Der Highlander, der mein Herz stahl: Roman (German Edition)
vor Angst. Er hatte vergangene Nacht ihrer Familie eine Botschaft zukommen lassen wollen. War etwas passiert?
»Ist er verletzt?«
Duncans merkwürdiger Blick verriet ihr, dass sie übertrieben reagiert hatte. Sie zwang ihr rasendes Herzklopfen zur Ruhe. Was stimmt mit mir nicht?
»Nein, Mädchen, es ist nur ein Kratzer.«
Ellie konnte sich vorstellen, was »nur ein Kratzer« für so abgebrühte Krieger wie Hawk und seine Männer bedeutete. Gebrochene Gliedmaßen und aus dem Leib quellende Eingeweide vor Augen, folgte sie Meg und Duncan den Weg hinunter zum Ufer, wo die Männer ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Sie war dankbar, dass niemand eine Bemerkung darüber machte, dass sie sich ihnen einfach angeschlossen hatte. Sie war nicht sicher, es erklären zu können, nur musste sie mit eigenen Augen sehen, dass er unversehrt war. Nur die Möglichkeit, dass er verletzt worden war, weil er ihr einen Gefallen tun wollte, war der Grund ihrer Besorgnis.
Es erklärte aber nicht ihr heftiges Herzklopfen und das Gefühl der Enge in ihrer Brust.
Eine Gruppe von Männern hatte sich um das Feuer im Hintergrund der Höhle geschart. Als Meg kam, machten sie Platz und gaben den Blick auf den Captain frei. An einen niedrigen Felsblock gelehnt, lag er auf einem Plaid ausgestreckt da.
Ellies Knie wurden weich. Nicht weil er so bleich unter den breiten schwarzen Schmutzstreifen war, die seine Haut bedeckten, auch nicht wegen des großen diagonal verlaufenden Schnittes auf seinem Leib, sondern weil seine Brust bloß war. Seine sehr breite, sehr muskulöse, sehr nackte Brust. Ihr Blick fiel auf das locker um seine Mitte gewickelte Plaid, und ihr Mund wurde trocken. Es stand zu vermuten, dass der Rest von ihm ebenso unbekleidet war.
Lieber Gott. Ihre Handflächen wurden feucht, ihr Magen flatterte nervös. Er war prachtvoll. Muskulös, aber schlank. Der breite Schild seiner Brust war wie gemeißelt und hart wie die Felswand der Höhle hinter ihm. Seine Arme strotzten vor Muskelsträngen; sein Bauch war flach und gerippt, durchzogen von schmalen, festen Stahlbändern. Wie es aussah, hatte er keine Unze überflüssiges Fleisch an sich.
Tief in ihr musste ein urzeitlicher weiblicher Instinkt schlummern, der bei übertriebener Zurschaustellung von körperlicher Stärke aufflammte. Sie musste nicht beschützt werden, falls sie aber jemals Schutz brauchte, war er der Mann, den sie an ihrer Seite haben wollte. Auf dem Schlachtfeld musste er großartig sein.
Sein Blick tauchte in ihren. Hielt sie fest. Ließ nicht zu, dass sie sich umdrehte. Der Bewusstseinsstrom zwischen ihnen wurde stärker; sie hätte ihn nicht unterbrechen können, selbst wenn sie es gewollt hätte.
Etwas war im Gange, wenn sie auch nicht wusste, was. Als wären einen Augenblick lang Verstellung und Selbstgefälligkeit von ihnen abgefallen und sie stünden sich nur als Mann und Frau gegenüber. Nicht als Pirat und Gefangene. Nicht goldener Gott und nur passabel hübsche Frau. Nicht der Mann, der vor dem Gesetz floh, und die Tochter des Earls, verlobt mit einem der mächtigsten Männer Englands. Einen Moment lang war das alles ohne Bedeutung.
Noch nie hatte er sie so eindringlich angesehen. So ernst. Schon fürchtete sie, er könnte sie durchschauen. Er könnte ihre Besorgnis, ihre Furcht und ihre sehr weibliche Reaktion auf seine Nacktheit erkennen.
Das war kein Mann, dem alles gleichgültig war. Dies war ein Mann tiefer Sehnsüchte und wilder Intensität. Ein Mann, für den sie ernsthafte Gefühle entwickeln konnte.
Der Gedanke störte – und ängstigte – sie.
Sie spürte ein starkes Ziehen in der Brust und musste sich zwingen, hinter Meg zu gehen und nicht dem Drang nachzugeben, sofort an seine Seite zu eilen und sich zu überzeugen, dass ihm nichts fehlte.
»Na, was hast du diesmal angestellt?«, fragte Meg besorgt.
Endlich ließ sein Blick sie los, wieder verbarg die Maske unbekümmerter Liebenswürdigkeit seine Gedanken.
»Ach, ein wenig Ärger mit einem Messer. Sieht nicht ernst aus, aber Domnall hat darauf bestanden, dass du dich darum kümmerst. Ich habe zu ihm gesagt, dass die Mädchen scharf auf Narben sind, aber du kennst ja seinen Eigensinn.«
Domnall schnaubte.
»Ich möchte deinen stinkenden Leichnam nicht über alle Inseln schleppen müssen, das ist alles.«
Erik wandte sich lachend an Ellie, die wohl erbleicht sein musste.
»Lass dich nicht durch seine Großsprecherei täuschen, Mädchen. Er meint kein einziges Wort ernst.«
»Lass
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