Der Highlander und die Kriegerin
iss etwas, die anderen sollen das Fleisch hineinbringen.“
Da Ewan noch immer keine Nachricht geschickt hatte, konnte Rionna sich auf ein paar weitere Tage mit ihrem Gemahl freuen, ehe er in die Schlacht ziehen musste. Das stimmte sie frohgemut und milderte die Kopfschmerzen, die sie seit Caelens Aufbruch peinigten.
Den Nachmittag brachten sie damit zu, das Fleisch zu verarbeiten. Dabei entdeckte Rionna rasch, dass ihr Zustand durchaus seine unangenehmen Seiten hatte. Bislang war sie von Übelkeit verschont geblieben. Abgesehen von der anfänglichen Müdigkeit hatte sie von ihrer Schwangerschaft bis zu diesem Tag kaum etwas gemerkt. Doch als sie sich nun den Hirschkadaver vornahm und ihr der Geruch von Blut und rohem Fleisch in die Nase stieg, drehte sich ihr der Magen um.
Zu ihrer Schmach erbrach sie sich in den Schnee, und so sehr sie sich auch bemühte, den Gestank loszuwerden, schien sich dieser ihr unauslöschlich einzuprägen.
Gannon führte sie behutsam von der Stelle fort, an der die Frauen werkelten, und geleitete sie durch den Schnee zum anderen Ende des Hofs, wo sie kühle, klare Luft atmen konnte. Von hier aus ließ sich der See überblicken.
„Wie peinlich“, murmelte sie.
Gannon lächelte. „Nay, das ist gar nicht so ungewöhnlich für eine Frau in Euren Umständen. Lady McCabe war von dem Augenblick, da sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hat, bis zur Entbindung schlecht. Cormac und ich haben immerzu nach Behältnissen Ausschau halten müssen, in die sie sich übergeben konnte.“
Ein Ruf vom Tor her lenkte Rionna von ihrem noch immer rebellierenden Magen ab. Gannon und sie schauten gerade rechtzeitig auf, um Simon in den Hof galoppieren zu sehen. Sein Gesicht war voller Blut, und sein Pferd war schaumbedeckt, als habe er es gnadenlos getrieben.
Er brachte das Pferd zum Stehen, glitt aus dem Sattel und sank in den Schnee.
Furcht packte Rionnas Herz, und ehe Gannon sie zurückhalten konnte, war sie schon losgerannt. Sie war als Erste bei Simon und kniete neben ihm nieder. Gannon war gleich nach ihr zur Stelle und half ihr, den älteren Mann auf den Rücken zu wälzen.
Blut sickerte in den Schnee und färbte ihn scharlachrot. Simon war kaum bei Bewusstsein. Zwischen Hals und Schulter klaffte eine Wunde. Der Schnitt war tief und hätte Simon um ein Haar den Arm gekostet.
Blinzelnd schlug er die zugeschwollenen Augen auf. Stumm bewegte er die Lippen in dem Bemühen, etwas zu sagen.
„Nicht“, flüsterte Rionna und spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „Nicht sprechen, Simon. Rühr dich nicht, bis wir die Blutung stillen können.“
„ Nay , Mylady“, krächzte er. „Ich muss es Euch sagen. Es ist wichtig. Wir sind in einen Hinterhalt geraten. Der Laird wurde von einem Pfeil getroffen. In den Rücken. Sie haben gewartet, bis wir vorbeigeritten waren, und uns von hinten angegriffen.“
„Oh, Gott“, sagte Rionna erstickt. „Caelen? Lebt er? Wo ist er? Wo sind die anderen?“
„Arlen ist tot“, flüsterte Simon.
„Vater!“ Jamie kam herbeigelaufen, sank auf die Knie und barg den Kopf seines Vaters in seinem Schoß. „Was ist passiert?“
„Still, Junge“, sagte Gannon grimmig. „Er berichtet es gerade.“ Simon benetzte seine Lippen und stöhnte leise. „Der Laird ist vom Pferd gestürzt, lebt aber. Sie haben ihn mitgenommen.“
„Wer?“, wollte Rionna wissen. „Wer hat euch das angetan?“ Simon blickte sie durchdringend an, und kurz loderte Zorn in seinen Augen auf. „Euer Vater, mein Kind. Es war Euer Vater. Und die Männer, die sich auf seine Seite geschlagen haben. Sie bringen ihn zu Duncan Cameron.“
Kapitel 29
W enn Ihr tatsächlich glaubt, ich lasse Euch von der Burg, müsst Ihr närrisch sein“, sagte Gannon rundheraus, während Rionna in der großen Halle auf und ab schritt. Rionna ergriff die Schriftrolle, die Ewan McCabes Siegel ebenso trug wie das des Königs. Kaum eine Stunde, nachdem Simon von Caelens Gefangennahme berichtet hatte, war dieses Schreiben eingetroffen.
Sie drehte sich zu Gannon um und sah ihn flehentlich an. Alles war verloren, wenn sie ihn nicht überzeugen konnte. „Denk nach, Gannon. Denk darüber nach, und du wirst einsehen, dass ich recht habe. Wir dürfen nicht warten. Cameron wird Caelen umbringen. Wenn nicht er es tut, dann mein Vater. Ganz sicher wird Caelen nicht bloß entführt, um an Ewan McCabe heranzukommen. Dies ist das Werk meines Vaters, und er ist einen Pakt mit dem Teufel eingegangen - mit Duncan
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