Der Highlander und die Kriegerin
Cameron. Er hat schon früher darüber gesprochen, aber ich habe ihn nicht für voll genommen. Er war fuchsteufelswild darüber, dass man ihn gezwungen hat, als Laird zurückzutreten. Inzwischen bin ich überzeugt, dass er schon damals, als er das Bündnis vorgeschlagen hat, nicht die Absicht hatte, den Titel je abzugeben. Erinnere dich - der Plan lautete, dass Alaric McCabe ihn mit der Geburt meines ersten Kindes als Laird ablösen sollte. Aber weshalb wollte er warten? Diese Abmachung hat in meinen Augen nie Sinn ergeben. Mein Vater hat sich so fest an den Titel geklammert. Ich bin überzeugt, dass er Alaric hat ermorden wollte, wenn ich erst einmal schwanger gewesen wäre. Er hätte es wie einen Unfall aussehen lassen, und Ewan hätte das Bündnis niemals gebrochen, da ich Alarics Kind unterm Herzen getragen hätte. Er hätte ja nicht beweisen können, dass Vater hinter Alarics Tod steckt.“
„Was Ihr da sagt, klingt recht verworren“, meinte Gannon ernst. „Mir ist klar, dass es sich überzogen anhört, so als hätte ich mir das alles nur ausgedacht, weil ich mich um Caelen sorge. Aber es ist einleuchtend, Gannon. Denk darüber nach - es hat Sinn.“
„Aye, in der Tat.“
„Wir dürfen nicht warten, bis Ewan für den Kampf gegen Cameron gerüstet ist. Ich will, dass du so schnell wie möglich nach Neamh Álainn eilst und Ewan unterrichtest, während ich Caelen nachreite. Ich habe keine Ahnung, was in diesem Schreiben hier steht. Ich darf das Siegel nicht brechen, denn das würde meinen Plan zunichtemachen. Aber welche Weisungen auch immer das Schreiben enthält, Ewan muss sein Vorhaben ändern, sofern wir Cameron überrumpeln wollen.“
Gannon schüttelte heftig den Kopf. „Ich werde Euch auf keinen Fall allein nach Cameron Keep reiten lassen, Mylady. Caelen würde mir die Eingeweide herausreißen und sie an die Schweine verfüttern, wenn ich zuließe, dass Ihr Euren wie auch immer gearteten Plan in die Tat umsetzt.“
Rionna gab einen erbosten Laut von sich. Sie war zornig und ängstigte sich zu Tode, und beides sorgte dafür, dass sie sich kaum beherrschen konnte. Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt und so getan, als sei dies alles nicht geschehen. Aber Caelens Leben hing von ihr ab. Sie würde ihn retten - und wenn sie sich dafür ihren gesamten Clan zum Feind machte.
„Willst du ihn einfach sterben lassen, während du darauf wartest, dass seine Brüder in aller Seelenruhe ihre Krieger sammeln und Cameron angreifen? Glaubst du etwa, dass Caelen dann noch am Leben ist? Denk nach, Gannon. Caelen ist verletzt und wird meinem Vater und dessen Männern nur im Weg sein. Wenn ich jetzt aufbreche und ohne Pause reite, werde ich sie erreichen, ehe sie Zeit haben, über Caelens Schicksal zu entscheiden.“
Gannon raufte sich die Haare und wandte sich ab. „Was Ihr da von mir verlangt, Mylady, ist unmöglich. Wie kann ich Euch allein ziehen lassen und mich zu Ewan durchschlagen? Wie soll ich Caelen je wieder in die Augen sehen, falls Euch und dem Kind etwas zustößt? Ihr unterschätzt Caelen, er ist zäh. Ein Pfeil im Rücken bringt ihn nicht um. Schließlich hat er viel, für das es sich zu leben lohnt.“
Rionna zog ihn am Arm, bis er sich wieder zu ihr umdrehte. „Mein Clan wird mich begleiten, aber nur ich kann mir Zugang zu Camerons Feste verschaffen. Es ist wichtig, dass er denkt, ich käme allein. Alles hängt davon ab, dass er glaubt, was er glauben soll. Ich muss Zeit schinden, bis Ewan eintrifft. Ich frage dich keineswegs um Erlaubnis, Gannon, sondern erbitte deine Hilfe. Du musst für mich zu Ewan reiten. Wenn ich einen McDonald schickte, würde Ewan die Sache nur für eine Finte halten. Aber dir wird er glauben. Du warst sein engster Vertrauter. Du warst derjenige, den er seinem Bruder an die Seite gestellt hat, damit dieser jemanden hat, auf den er bauen kann. Ich und mein Kind zählen auf deine Hilfe bei der Rettung meines Gemahls.“
„Ihr kämpft mit unlauteren Mitteln, Mylady“, wandte Gannon entrüstet ein.
„Wie könnte ich nicht, wenn doch das Leben meines Gemahls auf dem Spiel steht?“, erwiderte sie heftig. „Ich liebe ihn, und ich werde ihn nicht sterben lassen, sofern ich es verhindern kann. Wenn ich muss, nehme ich es mit meinem Vater ebenso auf wie mit Duncan Cameron und dessen gesamter Armee.“
Gannons Miene wurde weich. Er berührte Rionna am Arm, eine begütigende Geste. „Caelen kann sich glücklich schätzen, Mylady. Es kommt nicht oft vor, dass eine
Weitere Kostenlose Bücher