere weitergeben konnte.
»Wir müssten ihn natürlich vorher prüfen«, unterbrach Gilhatán die Gedanken des Adepten. »Ganz ohne Nachweis können wir schließlich keine Meisterwürde verleihen.«
»Machen wir doch gleich Nägel mit Köpfen«, schlug Xanthúal vor. »Mein Ritualraum steht zur Verfügung. Zu gerne würde ich eine seiner Beschwörungen sehen.«
»Solange es kein Dämon ist«, lachte
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