Der Hexer von Sunnydale
fröhlich die Chips des Alten und gab ihm drei Dollar fünfundsiebzig heraus. „Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen."
„Genau", brummte der Alte. „Ich geh jetzt raus und halt Ausschau nach diesem Saboteur, bevor wir aufmachen." „Gibt's hier einen Saboteur?" fragte Willow besorgt.
Der alte Mann blickte sie höhnisch an. „Nur irgendwelche Typen, die uns ins Handwerk pfuschen wollen. Die kriegen wir schon."
„Warum melden Sie's nicht der Polizei?"
Hopscotch rieb seine grauen Bartstoppeln. „Wir verlassen uns nicht auf Außenstehende, die unser Geschäft nicht kennen. Wir Kirmesleute haben unser eigenes Gesetz."
„Ich verstehe", antwortete Willow nervös lächelnd.
„Komm schon, teil aus\" schimpfte einer der Spieler, ein junger Mann mit nacktem Oberkörper und langem schwarzem Haar. Hopscotch winkte ihnen noch einmal zu und stieg aus dem Wohnwagen.
„Du bist nicht mitgegangen", sagte Willow. Der junge Mann warf ihr einen finsteren Blick zu und legte zwei Fünfzig-Cent-Chips auf den Tisch. Willow mischte die Karten und teilte aus - an den jungen Schwarzhaarigen, Lonnie, einen anderen Mann und sich selbst. Insgeheim beschieß sie, nicht so unbarmherzig zu sein - vielleicht würde sie ihnen sogar etwas Geld zurückgeben.
„Erinner mich daran, daß ich nie Strip-Poker mit dir spiele." Lonnie zwinkerte ihr zu.
Willow lief rot an. „Okay, ich werd dran denken."
„Wir könnten genausogut Strip-Poker spielen", murrte der Typ mit nacktem Oberkörper. „Noch so 'n paar Mistkarten, und ich kann froh sein, wenn ich noch meine Unterhose hab." „Ich kann dir höchstens fünfzig Cents für deine Unterwäsche geben", scherzte Willow. „Ich glaube, das ist mehr als großzügig."
Lonnie lachte. „Ich geb dir zwei Cents dazu." Immer noch lächelnd nahm Willow ihr Blatt auf und sah, daß sie zwei Damen und eine Zwei hatte, die Jokerkarte. Bevor sie auch nur einmal neue Karten genommen hatte, hatte sie bereits drei Damen auf der Hand. Man kann es nicht leugnen, dachte sie freudig, heute ist mein Glückstag.
Nach Mittag lag Xander noch im Bett und schnarchte lauthals. Er hatte seine Mutter gebeten, ihn nicht zu wecken - nicht einmal zum Mittagessen -, weil er abends eine Verabredung hatte und sich vorher ausruhen mußte. Er lächelte im Schlaf und träumte von blauen Tattoos auf glatter brauner Haut.
Als Buffy und Giles bei Sonnenuntergang zur Kirmes kamen, wirkte sie wie eine Geisterstadt, die nach langem Schlaf wieder zum Leben erwacht. Eines nach dem anderen gingen die Neonlichter an, und die riesigen Fahrgeschäfte liefen warm. Ächzend und stöhnend begannen die mächtigen Arme des ,Oktopus' und das Riesenrad zu rotieren, und der Himmel wurde von schillernden Regenbogenfarben erhellt. Fritten, Hot Dogs und indianisches Fry Bread brutzelten fröhlich im Fett und erfüllten die Luft mit vertrautem Geruch. Surfermusik schallte aus den knisternden Lautsprechern.
Es war, als sei jede Nacht gleich, nur eine Fortsetzung der vergangenen Nacht.
Buffy sah Familien mit kleinen Kindern bei den Karussells, aber die meisten würden in ungefähr einer Stunde verschwunden sein. Die abendliche Kirmes gehörte den jungen Leuten - und den Gestalten der Nacht. Giles, der neben Buffy stand, starrte offenen Mundes auf die billigen
Attraktionen und die Masse von Teenagern, die sich durch die Gassen wälzte.
„Oje", murmelte er. „Der Zustand der westlichen Kultur ist schlimmer, als ich dachte."
Buffy seufzte. „Aber niemand zwingt die Kids, herzukommen. Wir tun es freiwillig."
„Furchtbar!" pflichtete Giles ihr bei. „Wo fangen wir nun in diesem Sumpf der Verderbtheit zu suchen an?"
Buffy senkte ihre Stimme: „Ich fürchte, wir müssen uns in einen Wohnwagen schleichen, weil ich nicht glaube, daß sie ihre Kojotenhäute im Rucksack bei sich tragen. Ich weiß, wo Roses Wohnwagen steht, aber wir müssen erstmal nachschauen, ob sie im Moment arbeitet."
Buffy führte ihn über die Mittelgasse. Beide achteten nicht auf die Anreißer, die versuchten, sie auf alle möglichen Bahnen zu locken und zu Spielen zu verleiten. Buffy spähte argwöhnisch nach Hopscotch aus, der vermutlich aus dem verborgenen jeden ihrer Schritte beobachtete, aber sie sah den alten Schausteller nicht. Vielleicht mußte er heute Abend zur Abwechslung einmal arbeiten, denn großes Publikum war gekommen und hatte alle Attraktionen vollbesetzt.
Im Gehen bestaunte Giles die Fahrgeschäfte, die Spiele, die Imbißbuden und die Leute. Als er
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