Der Highlander und die Kriegerin
und sie war meine erste ... die erste Frau, die ich hatte. Ich habe mir eingebildet, sie zu lieben, und hatte mir bereits unsere gemeinsame Zukunft ausgemalt. Ich wollte sie heiraten, obgleich ich nichts besaß, das ich in eine Ehe hätte einbringen können. Schließlich war ich der dritte Sohn eines Laird. Wir waren kein armer Clan, aber auch nie reich. Ich hatte vor, bei ihrem Cousin Duncan Cameron um ihre Hand anzuhalten.“ Rionna verzog das Gesicht, und obwohl sie die Geschichte eigentlich kannte, oder zumindest ihre wesentlichen Teile, erschauerte sie noch immer über die verhängnisvolle Wende, die sie genommen hatte.
„Mein Vater hat Ewan, Alaric und mich damals zu einem benachbarten Clan geschickt, um Geschäfte zu machen. Während wir fort waren, betäubte Elspeth die Krieger und öffnete das Tor, sodass Camerons Männer mitten in der Nacht eindringen konnten. Es war das reinste Blutbad. Unser Clan war weit in der Unterzahl, und wir waren damals nicht annähernd so standhaft wie heute. Wir hatten keine Chance.
Als meine Brüder und ich zurückkehrten, fanden wir Vater gemeuchelt vor. Ewans junge Gemahlin war geschändet worden, und anschließend hatte man ihr die Kehle durchgeschnitten. Nur Ewans Sohn hatte überlebt, weil die Frauen ihn versteckt hatten.
Die verbliebenen Clanmitglieder haben mir berichtet, was Elspeth getan hat, aber damit endet meine Schmach noch nicht.“
Rionna zog die Brauen zusammen. „Was ist dann geschehen?“ „Ich habe ihnen nicht geglaubt“, entgegnete er voller Abscheu. „Die Beweise waren übermächtig, und mein Verstand sah dies auch. Aber mein Herz sagte mir, dass Elspeth mich unmöglich verraten haben konnte. Ich machte sie ausfindig, entschlossen, sie selbst anzuhören. Ich war sicher, dass alles ein Missverständnis war.“
Sie zuckte zusammen und atmete hörbar aus. Diesen Teil der Geschichte kannte sie noch nicht.
„Als ich sie zur Rede stellte, hat sie nur gefeixt und nicht einmal versucht, mir eine Lüge aufzutischen. Sie hat mir ins Gesicht gelacht, und als ich mich abwandte, hat sie ein Messer gezückt und es mir in den Rücken gestoßen.“
„Die Narbe an Eurer Seite“, hauchte Rionna.
„Aye. Ich trage dieses Mal keineswegs mit Stolz. Es gemahnt mich daran, dass ich eine Frau, die mir teuer war, meinen Clan zerschlagen ließ.“
„Wo ist sie jetzt?“
„Das weiß ich nicht. Und es ist mir egal. Eines Tages wird sie für ihre Sünden büßen, so wie ich für die meinen.“
„Denkt Ihr nicht, dass Ihr Eure Fehler längst gesühnt habt?“, fragte sie. „Euer Clan ist wieder stark, Eure Sippe lebt im Wohlstand, und durch Euch ist ein Bündnis zustande gekommen, das viele Menschen vor Camerons rücksichtsloser Härte bewahren wird.“
„Nichts, das ich je tue, wird meinen Brüdern und mir den Vater zurückgeben. An jenem Tag habe ich eine wertvolle Lektion gelernt, eine, die ich stets befolgen werde. Mein Herz hat mich blind gemacht für Beweise, die mein Verstand längst als hieb- und stichfest erkannt hatte. Niemals wieder werde ich in Zweifel ziehen, was auf der Hand liegt.“ Betroffen strich ihm Rionna über die Brust und schmiegte sich an ihn. Er klang so ... kalt. Nicht im Mindesten wie der warmherzige, wenn auch schroffe Krieger, den sie von ganzem Herzen liebte.
Zum ersten Mal fragte sie sich, ob der Teil von Caelen, den Elspeth vernichtet hatte, unwiederbringlich verloren war.
Er legte seine Hand auf Rionnas und drückte diese. Schweigend lagen sie da, und Rionna sann über das nach, was er ihr eröffnet hatte. Je länger sie grübelte, desto mehr stieß ihr eine Sache auf, die keinen Sinn ergab.
„Caelen?“
„Aye?"
„Weshalb hat Cameron überhaupt angegriffen? Was hatte er vor? Schließlich hat er sich das McCabe-Land nicht angeeignet, sondern lediglich Eure Burg in Schutt und Asche gelegt.“
Er atmete tief durch, wodurch sich seine Brust hob und senkte. „Ich weiß es nicht, ich begreife es selbst nicht. Es war, als hätte er uns eine Botschaft geschickt, aber was er uns sagen wollte, habe ich nie verstanden. Wir waren ein friedlicher Clan und haben niemanden angegriffen. Mein Vater hat Fehden nicht gutgeheißen, wenn sie nur um des Kämpfens willen ausgetragen wurden. Es macht mich krank, wenn ich daran denke, dass ausgerechnet er, der niemandem etwas zuleide getan hatte, ein solches Ende finden musste.“
Rionna lehnte sich auf einen Ellbogen und schaute auf Caelen hinab. Ihr lag etwas schwer auf der Seele, und mit
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