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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ansehen konnte. Allerdings hatte er bereits vor langer Zeit gelernt, dass Aberglaube nur selten auf Vernunft beruhte.
    „Und überdies stottert sie“, fügte Will seufzend hinzu. Kades Kopf ruckte herum. Er sah Will verdattert an.
    „Sie stottert?“, fragte er verblüfft.
    „Aye. Ist es dir noch nicht aufgefallen?“ Auch er klang einigermaßen verwundert.
    „Wenn sie mit mir spricht, stottert sie jedenfalls nicht“, beteuerte er.
    „Wirklich nicht?“ Das weckte Wills Neugier. Die Hand, die mit dem Tuch wedelte, erstarrte in ihrer Bewegung. „Das ist merkwürdig. Im Kreise von Familie und Freunden stammelt sie in der Tat nicht, doch gemeinhin tut sie es gegenüber Fremden, zumindest bis sie diese besser kennt und sich in ihrer Gegenwart nicht länger unbehaglich fühlt.“
    „Hmm“, machte Kade.
    „Womöglich stottert sie nicht, wenn sie mit dir zusammen ist, weil du sie bislang nicht gesehen hast“, mutmaßte Will. „Das würde beweisen, was ich immer schon geargwöhnt habe. “
    „Und das wäre?“, erkundigte Kade sich.
    „Dass sie nur dann schüchtern und wortkarg wird und stottert, wenn sie sich ihres Aussehens schämt“, erwiderte Will und fügte leise an: „Als sie noch klein war, wurde sie wegen ihrer Haare und dem Muttermal grausam gehänselt. So sehr, dass sie die anderen Kinder mied und nur noch mi t, mir spielte.“ Seufzend drehte er sich um und legte den feuchten Leinenstreifen neben die Schüssel auf der Truhe. „Sofern ich richtig liege, wird sie dich künftig gewiss Mabs’ zarten Händen überlassen und meiden, wenn sie merkt, dass du wieder sehen kannst.“
    Missmutig betrachtete Kade die nicht gerade verlockende Aussicht, dass allein Mabs sich von nun an um ihn kümmern und ihm Gesellschaft leisten werde, bis er wieder bei Kräften war. Nicht dass er vorhatte, noch lange im Bett zu bleiben. Er war nie ein geduldiger Kranker gewesen; erzwungene Bettruhe war ihm immer schon zuwider gewesen. Der Gedanke, die nächsten Tage nur mit Mabs zu verbringen und allein durch Wills gelegentliche Besuche etwas Abwechslung zu finden, war alles andere als erfreulich.
    „Her mit dem Tuch.“ Er streckte die Hand aus, nur um sie gleich wieder zurückzuziehen, als er sah, wie jämmerlich sie zitterte.
    „Was? Wieso das?“, fragte Will erstaunt.
    „Weil deine Schwester versprochen hat, mir etwas vorzulesen, sobald ich aufwache. Und keineswegs werde ich sie wissen lassen, dass ich wieder sehen kann. Ich will sie nicht vertreiben, nur weil ein paar trottelige englische Hohlköpfe sie dazu gebracht haben, sich für ihr Aussehen zu schämen. Und jetzt her mit dem verdammten Lappen. Lass sie denken, ich hätte noch immer Schwierigkeiten mit den Augen.“
    Belustigt verzog Will den Mund, griff aber gehorsam nach dem Leinenstück. Mit dem Rücken zu Kade fragte er neugierig: „Ist es, weil Mabs so staubtrocken und tyrannisch ist? Oder weil meine Schwester so liebreizend ist und du ihre Gesellschaft genießt?“
    „Ich bin wohl kaum lange genug wach, um beurteilen zu können, ob ich die Gesellschaft deiner Schwester genieße“, wandte Kade spöttisch ein, auch wenn dies nicht ganz stimmte. Während der beiden Male, da er wach und sie zugegen gewesen war, schien sie dem Gemach einen besonderen Glanz verliehen zu haben. Selbst Wills Besuch gestern
    Abend und der seiner Männer an diesem Morgen hatten nicht so wohltuend auf ihn gewirkt wie die wenigen kurzen Augenblicke mit Averill.
    „Wohl wahr“, räumte Will ein, als er sich mit dem Tuch in der Hand umdrehte. „Also werde ich mir die Frage für später aufheben und sie dir in etwa einer Woche noch einmal stellen. Und gespannt deiner Antwort harren.“
    Kade brummte darauf nur und versteifte sich unwillkürlich, als er hörte, wie die Tür aufging. Unwillkürlich wandte er den Kopf, um zu sehen, wer eintrat, und erblickte Averill, deren Haar ungezähmt die milchweiße Haut ihres lieblichen Gesichts umloderte. Vorsichtig trug sie ein Tablett herein. Gerade hatte er seine Aufmerksamkeit ihrem dunkelgrünen Kleid zugewandt und festgestellt, wie hervorragend es zur Farbe ihres Haars passte und wie wunderbar es ihre drallen Rundungen umschmeichelte, als ihm der Anblick jäh verwehrt wurde, da Will ihm den Umschlag aufs Gesicht drückte.
    „So“, sagte Will laut. „Ich bin guten Mutes, dass deine Augen sich schon bald wieder erholen werden. Lass nur den feuchten Umschlag darauf liegen, und übe dich in Geduld.“
    „Bereiten ihm seine Augen also

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